Martin, der in einigen Handschriften als „gebürtig aus dem Königreich Böhmen aus dem Land Troppau“ (De regno Boemie oriendus patria Oppaviensis) bezeichnet wird, trat dem Dominikanerkloster St. Clemens[1] in der Prager Altstadt bei. Nach abgeschlossener theologischer Ausbildung wurde er in Prag zum Priester geweiht. Obwohl er erst 1261 urkundlich in Rom belegt ist, hielt er sich dort vermutlich schon während des Pontifikats des Papstes Alexanders IV. auf. Nach seinem Aufstieg als Beamter der Kurie bezeichnete er sich selbst als „Predigerbruder Martin, päpstlicher Pönitentiar und Kaplan“ (Frater Martinus ordinis Predicatorum, domni pape penitentiarius et capellanus). 1278 wurde Martin von Troppau von Papst Nikolaus III. auf den vakanten Erzbischofstuhl von Gnesenberufen. Allerdings starb er auf der Reise dorthin, noch bevor er Italien verlassen hatte.
Erst im 14. Jahrhundert ist sein latinisierter Beiname Martinus Polonus belegt. Er leitet sich davon ab, weil er Elekt von Gnesen war.
In einer späteren Interpolation seiner Papstliste wurde nachträglich die legendarische „Päpstin Johanna“ eingefügt.[2]
Chronicon pontificum et imperatorum; eine Universalgeschichte der Päpste und Kaiser bis Papst Nikolaus III., die fast in alle abendländischen Volkssprachen, aber auch ins Persische und Armenische übersetzt wurde.
Tabula Martiniana Decreti; eine Sammlung zum Kirchenrecht
Sermones de tempore, de sanctis; eine Sammlung homiletischer Mustervorlagen
Sermones de tempore et de sanctis. Johann Grüninger, Strassburg 1488 (Digitalisat)
Anna-Dorothee von den Brincken: Martin von Troppau O. P. als Graphiker des Geschichtsablaufs. In: Die Anfänge des Schrifttums in Oberschlesien bis zum Frühhumanismus. Hrsg. von Gerhard Kosellek, Frankfurt/Main [u.a.] 1997, ISBN 3-631-32750-1, S. 211–224.
Dies.: Martin von Troppau (Martinus Polonus). In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 6, 1986, Sp. 158–166.
Dies.: Studien zur Überlieferung der Chronik des Martin von Troppau – Erfahrungen mit einem massenhaft überlieferten historischen Text. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 41 (1985), S. 460–531.
Ludwig Weiland (Hrsg.): Martini Oppaviensis chronicon pontificum et imperatorum. MGH SS 22 (1872), S. 377–475 Faksimile bei Gallica
H. Daniel Embree (Hrsg.): The Chronicles of Rome. An Edition of the Middle English The Chronicle of Popes and Emperors and The Lollard Chronicle. Woodbridge 1999.
Wolfgang-Valentin Ikas: Martinus Polonus’ Chronicle of the Popes and Emperors: a Medieval Bestseller and its Neglected Influence on English Medieval Chroniclers. In: The English Historical Review 116 (2001), S. 327–341
Wolfgang-Valentin Ikas: Neue Handschriftenfunde zum Chronicon pontificum et imperatorum des Martin von Troppau. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 58 (2002), S. 521–537
Wolfgang-Valentin Ikas: Martin von Troppau (Martinus Polonus), O.P. (gest. 1278) in England. Überlieferungs- und wirkungsgeschichtliche Studien zu dessen Papst- und Kaiserchronik. (Wissensliteratur im Mittelalter 40) Wiesbaden: Verlag Dr. Ludwig Reichert 2002. ISBN 3-89500-313-1Rezension
Wolfgang-Valentin Ikas (Hrsg.): Fortsetzungen zur Papst- und Kaiserchronik Martins von Troppau aus England. (Monumenta Germaniae Historica: Scriptores rerum Germanicarum. Nova series; 19) Hannover: Hahn 2004.
wdr.de/... – WDR ZeitZeichen: Martin von Troppau, Chronist (Todestag 12. Juni 1278) vom 12. Juni 2018 (15 Min. Podcast) [Über mittelalterlichen Schreibstil von Wissenslücken und kreativen füllen von Troppau]