Loading AI tools
mediävistischer Begriff zur Bezeichnung der Familie bzw. Sippe des heiligen Liudger Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Liudgeriden ist ein mediävistischer Begriff zur Bezeichnung der Familie bzw. Sippe des heiligen Liudger. Der Begriff taucht in der mittelalterlichen Überlieferung nicht auf, er bestand jedoch bereits im 19. Jahrhundert.[1] Als Adjektiv ist der Fachbegriff liudgeridisch im Gebrauch. Als Liudgeridenkrypta wird die Außenkrypta der ehemaligen Abteikirche St. Ludgerus in Essen-Werden bezeichnet, wo Gebeine von Angehörigen Liudgers bestattet sind. Mit einer Ringkrypta bildet sie eine Memoria.
Der heilige Liudger (* um 742 bei Utrecht; † 26. März 809 bei Billerbeck) war Missionar, Gründer des Klosters Werden sowie des Helmstedter Klosters St. Ludgeri, Werdener Klosterleiter und erster Bischof von Münster. Er war der Sohn christlicher Eltern und Mitglied eines angesehenen und weit verzweigten friesischen Adelsgeschlechts.
Der Mediävist Karl Schmid meinte über die ‚Liudgeriden‘, ein ihnen zugeschriebenes dynastisches Amts- und Selbstverständnis sowie ihr Eigenkloster Werden:[2]
„Hier zeigen sich die Kriterien, die erkennen lassen, wie sich in der locker gefügten Adelsstruktur eine ‚Familie‘ oder ein ‚Geschlecht‘ zu profilieren (…) vermochte: Es ist etwa der Sendungsauftrag des Christentums, der eine Familie über die Zeit hinweg zusammenbinden konnte. Es ist ein Amt, das durch die Weitergabe in der Familie geradezu zum Kern und Angelpunkt derselben werden konnte und so sehr als ‚objektives Substrat‘ erscheint, daß die Familie mit seiner Aufgabe, dem Verzicht auf das Amt, aus der Überlieferung verschwindet und damit in die Ungeschichtlichkeit zurücksinkt. Im Fall der ‚Liudgeriden‘ ist es nicht ein weltliches, sondern ein geistliches Amt, das Bischofsamt. Es ist weiter ein Besitztum, das als Erbgut in der Familie weitergegeben werden konnte und die jeweiligen Erben zusammenbindet im Hinblick auf den jeweiligen Erblasser, schließlich gar auf den Begründer der Erbmasse. Hier ist es das Eigenkloster Werden, das als erbliches Gut den jeweiligen Inhaber, nämlich Bischöfe, in Erscheinung treten läßt: die ‚Liudgeriden‘. Es ist ein Bewußtsein, das mit der Christianisierung der Familie einsetzt, auf einem Sendungsauftrag beruht, in der gemeinsamen, kontinuierlichen Ausübung des Amts und der Herrschaft, des bischöflichen Amtes und der Eigenklosterherrschaft kulminiert und in einer gemeinsamen Grablege seinen letzten sichtbaren Ausdruck findet.“
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.