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Novelle von Anton Tschechow Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Krankenzimmer Nr. 6, auch Eine gottgefällige Anstalt und Ein Krankenhaus (russisch Палата № 6), ist eine Erzählung (ein „Miniaturroman“ wie Ulrich Weinzierl anmerkt) des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, die im Novemberheft 1892 der gemäßigt liberalen Moskauer Monatszeitschrift Russkaja Mysl („Der russische Gedanke“)[1] erschien.[2]
C. Bergers Übertragung ins Deutsche kam 1902 bei J. Gnadenfeld & Co. in Leipzig heraus. Andere Übersetzungen:
Der zurückhaltend-nachgiebige Dr. Andrei Jefimytsch Ragin steht kurz vor dem Ruhestand. Er war 1863 nach dem Besuch des Gymnasiums auf Geheiß des Vaters Mediziner geworden. Eigentlich hatte er Geistlicher werden wollen. „Die gottgefällige Anstalt“, also das Krankenhaus in der Provinz[A 1], in dem Andrei nach dem Studium den Dienst antritt, befindet sich in einem desolaten Zustand. Angewidert von dem Schmutz und Gestank bleibt Andrei dem Krankenhaus an manchem Tag einfach fern. Er findet sich mit den Zuständen ab. Zum Beispiel die Abteilung Psychiatrie im Krankenzimmer Nr. 6 wird von dem Veteranen Nikita bewacht. Der alte Soldat prügelt darin gelegentlich die Patienten. Dr. Andrei Jefimytsch Ragin weiß davon, schreitet aber nicht ein, sondern vertreibt sich daheim lieber die Zeit mit seinen Büchern. Andrei bevorzugt Werke zur Geschichte und Philosophie. Den Inhalt einer medizinischen Fachzeitschrift nimmt er nur am Rande zur Kenntnis. Darjuschka erledigt ihrem Herrn den Haushalt, serviert ihm täglich eine warme Mahlzeit und kümmert sich um Kleinigkeiten. Bier und Zigaretten sind vorrätig. Manchmal wird Andrei von seinem Freund, dem Postmeister Michail Awerjanytsch, aufgesucht. Der zurückhaltende Beamte bewundert still die Belesenheit des Arztes.
Einmal, an einem Frühlingsabend, begegnet Andrei zufällig dem Juden Mojsejka, dem einzigen Patienten, der das Krankenzimmer Nr. 6 verlassen darf, welchem er in einer „Mischung von Mitleid und Ekel“ dorthin folgt. Der Arzt gibt dem Wächter Nikita in seiner sanften Art eine Weisung. „Zu Befehl, Euer Hochwohlgeboren“, erwidert Nikita devot. Während des abendlichen Besuches macht Andrei die Bekanntschaft des adeligen Patienten Iwan Dmitritsch Gromow, eines 33-Jährigen mit abgebrochener Hochschulausbildung, der durch Schicksalsschläge die nächsten Angehörigen verloren hat. Der ehemalige Gerichtsvollzieher und Gouvernementssekretär leidet an Verfolgungswahn. Man kommt miteinander ins Gespräch. Der Geisteskranke geht zwar mit dem behandelnden Arzt hart ins Gericht, aber Andrei gefällt die Unterhaltung und sucht in der Folge immer wieder Nr. 6 auf. Er setzt sich zu Iwan aufs Bett und tauscht sich mit ihm über philosophische Fragen aus. Die Dispute bleiben nicht unbemerkt und werden wohl registriert.
Andrei wird vor ein Gremium geladen. Bevor er merkt, dass während der Sitzung Amtspersonen mit einfachen Fragen seine Zurechnungsfähigkeit testen, ist es zu spät. Dr. Andrei Jefimytsch Ragin, als Geisteskranker abgestempelt[A 2], landet schließlich selber als Patient im Krankenzimmer Nr. 6.
Als Andrei Appetit auf Bier und Zigaretten verspürt, will er die geschlossene Einrichtung verlassen und wird von Nikita mit Faustschlägen ins Gesicht zur Räson gebracht. Andrei legt sich auf sein Bett und stirbt am Abend des darauffolgenden Tages an einem Gehirnschlag. Zur Beerdigung kommen nur Michail Awerjanytsch und Darjuschka.
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