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Lieder herausfordernd selbstbewussten oder hymnenartigen Charakters in konflikthaften Situationen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Kampflied bezeichnet man Lieder herausfordernd selbstbewussten oder hymnenartigen Charakters, die in konflikthaften Situationen von organisierten Kollektiven und Massen zur Einschüchterung des Gegners und zur Stärkung der eigenen Identität Verwendung finden.
Kampflieder wurden und werden in Auseinandersetzungen verschiedener Nationen bzw. Staaten, Klassen, ethnischen Gruppierungen, politischen Parteien, Bürgerrechtsbewegungen, Religionen bei Massenveranstaltungen meist unisono im Chor gesungen.[1] Sie wurden oft in historischen Zusammenhängen eigens komponiert, vielfach aber, wie dies bei Volksliedern auch sonst beobachtbar ist, unter Verwendung gängiger Hymnen und Lieder für bestimmte Ereignisse umgestaltet. Dabei dienen sie nicht nur der Demonstration der eigenen Stärke gegenüber dem Gegner, sondern vor allem der Identifikation mit der eigenen Gruppierung und der Bekräftigung der eigenen Zuversicht. Dem Komponisten Hanns Eisler ging es etwa bei vielen seiner Kampflieder darum, „Methoden zu finden auch den Sänger selbst nicht nur als Interpreten zu betrachten, sondern ihn zu revolutionieren“ und „daß es falsch wäre, ein Kampflied nur anzuhören.“[2]
Dass ein einmal bekanntes Kampflied in ganz verschiedenen geschichtlichen Zusammenhängen, sogar von gegensätzlichen politischen Richtungen gleichermaßen verwendet werden kann, zeigt sich am Beispiel des Andreas-Hofer-Liedes. Das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Lied über das tragische Ende des Anführers der Tiroler Freiheitskämpfe, Andreas Hofer im Jahre 1810 in Mantua wurde vielfach umgetextet. Zuerst wurde die Melodie für zwei Lieder über die Hinrichtung des Mitglieds der Deutschen Nationalversammlung Robert Blum im Anschluss an den Wiener Oktoberaufstand 1848 verwendet, später für Soldatenlieder im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und im Deutsch-Französischen Krieg von 1870. Eine weitere bekannte Textfassung ist das als Lied der Jugend 1910 in der Zeitschrift Arbeiter-Jugend veröffentlichte und später als Kampflied der Arbeiterjugend verwendete Dem Morgenrot entgegen. Von den Nationalsozialisten beansprucht wurde das historische Lied mit einem Text über die Hinrichtung Albert Leo Schlageter 1923.[3]
Keltischer und germanischer Schlachtengesang ist schon aus der Antike überliefert.[4] Der Barritus ist ein seit dem 1. Jahrhundert schriftlich belegter Schlachtgesang germanischer Stämme.[5] Dazu zählt auch weitgehend das Soldatenlied als traditioneller Bestandteil der Militärmusik.
In der Alten Eidgenossenschaft kursierten diverse Lieder über militärische Erfolge in Schlachten und Kriegen. Sie wurden von Gelehrten gesammelt und in Form von Flugschriften verbreitet.[6]
Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott wurde von Friedrich Engels als „Marseillaise der Bauernkriege“ bezeichnet.[7] Als Ausgangspunkt des modernen Kampflieds ist aber die Französische Revolution mit ihren Massenheeren anzusehen (Marseillaise[8], Ça ira etc.).
Ins Umfeld der romantischen nationalistischen Bewegungen in Italien Mitte des 19. Jahrhunderts fällt die Komposition des Kampfliedes Il Canto degli Italiani („Fratelli d’Italia“), der heutigen Nationalhymne Italiens. In Deutschland pflegte in dieser Zeit des erblühenden Nationalismus das Chorwesen, vor allem die Männergesangsvereine und Sängerfeste das zumeist national orientierte politische Kampflied;[9] in der Arbeiterbewegung verbreitete sich das Arbeiterlied.
In den politischen Auseinandersetzungen der 1920er- und 1930er-Jahre wurden zum Teil dieselben Melodien (mit unterschiedlichem Text) als politische Kampflieder der Rechten und Linken eingesetzt, beispielsweise das Lied Auf, auf zum Kampf!.[10] Das vornehmlich in der KP gepflegte Lied der Jugend („Dem Morgenrot entgegen, ihr Kampfgenossen all …“) verwendete die Melodie des Andreas-Hofer-Liedes. Die sentimentale Ballade vom Tod des Kleinen Trompeters existiert ebenfalls in einer „Rotgardisten“- und einer „Hakenkreuzler“-Variante.[11] Aus Brüder, zur Sonne, zur Freiheit wurde schon ab 1927 bei den Nationalsozialisten „Brüder in Zechen und Gruben“[12] und in der SA Brüder formiert die Kolonnen.
Heute werden politische Kampflieder in Europa selten gesungen, im massenhaften (Männer-)Gesang dominieren die „Fußball-Schlachtgesänge“, häufig Varianten bekannter Popsongs. Britische Fans singen aber bei Länderspielen auch den patriotischen Refrain von Rule, Britannia!.
Deutsch (Vor oder nach der Zeit des Nationalsozialismus):
Britisch:
Französisch
Russisch/Sowjetisch:
Niederländisch:
Deutsch:
Niederländisch:
Einige dieser Lieder wurden in der Melodie später von den Nationalsozialisten aufgegriffen und auch an den Text teilweise angelehnt, um einen Wiedererkennungseffekt zu erzeugen.
(siehe auch: Lieder der Nationalsozialisten)
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