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ungarisch-deutscher Ethnologe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
László Vajda (auch Ladislaus Vajda; * 3. Februar 1923 in Budapest; † 14. November 2010 in München) war ein ungarisch-deutscher Ethnologe und Professor am Institut für Völkerkunde der Universität München.
Er ist der Sohn von Jenö Vajda (1898–1924) einem Budapester Dirigenten und Vilma, geborene Molnár (1900–1965). László Vajda besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Budapest. Nach dem Abitur im Jahre 1941 studierte er zunächst Zoologie an der Universität Budapest, wo ihn die Entomologie interessierte.[1] Später wechselte er aber zum Studium der außereuropäischen Kulturen, zur „Ethnologie“ über. Da es das Fachstudienfach noch nicht gab, studierte er ungarische Volkskunde. Er wurde während seines Studiums von Gyula Ortutay (1910–1978), dem späteren ungarischen Kultusminister, sowie dem Ethnographen und Linguisten Károly Viski (1882–1945) gefördert. Mit den Vorstellungen des Altphilologen und Mitglieds der Ungarische Akademie der Wissenschaften Károly Marót (1885–1963) setzte er sich intensiv auseinander. Vajda studierte bis zum Jahre 1947 Naturgeschichte, Ethnographie, Geographie, klassische und ungarische Philologie. Er vertrat eine antifaschistische Position gegen die Pfeilkreuzler und entzog sich im Jahre 1943 seiner Einberufung. Vajda war im Widerstand aktiv. Seinen Erinnerungen zufolge hatte er sich in jungen Jahren als Pianist, Sohn einer Pianistin und Musikstudent zunächst dem Sammeln und der Erforschung des vom Vergessen bedrohten Lieder- und Musikgutes in den entlegenen ländlichen Gegenden Ungarns und der Karpaten gewidmet – entsprechend den Interessen etwa auch von Béla Bartók. Diese Begegnung mit Volks- und Brauchtum führte die Entscheidung zur Ethnologie herbei, einem Fach, dessen Begrifflichkeit (im Unterschied zur damaligen Ethnographie) er in der Folge entscheidend prägte.[2][3]
1947 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. im Hauptfach Ethnographie, Thema seiner Dissertation war Das ethnologische Problem der Obo-Haufen.
1947 wurde er Universitäts-Assistent im Fach Ethnographie und Ethnologie und erhielt im folgenden Jahr eine Anstellung als Kustos im Ungarischen Ethnographischen Museum in Budapest. Von 1949 bis 1956 leitete er die neu eingerichtete Übersee-Abteilung dieses Museums und war gleichzeitig Lehrbeauftragter an der Universität Budapest im Fach Ethnologie. Nach dem Ungarischen Volksaufstand emigrierte er im Dezember 1956 in die Bundesrepublik Deutschland.
In Deutschland wurde Vajda zunächst von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Frobenius-Instituts, Frankfurt a. M. unterstützt. Von 1957 bis 1962 arbeitete er dann als Assistent unter Hermann Baumann im Institut für Völkerkunde und Afrikanistik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu Baumanns „Die Völker Afrikas und ihre traditionellen Kulturen“ trug Vajda ein Kapitel bei, zog aber seinen Namen wegen wissenschaftlich-methodischer Bedenken zurück: Statt Vajdas Namen erscheinen nur drei Sternchen. Baumann hatte den Forscher Seligman mehrfach zitiert, wegen dessen jüdischer Herkunft aber nicht ins Literaturverzeichnis aufgenommen.
1962 erfolgte die Habilitation, der Beginn seiner Lehrtätigkeit in München und 1964 eine Ernennung zum Universitätsdozenten. 1966 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. 1969 wurde er zum Wissenschaftlichen Rat ernannt, 1978 zum Professor. 1988 trat er in den Ruhestand.
László Vajda war in Ungarn Begründer der nach der komparatistischen Methode vorgehenden Ethnologie. Er war Ehrenmitglied des Vereins der Freunde und Förderer des Staatlichen Museums für Völkerkunde München und des Ethnographischen Vereins in Budapest sowie Offizier des Verdienstordens der Ungarischen Republik. Sein Lebenswerk ist eine enzyklopädische Kartei von Exzerpten aus allen Bereichen der Ethnologie und der ihr verwandten Wissenschaften.
Intesiv beschäftigte Vajda sich mit dem Schamanismus bzw. entwickelte Theorien zum Wesen des Schamanismus: In seinem Artikel Zur phaseologischen Stellung des Schamanismus (1959)[4] beschrieb Vajda den Schamanismus und wies auf das Vorhandensein von acht Elementen in einem bestimmten Ritualkomplex hin. Diese Elemente sind:
Für Vajda war der Schamanismus aber kein singuläres Element einer vorgefundenen Kultur, sondern musste als ein Komplex von Erscheinungen gedacht werden, die sich in charakteristischer- und sinnvollerweise miteinander verbinden. So ist nicht ein einzelnes Element ausreichend, um den gesamten Komplex „Schamanismus“ zu bestimmen, sind doch die einzelnen Elemente auch außerhalb des Schamanismus in unterschiedlichen Kontexten existent und wirksam. Erst in ihrem schamanentypischen ineinander treten ergibt sich das komplexe Phänomen, das als Schamanismus beschreibbar wird.[7]
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