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deutscher evangelischer Theologe, Geistlicher und Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ludwig August Kähler (* 6. März 1775 in Sommerfeld; † 4. November 1855 in Wogenab bei Elbing) war ein deutscher evangelischer Theologe, Geistlicher und Schriftsteller.
Ludwig August Kähler war der Sohn des etwa 50 Jahre als Stadtphysikus in Sommerfeld wirkenden Mediziners Johann Siegfried Kähler und dessen Ehefrau Christiane Dorothee (1748–1826), geborene Wendt. Er wurde auf dem Sächsischen Landesgymnasium Sankt Afra vorgebildet und bezog anschließend 1793 die Universität Erlangen zu einem dreijährigen Theologiestudium. Nach dem Studium war er bis 1798 Hauslehrer adliger Familien, um dann die schlecht bezahlte Stelle des Pfarrgehilfen in Canig (heute Kaniów bei Guben in der Niederlausitz) einzunehmen. In dieser Zeit veröffentlichte er außerdem Romane. 1809 wurde er als Diaconus an die Oberkirche St. Nikolai in Cottbus berufen und zwei Jahre später zum Archidiakon befördert.
Einen Ruf nach Königsberg erhielt Kähler im Jahre 1819; ihm wurden Stellen als Konsistorialrat, Pfarrer, Superintendent und Professor an der dortigen Universität angeboten. Er nahm das Angebot an. Nach dem Tode des Generalsuperintendenten der Kirchenprovinz Preußen, Erzbischof Ludwig Ernst von Borowski, übernahm Kähler für vier Jahre geschäftsführend dessen Amt, bevor 1835 Sartorius als neuer Generalsuperintendent folgte.[1] 1843 musste er wegen einer Krankheit auch seine anderen Ämter aufgeben und zog auf das Gut seines Sohnes in Wogenab. Dort verbrachte er seinen Lebensabend, bis er 1855 dort 80-jährig starb.
Er heiratete am 28. März 1899 Sophie Erdmunthe Seydel, die Tochter eines Postmeisters. Kählers ältester Sohn Siegfried August Kähler (1800–1895) war Konsistorialrat und Militärprediger und verfasste eine Biographie seines Vaters.[2] Ein anderer Sohn, Bernhard Kähler wurde Arzt und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Der Theologe Martin Kähler war Kählers Enkel.
Kähler war weniger wissenschaftlich bedeutend, dagegen war er ein bedeutender Prediger, reformierte das kirchliche Schulwesen und führte preußische Synodalkonferenzen ein. Er war mit dem Rationalismus aufgewachsen und mit Vertretern dieser Strömung wie Christoph Ammon, Heinrich Carl Alexander Hänlein, Georg Friedrich Seiler und Johann Georg Jonathan Schuderoff befreundet. Das so gebildete Denken war bei Kähler aber nicht dogmatisch; sein Wissensdrang sorgte dafür, dass er mit der Zeit merkte, dass sein eigener Standpunkt beschränkt war, sodass er sich allmählich dem Supranaturalismus zuwandte, wie es der Schwank der damaligen Zeit war. Mit der Zeit wandelte sich auch der Rationalismus. Dem gewandelten Rationalismus stand Kähler gegenüber, ohne die Grundlagen seiner Theologie zu verleugnen.
Kähler war ein lebhafter, phantasiereicher Mann. Er konnte sich gut in die Denkart anderer hineinversetzen, was sich nicht zuletzt in seinen literarischen Arbeiten widerspiegelt. Trotzdem blieb er seiner eigenen Denkweise treu und übermittelte andersdenkenden Leuten, die ihm gegenüberstanden, ihr Standpunkt sei beschränkt. Dazu nutzte er eine besondere Rhetorik, die er auch in seinen Predigten verwendete. Somit war er einflussreich auf sein direktes Umfeld, was er besonders für seine bedeutende Pfarrstelle in Königsberg zu nutzen wusste. Viele Leute lauschten seinen Predigten und fanden an diesen Gefallen, sodass Kähler einige auf Wunsch der Zuhörer druckte.
So sehr Kähler als Pfarrer und Prediger bedeutend war, desto weniger einflussreich war seine Professur. Seine gelehrten Vorlesungen waren mangelhaft durch fehlende Sachkenntnis und seine besondere Rhetorik, wegen der er nicht klar unterrichten konnte, was er selbst merkte und mehrmals das Ministerium bat, ihn aus der Professur zu entlassen.
Insgesamt besaß er Einfluss auf die damalige Theologie, begründete aber keine eigene. Trotzdem übte er auf sein Umfeld durch wichtige Schriften Einfluss aus. Eine dieser Schriften war Betrachtungen über die doppelte Ansicht: ob Jesus, blos ein jüdischer Landrabbiner oder Gottes Sohn gewesen sei? von 1821, in der er vom Rationalismus lossagte und somit für Überraschung bei seinen Gesinnungsgenossen sorgte, und eine Wendung in deren Leben erzielte. Eine weitere Schrift erschien anonym 1824, Ideen zur Beurtheilung der Einführung der preußischen Hofkirchenagende aus dem sittlichen Standpunkt. In dieser behandelte Kähler die theologische Bewegung, die die Einführung der neuen Agende in der preußischen Landeskirche auslöste. Er behandelte, wie die Agende eingeführt wurde, anstatt ihren Wert zu beschreiben. Er kam zu dem Urteil, dass die Staatsgewalt, die bei der Einführung zum Einsatz kam, sich schädigend auf die Kirche auswirken müsse. Auch riet er, die Agende solle zunächst von kirchlichen Beamten überprüft werden, bevor sie vom Staat durchgesetzt werde. Insgesamt war diese Schrift bedeutend.
Neben seinen theologischen, literarischen Schriften und seinen Predigten veröffentlichte Kähler einige wenige wissenschaftliche Werke, das wichtigste ist Wissenschaftlicher Abriß der christlichen Sittenlehre nach johanneisch-apostolischen Principien 1835/1837. Weil sich im Werk keine eindeutige Anschauung herauslesen lässt, hat sie in der wissenschaftlichen Welt aber keine Verbreitung gefunden.
Als Konsistorialrat war Kähler für das Kirchenregiment Ost- und Westpreußens zuständig. Er sorgte in diesem Amt dafür, dass im bis dato durchgängig katholischen Ermland evangelische Kirchsysteme entstanden. Außerdem führte er Synodalkonferenzen ein; dieses Konzept wurde von weiteren Provinzen übernommen. Daneben war er Gutachter beim Fall der theosophischen Sekte Johann Wilhelm Ebels und Heinrich Diestels.
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