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deutscher Buddhist, Autor und Übersetzer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karl Bernhard Seidenstücker (* 23. März 1876 in Gerbstedt; † 29. Oktober 1936 in Leipzig) war ein Pionier des Buddhismus in Deutschland, Indologe, Autor und Übersetzer. Mit dem auf seine Initiative 1903 gegründeten „Buddhistischen Missionsverein für Deutschland“ schuf er die ersten organisatorischen Strukturen für die Entwicklung des Buddhismus im deutschen Sprachraum.[1]
Karl Bernhard Seidenstücker wurde als Sohn des Superintendenten und Oberpfarrers Karl Seidenstücker in Gerbstedt geboren. Nach dem Abitur 1895 in den Franckesche Stiftungen in Halle studierte er bis 1902 Naturwissenschaften, Philosophie, Medizin, und Philologie, und hörte Indologie, Sanskrit, Pali, Chinesisch, und Birmanisch in Göttingen, Leipzig und Halle.[2]
1902 bekannte er sich zur Lehre des Buddha und betrieb privat Studien des Pali. Er begann, sich intensiv mit der Indologie und der Verbreitung des Buddhismus zu beschäftigen und übersetzte zuerst Bücher, die den Buddhismus zum Inhalt hatten, aus dem Englischen für den Theosophischen Verlag von Hugo Vollrath in Leipzig. Ab 1908 war er mit Martha Dönig verheiratet, ihnen wurden ein Sohn und zwei Töchter geboren. 1913 wurde Seidenstücker mit einer Dissertation über Das Udana, eine kanonische Schrift des Pali-Buddhismus an der Universität Leipzig promoviert.
Unter dem Pseudonym Bruno Freydank übte er Kritik am Christentum. Obwohl Seidenstücker auch Kritik an Fehlentwicklungen des Buddhismus in Asien äußerte, erklärte er den Buddhismus zur „Religion der Zukunft“.
Zum 1. Dezember 1916 wurde er zum Militär eingezogen, vor Kriegsende wurde er aus Gesundheitsgründen entlassen.
Mitte der 1920er-Jahre vollzog Karl Seidenstücker, der in einem protestantischen Pfarrhaus aufgewachsen und zwei Jahrzehnte lang bekennender Buddhist war, eine zweite Konversion. Er wandte sich dem katholischen Glauben zu, den er bis zu seinem Tod 1936 praktizierte.[3] Aus diesem Grund widmete damals niemand aus der buddhistischen Gemeinschaft in Deutschland ihrem „Gründervater“ einen Nachruf.
Etwa zeitgleich mit dem Eintritt des ersten deutschen Mönchs (Bhikkhu Nyânatiloka) in den buddhistischen Orden, war Seidenstücker am 15. August 1903 maßgeblich an der Gründung der ersten deutschen buddhistischen Vereinigung, dem „Buddhistischen Missionsverein in Deutschland (Sitz Leipzig)“, beteiligt. Der Verein wurde von acht Personen gegründet, Generalsekretär wurde Karl Seidenstücker. Der Verein kollabierte bald, Seidenstücker gründete als Nachfolgeorganisation am 8. Mai 1905 die „Buddhistische Gesellschaft in Deutschland“. Im März 1907 gründete er die kurzlebige „Mahabodhi-Centrale“, am 1. Mai 1911 den „Deutschen Zweig der Mahabodhi-Gesellschaft“. Am 20. April 1913 kam dort es zum Bruch, Seidenstücker zog sich aus der Gesellschaft zurück.[4] Seidenstücker versuchte, buddhistische Organisation zu schaffen, die in alle Teile Deutschlands ausstrahlen sollten.
Seidenstücker brachte in Zusammenarbeit mit theosophischen Kreisen einige buddhistische Zeitschriften (Der Buddhist, Buddhistische Welt) heraus, wurde aber bald zu einem scharfen Kritiker der Theosophen. Als Vortragender zum Thema Buddhismus war Seidenstücker vor allem in Leipzig, Berlin und Halle vielgefragt.
Am 12. September 1909 gründete er gemeinsam mit Karl Strünckmann, Walter Markgraf, Wolfgang Bohn, und Franz-Joseph Bauer die Deutsche Pali-Gesellschaft (DPG). Diese sollte sich, entsprechend dem britischen Vorbild der Pali Text Society, der Erforschung des Buddhismus und der Herausgabe buddhistischer Texte widmen. Am 18. April 1911 trat dort der gesamte Vorstand wegen Differenzen mit Seidenstücker zurück.[5][6] 1921 gründete er mit Georg Grimm die „Altbuddhistische Gemeinde“ in Utting am Ammersee.
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