Lilli Lehmann
deutsche Opernsängerin (Sopran) und Gesangspädagogin (1848-1929) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Lilli Lehmann (geb. Elisabeth Maria Lehmann-Löw, nach Vermählung Elisabeth Maria Lehmann-Kalisch; * 24. November 1848 in Würzburg; † 16. Mai 1929 in Berlin-Grunewald[1]) war eine deutsche Opernsängerin (Sopran) und Gesangspädagogin.

Lilli Lehmann


Leben
Zusammenfassung
Kontext
Elisabeth Lehmann und ihre jüngere Schwester Marie (1851–1931) verbrachten ihre Kindheit in Prag und wurden durch Cölestin Müller sowie durch ihre Mutter, die Sängerin und Harfenistin Maria Theresia Löw (1809–1885), ausgebildet. Lehmanns Vater war der Heldentenor Karl August Lehmann.
Lehmann hatte 1865 als Erster Knabe in Mozarts Zauberflöte am Deutschen Landestheater in Prag ihr Debüt, dem Engagements in Danzig, Leipzig und an der Berliner Hofoper (1870–1885) folgten. Zunächst als Koloratursopran eingesetzt, sang sie bald auch dramatische Partien, 1876 auf Wunsch Richard Wagners bei der Uraufführung des Rings des Nibelungen die Woglinde, die Helmwige und die Stimme des Waldvogels. Im Jahr 1896 sang sie die Brünnhilde im Bayreuther Ring-Zyklus. 1885 folgte sie einer Einladung der Metropolitan Opera (Met) in New York City, wo sie als überragende Interpretin deutscher und italienischer Opernpartien gefeiert wurde.
Lehmann heiratete 1888 den Tenor Paul Kalisch (1855–1946), der ein Sohn des deutschen Schriftstellers David Kalisch war.[2] Die Ehe blieb kinderlos und wurde nach Kalischs Verhältnis mit Lehmanns Nichte um 1915 aufgelöst.[3] Lehmann kehrte 1891 nach Deutschland zurück und gehörte später wieder dem Ensemble der Berliner Hofoper an. In den folgenden Jahren gastierte sie in den USA, in Paris sowie in London, wo sie als Gesangspädagogin tätig war. Zu ihren Schülern gehörten Gustav Zeitzschel, Emmy Krüger und Franz Egenieff. Lehmann war eine der bedeutendsten Wagner- und Mozartinterpretinnen der Zeit. In Berlin gehörte sie dem Kreis um Marie von Schleinitz an.
Lilli Lehmann war 1893 und 1894 zu Gast bei der Prinzessin und rumänische Königin Elisabeth zu Wied und ihrer Mutter Fürstin Marie zu Wied im Segenhaus der Neuwieder Fürstenfamilie. Ihre Namenseintragung im Gästebuch ergänzte sie mit dem Titel „Königlich Preußische Kammersängerin“. Sie erinnert sich an ihren ersten Besuch:
„Nachdem mich die Fürstin in meinen beiden gemütlichen Zimmerchen installiert und ich ein wenig geruht, versammelte sich die Familie gegen Abend in der runden Musikhalle, wo ich, von Bungert begleitet, einige unserer Lieder vorsingen wollte, König Carol, kein Musikkenner im eigentlichen Sinne, war mit einer Einladung zur kleinen Soiree gar nicht belästigt worden. Um so mehr erstaunten wir, als er bitten ließ, einen Augenblick zu warten und mit dem Konzert nicht anzufangen, bis er da sei. ... Nachdem ich acht Lieder gesungen, die der König alle mit angehört, war er begeistert und lud mich und Bungert wiederholt ein, nach Bukarest zu kommen und im Palais zu musizieren...“

Lehmann wirkte zwischen 1901 und 1910 an den Salzburger Mozartfesten mit, bei denen sie als Sängerin auftrat. In den letzten beiden Spielzeiten (1906 und 1910) führte sie zudem Regie und übernahm die Rolle der künstlerischen Leiterin. Ab 1916 legte sie mit ihren jährlichen stattfindenden Gesangskursen am Konservatorium Mozarteum den Grundstein für die Internationale Sommerakademie.[3]
Die Stimme von Lilli Lehmann ist auf Schallplatten der Marke Odeon (Berlin 1906–07) erhalten geblieben.
Schüler (Auswahl)
Schriften
- Meine Gesangskunst. Berlin, 1902. 3. Ausgabe 1922. (Lehrbuch)
- How to sing. New York: Macmillan, 1902. 3. Ausgabe 1924, Neudruck: Mineola, N.Y.: Dover, 1993. Übersetzung: Richard Aldrich.
- Mein Weg. Autobiographie. Leipzig: Hirzel, 1913 (Projekt Gutenberg). Neudrucke 1977 und 2012, ISBN 978-3-86267-442-8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Studie zu Fidelio.
Literatur
- L. Andro: Lilli Lehmann. Berlin 1907.
- Ludwig Eisenberg: Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne. Leipzig 1903, S. 587–588.
- Uwe Harten: Lehmann, Lilli. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 14, Duncker & Humblot, Berlin 1985, ISBN 3-428-00195-8, S. 86 f. (Digitalisat).
- L. M. Lai: Lilli Lehmann. In: Record Collector 1980–1981.
- Peter Sommeregger: Lilli Lehmann, Artikel auf MUGI (Musik und Gender im Internet), Hochschule für Theater und Musik, Hamburg, 2011 (Abruf am 17. August 2020)
- Lehmann, Lilli, in: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Köln : Böhlau, 2010, S. 485f.
- Robert Kriechbaumer: „Salzburg hat seine Cosima“: Lilli Lehmann und die Salzburger Musikfeste (=Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr. Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Bd. 79). Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar, 2021, ISBN 978-3-205-21362-8
Weblinks
Commons: Lilli Lehmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Lilli Lehmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Leopold Schmidt zu ihrem 70. Geburtstag
- Julia Hinterberger: Lilli Lehmann. (PDF) In: Persönlichkeiten der Salzburger Musikgeschichte. Universität Mozarteum Salzburg, Dezember 2012, archiviert vom am 26. August 2018; abgerufen am 19. November 2021.
- Nachruf auf Lilli Lehmann (ausführlich). In: BZ am Mittag, Berlin. 18. Mai 1929, abgerufen am 8. April 2023.
- Lehmann, Lilli. Hessische Biografie. (Stand: 25. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
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