Traube wurde in Berlin als Sohn einer jüdischen Familie geboren; sein Vater war der Arzt und Pathologe Ludwig Traube. Nach dem Abitur am Askanischen Gymnasium in Berlin 1880 studierte er an den Universitäten München und Greifswald klassische Philologie und Mediävistik. 1883 wurde er in München promoviert; seine Dissertation Varia libamenta critica beschäftigte sich überwiegend mit den Quellen des Macrobius. 1888 habilitierte sich Traube mit Untersuchungen zur Dichtung der karolingischen Zeit und lehrte in den folgenden Jahren als Privatdozent.[1]
Traube beschäftigte sich vor allem mit der lateinischen Literatur des Mittelalters, der Paläographie sowie der Text- und Überlieferungsgeschichte lateinischer Autoren. Zusammen mit dem in Göttingen wirkenden Wilhelm Meyer gilt Traube als Begründer der lateinischen Philologie des Mittelalters.
Seit 1900 war Traube mit einer Tochter des Sinologen Friedrich Hirth verheiratet. 1902 erhielt er eine ordentliche Professur für Lateinische Philologie des Mittelalters, die „aber erst 1904 zustandekam“.[1]
Zum Nachlass Traubes gehörte seine bedeutende Privatbibliothek, die Drucke, Handschriften und Photographien aus Handschriften umfasste und schon zu seinen Lebzeiten von Freunden mit einer jährlichen finanziellen Unterstützung gefördert wurde. Nach seinem Tod wurden daraus vier Codices und rund 60 Handschriftenfragmente von der Münchner Staatsbibliothek erworben, der übrige Bestand ging als Stiftung an die Zentraldirektion der MGH und bildet heute den Grundstock der Monumenta-Bibliothek.
Karolingische Dichtungen. Æðelwulf, Alchuine, Angilbert, Rhythmen (= Schriften zur Germanischen Philologie. 1). Weidmann, Berlin 1888, (Digitalisat).
O Roma nobilis. Philologische Untersuchungen aus dem Mittelalter. In: Abhandlungen der Philosophisch-Philologischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 19 = Denkschriften. Band 64, 1892, S. 297–395.
Textgeschichte der Regula S. Benedicti. In: Abhandlungen der Historischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 21 = Denkschriften. Band 68, 1898, S. 599–730.
Die Geschichte der tironischen Noten bei Suetonius und Isidorus. In: Archiv für Stenographie. Band 53, Nr. 8, 1901, S. 191–208, (Auch als Sonderabdruck. Thormann & Goetsch, Berlin 1901, Digitalisat).
Rückblick auf meine Lehrthätigkeit. München 1901, (Herausgegeben von Gabriel Silagi. Arbeo-Gesellschaft, München 1988).
Nomina Sacra. Versuch einer Geschichte der christlichen Kürzung (= Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters. 2). Beck, München 1907, (Digitalisat; Nachdruck: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1967).
Vorlesungen und Abhandlungen. Herausgegeben von Franz Boll. 3 Bände. Beck, München 1909–1920.
Band 1: Zur Paläographie und Handschriftenkunde. Herausgegeben von Paul Lehmann. 1909, (Digitalisat);
Band 2: Einleitung in die lateinische Philologie des Mittelalters. Herausgegeben von Paul Lehmann. 1911, (Digitalisat);
Band 3: Kleine Schriften. Herausgegeben von Franz Boll. 1920, (Digitalisat).
Wolfgang D. Fritz: Theodor Mommsen, Ludwig Traube und Karl Strecker als Mitarbeiter der Monumenta Germaniae historica. In: Das Altertum. Band 14, 1968, S. 235–244.
Albert Lehner, Walter Berschin (Hrsg.): Lateinische Kultur im VIII. Jahrhundert. Traube-Gedenkschrift. EOS-Verlag, St. Ottilien 1989, ISBN 3-88096-695-8.
Tino Licht: Ludwig Traubes Überlieferungsphilologie. In: Th. Meier, Michael R. Ott, Rebecca Sauer (Hrsg.): Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken (= Materiale Textkulturen. 1). De Gruyter, Berlin u.a. 2015, ISBN 978-3-11-037128-4, S.183–190.
Bernd Posselt: Ludwig Traube (1861–1907). In: Martina Hartmann, Annette Marquard-Mois, Maximilian Becker (Hrsg.): Zwischen Vaterlandsliebe und Ausgrenzung. Die jüdischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Monumenta Germaniae Historica (= Monumenta Germaniae Historica. Studien zur Geschichte der Mittelalterforschung. Band 2). Harrassowitz, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-447-11975-7, S. 487–511.
Gabriel Silagi: Ludwig Traube und der Münchner Lehrstuhl für Patristik (mit einem Exkurs zur Thesaurus-Frage). In: Aevum. Band 73, Nr. 3, 1999, S. 837–890, JSTOR:20861010.
Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 242.
Inhaber des Lehrstuhls für Mittellateinische Philologie an der Universität München