Liste der gefallenen Adeligen auf Habsburger Seite in der Schlacht bei Sempach
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Bei der verlustreichen Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 fielen neben Leopold III. von Habsburg-Österreich annähernd 400 Männer (die Chronik der Schweiz berichtet gar von 700 Rittern[1]) adliger Abstammung auf dessen Seite. Dabei sind die Verluste der „nicht adligen“, die um eine Vielzahl höher lag (etwa 1100 Mann[2]), nicht berücksichtigt (alleine die Verluste des Hauensteiner Landfahnens und dem Kontingent von Schaffhausen zählt zum Beispiel 200 Opfer[3]). Fast jedes Adelsgeschlecht aus den später Vorderösterreich genannten Gebieten Schwaben und Tirol hatte Verluste zu beklagen. Darüber hinaus kostete der Feldzug dem Hause Habsburg ein Vermögen. Zur Finanzierung dieser Militäraktion musste Leopold III. sogar einige Ländereien in Oberitalien verpfänden[4]. Habsburgische Herrschaften und Städte waren durch Lehens- oder Bündnisverträge zum militärischen Zuzug im Kriegsfall verpflichtet[5][6], was auch für sie eine finanzielle Belastung bedeutete. Nun, da die Schlacht verloren ging, konnte dieser Verlust nicht kompensiert werden. Nach dem Ausgang der Schlacht mussten deshalb viele Adlige, darunter auch die Kinder Leopolds, die in ihrer schweren Geldnot das ihrem Vater verpfändete Kleinbasel abtreten mussten[7], Besitzungen verkaufen oder verpfänden[8]. Dazu kam, dass nicht wenige Adelshäuser ihre Stammhalter verloren. Dieser Schlag führte zum teilweisen Zusammenbruch der Adelsvorherrschaft in Schwaben und Vorderösterreich, vor allem jedoch im Gebiet der heutigen Schweiz.
Obgleich man von einem Nationalbewusstsein im heutigen Sinne noch nicht sprechen kann,[9] prägte dieser Sieg bei den Eidgenossen ein sehr starkes Zusammengehörigkeitsgefühl aus, worüber W. Meyer Folgendes schreibt: „Das Zusammengehörigkeitsgefühl, fussend auf den elementaren Bindungen einer „Waffenbrüderschaft“, war schon um 1400 so stark ausgebildet, dass beim Zusammentreffen von Kriegergruppen gefühlsechte Freudentränen zum Begrüssungsritual zählten.“[10]
Zunächst galten die Interessen der einzelnen eidgenössischen Bündnispartner der Territorialerweiterung und damit verbunden war die kontinuierliche Verdrängung der durch die Schlacht bei Sempach erheblich geschwächten Adelsvorherschaft auf dem Gebiet der heutigen Schweiz, welches grösstenteils zur habsburgischen Hausmacht gehörte. Schon um 1270 besass das Haus Habsburg Rechte, Lehen und eigenen Besitz (Allod) vom Schwarzwald bis ins Üechtland und in die Zentralschweiz, vom Bodensee bis ins mittlere Elsass[11]. Diese Gebiete waren für die eidgenössischen Bündnispartner von grossem Interesse und gerieten deshalb ins Visier ihrer Territorialerweiterungspläne. Es galt für die Habsburger nicht nur, ihren eigenen Besitz in diesen Gebieten zu verteidigen, sondern sie waren durch ihre Schirmherrschaftsverpflichtung über unter anderen die Klöster St. Gallen, St. Blasien, Säckingen, Einsiedeln, die ebenfalls grosse Besitzungen dort hatten, auch verpflichtet, diesen bei Konflikten mit den Eidgenossen beizustehen. Gewannen nun die einzelnen eidgenössischen Bündnispartner eine Herrschaft, war diese zunächst jedoch nicht „Gemeineigentum einer Eidgenossenschaft“, sondern ging in den Besitz des jeweiligen Bundesgenossen über, der sie eingenommen hatte, wodurch es später auch zu Konflikten unter den Eidgenossen kam. An die Stelle der früheren Adelsvorherschaft in den gewonnenen Herrschaften traten nun die immer mächtiger werdenden Städte bzw. deren Räte, welche diese mit ihren Vögten oder Schultheissen besetzten, die nun in ihrem Sinne die Herrschaften verwalteten.
Die Eidgenossen waren sich sehr bewusst darüber, dass die Verdrängung der Adelsvorherschaft nur gelingen kann, wenn man auf die militärische Schlagkraft eines vereinten Heeres vertrauen konnte. Zu diesem Zweck schufen die Städte Zürich, Luzern, Bern und Solothurn, Stadt und Amt Zug sowie die Länder Uri, Schwyz und Unterwalden am 10. Juli 1393 im so genannten Sempacherbrief eine Kriegsordnung, welche die Bestimmungen bei Schlachten regelte. Dabei entwickelte sich auch die Möglichkeit gemeinsame Eroberungen unter eine gemeinsame Vorherrschaft zu stellen. Diese wurden dann als "Gemeine Herrschaft" bezeichnet.
Eine wahre Blütezeit dieser Herrschaftserweiterung zu Lasten der Habsburger kam knapp 30 Jahre nach der Schlacht bei Sempach, als Kaiser Sigismund 1415 die Reichsacht über Herzog Friedrich IV., dem jüngsten Sohn Leopolds, verhängte, der nicht umsonst den Beinamen „mit der leeren Tasche“ trug. Die durch die Schlacht bei Sempach geschwächte Habsburger Vorherrschaft erlitt dabei einen erneuten Hieb der Eidgenossen. Habsburg verlor dabei grosse Gebiete im heutigen Kanton Aargau, darunter auch die Habichtsburg[12], die Stammburg der Habsburger, nach der das Geschlecht seit 1090 benannt ist.
Trotz der fortschreitenden Verselbständigung der Eidgenossenschaft verblieb diese, zumindest protokollarisch, im deutschen Herrschaftsgefüge. Zu einer Loslösung aus dem Heiligen Reich Deutscher Nationen kam es de jure erst nach dem Ende des Dreissigjährigen Kriegs im Jahre 1648 im sogenannten Westfälischen Frieden.
Diese Liste beinhaltet die gefallenen Adeligen auf Habsburger Seite, die in den unten genannten Chroniken und der Literatur aufgeführt werden. Die verschiedenen Schreibweisen der Gefallenen in den Chroniken und anderen Quellen sind in der Liste jeweils zu einem Einheitsnamen zusammengefasst. Dies dient dem Überblick über die tatsächliche Anzahl der gefallenen Adligen und soll Doppelnennungen vermeiden.
Zum Gedenken des Sieges der Eidgenossen über das Habsburgische Heer und der vielen gefallenen Adeligen auf Habsburger Seite wurde an der Stelle, wo angeblich Herzog Leopold von Österreich zu Tode kam, die Schlachtkapelle Sempach errichtet. Die Wände wurden mit den Wappen und Namen einer Grosszahl der gefallenen Adligen auf Habsburger Seite sowie mit einem Schlachtgemälde dekoriert. Die eroberten Schlachtbanner wurden unter den Eidgenossen aufgeteilt. Die von Luzern eroberten Banner wurden in der Franziskanerkirche in Luzern ausgestellt. Dort sind noch heute einige von ihnen in Gemäldeform erhalten.
Im linken Seitenschiff der Klosterkirche in Königsfelden befindet sich eine Gedenktafel. Neben Leopold von Habsburg-Österreich sind darauf siebenundzwanzig von insgesamt vierzig[13] der in der Schlacht bei Sempach gefallenen und in Königsfelden bestatteten Ritter abgebildet. Die Ritter sind kniend und betend neben ihren Wappen dargestellt. Ein altes Wandgemälde, welches sich im Chor der Kirche befand, diente 1692 dem Künstler als Vorlage, der diese Darstellungen auf Holzplatten übertrug. Anschliessend wurden diese als Gedenktafel zusammengefasst im linken Seitenschiff der Kirche ausgestellt.[14]
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach. 1886, Gedenkbuch zur fünften Säcularfeier. Im Auftrage des h. Regierungsrathes des Kantons Luzern, verfasst von Theodor von Liebenau, Staats-Archivar. Mit 10 Illustrationen. Luzern Verlag von C. F. Prell, 1886
Anton Henne von Sargans: Klingenberger Chronik. 1861. Die Klingenberger Chronik wie sie Schodoler, Tschudi, Stumpf, Guillimon und Andere benützten, nach der von Tschudi besessenen und vier anderen Handschriften zum ersten Mal ganz, und parallelen aus gleichzeitigen ungedruckten Chroniken, herausgegeben von Anton Henne von Sargans, gewesener Professor der Geschichte an der Kantonsschule 1834-1841 und der Berner Hochschule 1842-1855. Gotha, bei Friedrich Andreas Perthes. 1861
Kasimir Pfyffer: Geschichte der Stadt und des Kantons Luzern, Teil 1. 1850 – Geschichte der Stadt und des Kantons Luzern von Kasimir Pfyffer. Vom Ursprunge bis zur Staatsumwälzung im Jahr 1798. Zürich, bei Orell, Flüßli und Comp., 1850.
Melchior Russen: Eidgenössische Chronik. 1482 Neuausgabe von Joseph Schneller, 1834 – Melchior Russen, Ritter von Luzern, Eidgenössische Chronik; geschrieben im Jahre 1482, und zum Erstenmale herausgegeben 1834 von Joseph Schneller, Mitglied der schweizerischen geschichtsforschenden Gesellschaft. Bern, Verlag von T. A. Jenni, Sohn. 1834
Franz Joseph Mone: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte, Band 3. 1863 – Quellensammlung der badischen Landesgeschichte. Im Auftrage der Regierung herausgegeben von F. J. Mone, Archivdirektor zu Karlsruhe, Dritter Band, Mit einem Hefte Abbildungen. Karlsruhe, Druck und Verlag von T. Macklot. 1863
Carl Frantz Haberer: Eydgnössisch-schweytzerischer Regiments Ehren-Spiegel. 1706 – Eydgnössisch-schweytzerischer Regiments Ehren-Spiegel: oder kurtzer Entwurff der Regierung / und Staats-Ordnung Hochlobl. Cantonen – Carl Frantz Haberer, 1706
Franz Joseph Mone: Quellensammlung der badischen Landesgeschichte. Karlsruhe, Band I, 1848
Martin Steger und Josef Fink: Die Schlachtkapelle von Sempach. (Broschüre), 1999
Werner Meyer: 1291 Die Geschichte – Die Anfänge der Eidgenossenschaft. 1990, Silva-Verlag, Zürich
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Chronik des Benediktinerstiftes Zwettel in Österreich – um 1390
Anonymi Coenobitae Zwetlicensis chronika terrarum Austriae, Stiriae, Karinthiae etc. – Pez.: Scriptores rerum Austriac. I, 1001.
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Chronik des Oesterreichers Gregor oder Matthäus Hagen – um 1394
H. Pez: Scriptores rerum Austriacarum, Tom. I, fol. 1154-1155 (Gregor Hagen 1394-1395)
Sekundärliteratur zur Quelle
Heinrich Gehrig: Die Winkelried-Frage, S. 53–54.
Chmel: Oesterreichisches Notizblatt, II, S. 135
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Oesterreichische Chronik – 1394–1395
kopiert 1480 von Clemens Specker von Sulgen, Sacristan in Königsfelden – Codex Man. A 45, fol. in der Stadtbibliothek Bern
Sekundärliteratur zur Quelle
Th. von Liebenau: Königsfelder Chroniken zur Geschichte Kaiser Friedrich III., Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft, Adler in Wien, 1884; XIV. Jahrgang, S. 11ff.
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Johann Viler: Chronica von Keisern, Paepsten, Eidgenossenschaft und im Elsass – 1430
Handschrift in Wolfenbüttel. Cod. Guelferbyt. 83. 15. Aug.
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Erhard von Appenwiler, Kaplan in Basel – Fortsetzung der Sächsischen Weltchronik – 1439
Handschrift der Universitätsbibliothek in Basel. Cod. E. VI, A26, fol. 198-199
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Breisgauische Liederhandschrift – 1445
Hs. 362 der Universitätsbibliothek Freiburg (Digitalisat)
nach der „Lassberg´schen Copie“ in der Fürstlich Fürstenberg´schen Bibliothek in Donaueschingen (heute Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Donaueschingen 72)
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886, S. 164f
Thomas Ebendorfferi de Haselbach Chronicon Austriacum (scriptum c. 1463)
Pez: Scriptores rerum Austriacum II, S. 816–817.
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Deutsche Chronik – 1469
bearbeitet nach Königshofen für Jakob von Stein von Bern; geschrieben von Melchior Rupp, Schulmeister von Schwyz. Handschrift in Bern I, Nr. 41, fol CCCXXIX, b.
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Gebhard Dacher´s Konstanzer Chronik
St. Galler Stiftshandschrift No. 646, S. 192–193 und Constanzer Chronik Nr. 2807 der k.k. Hofbibliothek in Wien
Sekundärliteratur zur Quelle
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Berner Chronik des Gerichtsschreibers Diepold Schilling – 1480–1484
Sekundärliteratur zur Quelle
Wyss und Stierlin: Justinger Chronik, 1819
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Die Listen des Chronisten Russ sind angeblich Abschriften aus der "Bernerchronik" die ihrerseits die Informationen aus Königshofen´s Strassburgerchronik abgeschrieben hatten und zum zweiten aus einem Rodel, welcher in Luzern amtliche Geltung hatte.[15] Diese Liste enthält auch die von Luzern gefallenen Krieger.
Sekundärliteratur zur Quelle
Aug. Bernoulli: Die Luzerner Chronik des Melchior Russ, Basel, 1872
O. Lorenz: Deutschlands Geschichtsquellen, 3. Auflage, Band I, S. 122
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Österreichische Verlustliste – 1484
k.k. geheimes Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien, Cod 444
Sekundärliteratur zur Quelle
K. v. Böhm: Die Handschriften des k.k. Hof- und Staatsarchivs, S. 146
Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach, 1886
Oesterreichische Chronik des Veit Arnpeck – 1488–1495
Diese Liste wurde vom bereits 1885 aufgearbeitet und korrigiert (vgl. Anzeiger für schweizerische Geschichte, Band 4, 1885). Da diese Liste auf ihren historischen Wahrheitsgehalt überprüft wurde, sind auch die Ergebnisse dieser Liste hier mit berücksichtigt.