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deutscher Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lukas Rietzschel (* 16. März[1] 1994 in Räckelwitz) ist ein deutscher Schriftsteller und Dramatiker.
Lukas Rietzschel wuchs in Kamenz in der sächsischen Oberlausitz in einer protestantischen Familie auf.[2] In Sachsen erwarb er die Fachhochschulreife.
Ein Studium an einer Universität war für ihn eigenen Angaben zufolge nur in Kassel möglich, weil man dort „auch ohne Abitur mit der Fachhochschulreife studieren“ könne.[3] Dieser Umstand führte zu Rietzschels zeitweiligem Wohnsitzwechsel nach Kassel, wo er neue Erfahrungen mit der Mentalität überwiegend westdeutscher Kommilitonen machte. An der Universität Kassel studierte er Politikwissenschaft und Germanistik. Nach seinem Weggang aus Kassel studierte Rietzschel an der Hochschule Zittau/Görlitz Kulturmanagement. Thema seiner Masterarbeit ist der Entwurf für ein jüdisches Museum in Görlitz,[4] wo der Autor auch derzeit wohnt.[5] Lukas Rietzschel baut in Görlitz das Literaturhaus in der Alten Synagoge mit auf, um einen Ort der Begegnung und Diskussion zu schaffen.[6]
2015 nahm Rietzschel erstmals am „Treffen Junger Autoren“ teil. Online gestellt ist ein Auszug aus dem Text Über dem Plastikdach die Sterne, der auf dem damaligen Treffen präsentiert wurde:
2021 betrieb Rietzschel mit dem Journalisten Cornelius Pollmer den Podcast Notizen aus der Provinz, in dem die beiden Themen besprechen, die abseits der Großstädte verhandelt werden.
Rietzschel trat 2017 in die SPD ein und war Beisitzer[8] im Vorstand des Ortsvereins Görlitz der SPD.[9][10][11][12] 2022 war er Mitgründer des PEN Berlin.[13]
Lukas Rietzschel betätigt sich auch als Maler. Bilder von ihm wurden erstmals 2022 in Lübbenau ausgestellt.[14]
2012 erschien Rietzschels erste Veröffentlichung im ZEIT Magazin. Danach erschienen dort weitere Texte von ihm. Kürzere Texte hat Lukas Rietzschel auch für andere Zeitungen geschrieben sowie in verschiedenen Anthologien veröffentlicht, darunter einen Auszug aus dem Nachfolgeroman zu seinem Erfolgsbuch Mit der Faust in die Welt schlagen.[15]
Am 23. Juli 2021 erschien Lukas Rietzschels zweiter Roman Raumfahrer, der die Geschichte des Krankenpflegers Jan Nowak mit der Familiengeschichte rund um den Maler Georg Baselitz verknüpft. Wie schon im Debütroman ist der Handlungsort die Oberlausitz. Der Roman arbeitet mit zahlreichen Auslassungen und Zeitsprüngen und erzählt die Geschichte seiner Protagonisten nicht chronologisch, sondern parallel. So kommt es vor, dass Passagen aus dem Leben der Brüder Günter und Hans-Georg Kern (so der bürgerliche Name von Georg Baselitz) u. a. der Fluchtversuch des jüngeren Bruders oder verschiedene Zersetzungsmaßnahmen der Staatssicherheit, neben jenen aus dem Leben des 1989 geborenen Jan und dessen Eltern stehen.
Der Titel des Romans bezieht sich nach Rietzschel nicht etwa auf Astronauten, sondern auf Menschen, die „zwischen Gegenwart und Vergangenheit schweben[16]“, die ihren Halt verloren haben, losgelöst leben von Zeit und Raum. Dabei bezieht sich der Autor nicht allein auf die Erfahrungen der Nachwendezeit, sondern stellt die These auf, dass die Entbehrungen und Verletzungen der Nachkriegsjahre mit jenen nach 1989 vergleichbar seien. Exemplarisch beschreibt er dieses Gefühl anhand der Gemäldeserie „Helden“ von Georg Baselitz aus den 1960er Jahren.
Für die Rezensentin Miriam Zeh (Deutschlandfunk Kultur) schreibt aktuell niemand einfühlsamer über Männlichkeit als Lukas Rietzschel.[17] Die Kritikerin trifft auf jede Menge Männer im zweiten Roman des jungen Autors: Zunächst begegnet sie Pfleger Jan aus Kamenz, der von einem alten Mann, Sohn von Georg Baselitz’ Bruder Günther Kern, einen Karton überreicht bekommt, in dem es um Verstrickungen zwischen der Baselitz-Familie und der Trennung von Jans Familie gehen soll. Jan sucht den Kontakt zu seinem Vater, recherchiert über den wenig bekannten Baselitz-Bruder und dessen Observierung durch die Stasi und stößt auf verschollene Baselitz-Bilder. Trotz diverser „Knalleffekte“ konzentriert sich Rietzschel in dieser Mischung aus Generationenroman und fiktionalisierter „Künstlerbruder-Biografie“ auf das Wesentliche, skizziert die Gegend und ihre Bewohner und lässt seine Figuren „schweben“, lobt die Kritikerin.
Rezensent Jörg Magenau (Süddeutsche Zeitung) scheint sich zu wundern, dass die spröde, sparsame Erzählweise von Lukas Rietzschel ihn mehr anzieht als abstößt. Die teilweise auf Tatsachen basierende Geschichte um die Familie Baselitz aus Kamenz, die der Autor mit der Geschichte eines jungen Krankenpflegers aus der Oberlausitz verzahnt, scheint für Magenau vielschichtig und gekonnt komponiert. Das Buch ist für ihn Stasiroman und exemplarisches postsozialistisches Zeitpanorama in einem, geschrieben mit einem ordentlichen Schuss Heimatliebe.[18]
Rezensent Marc Reichwein (Die Welt) zeigt sich überzeugt von Lukas Rietzschels Nachwenderoman. Zwar bietet der Text laut Rezensent eine Menge Stoff auf, ist Stasi-Krimi, Sittenbild und Künstlerroman zugleich, vermag es aber, die verschiedenen Handlungsstränge um die disruptive Erfahrung der Nachwendeära gekonnt zu verbinden. Die Familiengeschichte eines Krankenpflegers und die der Familie des Malers Georg Baselitz aus Kamenz erzählt der Autor laut Reichwein dicht und in dramatischer Bildlichkeit und indem der seinen epischen Stoff in elegante Prosa übersetzt.[19]
Die Auftragsarbeit Widerstand war ursprünglich als „normales“ Theaterstück für die Aufführung auf Bühnen konzipiert. Das Stück sollte im Schauspiel Leipzig von Enrico Lübbe inszeniert und in der Diskothek des Schauspiels uraufgeführt werden. Wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland konnte dieser Plan jedoch nicht verwirklicht werden. Stattdessen entstand ein „Theaterfilm“, mit dessen Hilfe das Stück am Bildschirm gestreamt werden konnte, mit einer „Online-Uraufführung“ am 14. Mai 2021. Der Film wurde von Enrico Lübbe als Filmregisseur gestaltet. Auf einer Bühne war Widerstand erstmals am 3. März 2023 zu sehen. Die Premiere fand auf der großen Bühne des Theaters Bautzen statt.[20]
Lukas Rietzschel schildert in der Textvorlage seines knapp einstündigen Auftragswerks die Tristesse der jüngeren Vergangenheit in Ostdeutschland. Starr sitzen die Spieler am Tisch und reden oft aneinander vorbei. Zum Schluss hin entwickelt sich aus einer Studie über Depression und Verzweiflung ein Politthriller-Kammerspiel.
Für den Text des Stückes erhielt Lukas Rietzschel im Jahr 2022 den Sächsischen Literaturpreis.[21]
Im Auftrag des „Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau“ verfasste Lukas Rietzschel ab 2022 den Text zu dem Theaterstück Das beispielhafte Leben des Samuel W. Das Stück wurde am 20. Januar 2024 am Standort Zittau unter der Regie von Schauspieldirektor Ingo Putz uraufgeführt. Weitere Aufführungen gab es in Görlitz und in Zittau bis zum März 2022 und im Mai 2022 in Görlitz. Im Rahmen der Autor:innentheatertage 2024 wurde es im Deutschen Theater Berlin vorgestellt.[22][23] Als Gattungsbezeichnung für sein Werk gab Lukas Rietzschel „Ein Theaterstück aus Interviewsequenzen“ an.
Die bislang einzige Adaption des Romans Raumfahrer stammt von Paula Thielecke und wurde am 9. September 2022 im Staatstheater Cottbus uraufgeführt. Die Kritiken zu dieser Inszenierung sind mehrheitlich verhalten bis negativ. Lukas Rietzschel war für die Bühnenfassung seines Romans nicht konsultiert worden; er war aber bei der Premiere des Stücks anwesend. Einem Ruf auf die Bühne zum Premierenapplaus folgte er nicht.[24]
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