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deutscher Altphilologe, Pastor und Atlantisforscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jürgen Georg Ferdinand Spanuth (* 5. September 1907 in Leoben, Österreich; † 17. Oktober 1998) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, der auch einige Semester Archäologie studiert hatte. Bekannt wurde er durch seine wissenschaftlich unhaltbare Atlantis-Theorie.
Spanuth erlebte die Zeit des Nationalsozialismus zwischen seinem 26. und 38. Lebensjahr. In dieser Zeit setzte er, seit 1. Oktober 1931 NSDAP-Mitglied,[1] sich aktiv für den Anschluss der „Ostmark“ an das Deutsche Reich ein, wofür er im Juli 1938 die von Adolf Hitler gestiftete Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 erhielt.[2] Als Pastor der Gemeinde Bordelum (ab 1933) an der nordfriesischen Westküste Schleswig-Holsteins gehörte er anfangs den nationalsozialistischen Deutschen Christen an und war später, nach eigenen Angaben, als Feldkurat an der Ost- und Westfront im Einsatz. Er soll vor Leningrad schwer verwundet worden sein, konnte jedoch aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft fliehen und wurde später in den Ardennen eingesetzt.[3] Nach Kriegsende und Entnazifizierung durch die britischen Besatzungsbehörden nahm er dann wieder sein Pastorenamt in Bordelum auf, das er bis 1978 ausübte.
1938 publizierte Spanuth eine kleine Studie zu einem vermeintlichen heidnischen Kultzentrum am Stollberg in Nordfriesland. Er referierte darüber unter anderem auf der Tagung des Reichsbundes für Vor- und Frühgeschichte in Hannover 1938.[4]
Ab 1953 veröffentlichte Spanuth, zunächst bei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft sowie im Otto Zeller Verlag, später vor allem im Grabert-Verlag, mehrere Bücher und Broschüren über Atlantis – zum Beispiel mit dem Untertitel „Heimat, Reich und Schicksal der Germanen“ –, die Philister und die Phönizier. Zudem verfasste er zahlreiche Aufsätze für die Zeitschrift „Deutschland in Geschichte und Gegenwart“ des letztgenannten Verlages.
Spanuth war Mitglied in der 1968 von Bolko Freiherr von Richthofen wiedergegründeten Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte.
Seit Ende der 1970er Jahre hielt Spanuth Vorträge auf Veranstaltungen verschiedener Gruppierungen. Dazu gehörten Lions-Clubs und die Vereinigung Deutsches Kulturwerk Europäischen Geistes (DKEG), die ihm 1990 den jährlich von ihnen gestifteten Schillerpreis verlieh.
Spanuth entwickelte die Idee, das in den platonischen Dialogen Timaios und Kritias erwähnte Inselreich Atlantis habe in der Nordsee in der Gegend der heutigen Insel Helgoland gelegen und sei als politisches wie religiöses Zentrum der Nordischen Bronzezeit anzusehen. Diese Insel sei zudem identisch mit der Königsinsel (Basileia) der Phaiaken aus den Erzählungen Homers, und die Atlanter bzw. Phaiaken seien auch die Hyperboreer der griechischen Mythologie. Spanuth betrachtet den gesamten Raum der Nordischen Bronzezeit als äquivalent mit dem Reich Atlantis, von dem die untergegangene Insel zwischen Helgoland und der Eidermündung lediglich das Zentrum gewesen sei.
Der Untergang des Zentrums dieser atlantischen Hochkultur ist nach Spanuth durch den Einschlag eines Kometen sowie den damit angeblich zusammenhängenden Ausbruch des Santorin-Vulkans zustande gekommen. Verschiedene Figuren oder Ereignisse in den Mythologien des Nahen Ostens und Europas spiegeln seiner Meinung nach ein solches Ereignis wider. So bei den Griechen der Phaeton-Mythos, bei den Ägyptern Sekhmet, in Syrien als Anat, in der Awesta als Tistrya, bei den Germanen als Ragnarök. Der Einschlagsort des Kometen sei die „Tiefe Senke“ (auch „Helgoländer Loch“ genannt) vor der Mündung der Eider, die Spanuth als den Bernsteinstrom „Eridanos“ der griechischen Mythologie identifiziert. Letztere These findet ihre Unterstützung auch in der Karte des Hekataios von Milet (um 500 v. Chr.) und wurde in jüngerer Zeit auch von Kai Helge Wirth in seinem umstrittenen Buch „Der Ursprung der Sternzeichen“ (2000) mit neuen Argumenten vertreten.[5]
Diese Katastrophe (ca. 1250 vor unserer Zeitrechnung) und deren unmittelbare Folgeerscheinungen (Überflutungen, Dürren und Brände) zwangen die überlebenden Atlanter (= Germanen) nach Süden zu ziehen und ihrerseits einen Streifen der Verwüstung bis Athen zu hinterlassen. Auch seien Germanen die sogenannten Seevölker gewesen, die um 1200 v. Chr. Ägypten angriffen. Die These, dass die Seevölker die Atlanter gewesen seien, wurde bereits 1886 von Wilhelm Christ aufgestellt.[6] Innerhalb der Vielvölkerallianz der Seevölker identifizierten einige Anhänger von Spanuths Thesen in linguistisch zweifelhafter Weise die „Phrst“ mit den Friesen, die „Sakar“ mit den Sachsen und die „Denen“ mit den Dänen.[7]
Spanuth bringt mit den Naturkatastrophen um 1250 v. Chr. und dem vermeintlichen Untergang von Atlantis folglich die Urnenfelder-Wanderung und dorische Wanderung genauso in Zusammenhang wie die „dunklen Jahrhunderte“ und die deukalionische Flut in Griechenland, die biblischen Plagen in Ägypten und den Exodus der Israeliten, den Seevölkersturm, sowie die Ansiedlung der Philister und Entstehung der Phönizier in Palästina. Die nach Süden wandernden atlantischen Nordvölker sollen als Dorer den Griechen erst die Kultur und den fremden Hyperboreer-Gott Apollon gebracht haben. Später sollen sie als Seevölkerstamm der „Sakar“ zu den phönizischen Seefahrern geworden sein, die sich in Palästina niederließen und den dort ansässigen semitischen Völkern die Alphabetschrift mitgebracht haben und für sie den Salomonischen Tempel erbauten.
Spanuth geht bei seiner Datierung des Atlantisberichtes zunächst von der These aus, dass die Datierung Platons der Vorgänge auf 9000 v. Chr. falsch sei, da die Menschheit zu dieser Zeit sich noch in der Altsteinzeit im Jäger-/Sammlerstadium befand und es somit keine der im Atlantisbericht beschriebenen Kulturen auch nur in den frühesten Anfängen gegeben habe. Aufgrund einer eingehenden Untersuchung der beschriebenen Realien (zum Beispiel Bronze- aber noch keine Eisenschwerter) identifiziert er das Szenario als ein bronzezeitliches.
Die offensichtliche Fehldatierung des Atlantisberichtes erklärt Spanuth mit einer Fehlinterpretation Solons. Die Priester erzählten Solon, die Ereignisse ihres Berichts hätten vor 9000 Jahren stattgefunden. Anders als die Griechen orientierten ägyptische Priester sich jedoch an einem Mondkalender. 9000 Mondumläufe entsprechen etwa 673 Sonnenjahren. Hochgerechnet auf Solons Aufenthalt in Ägypten (etwa 560 v. Chr.) ergibt das die Zeit um 1230 v. Chr. Zu dieser Zeit wurde Ägypten von den Seevölkern heimgesucht.
Eine gleichartige Begründung für einen möglichen zeitlichen Zusammenhang des Atlantisberichtes mit dem „Kollaps“ am Ende der Bronzezeit wurde 1992 von Eberhard Zangger vertreten, der Atlantis mit dem antiken Troja gleichsetzte und die Seevölker als Trojaner (Atlanter) identifizierte.[8]
Ein „Kernproblem der Atlantisforschung“ (Spanuth) ist der sagenumwobene Oreichalkos. Laut Platon ist dies ein natürlich vorkommender, aus dem Boden auszugrabender Stoff der Atlanter. Zu seiner – Platons – Zeit sei dieser Stoff nur noch dem Namen nach bekannt, früher aber habe er „unter den damals lebenden Menschen den höchsten Wert nächst dem Golde“ (Krit. 114) gehabt.
Spanuth identifiziert Oreichalkos mit Bernstein: „Alle Angaben des Atlantisberichtes über den Oreichalkos treffen für den Bernstein und allein für den Bernstein zu. Es gibt wirklich Bernsteinsorten, die einen ‚feurigen Glanz‘ haben. Bernstein wurde tatsächlich neben dem Gold am höchsten geschätzt; man kann ihn in Öl kochen und als ‚Bernsteinlack‘ zum Maueranstrich verwenden.“[9] Der im Altertum bis nach Ägypten verbreitete Bernstein wurde in der Nord- und Ostsee in Mengen gewonnen, dass er als Heizmaterial diente. Deshalb müsse auch hier die Lokalisierung von Atlantis gesucht werden. Spanuth wies anhand von archäologischen Funden den Verlauf der Bernsteinstraßen in Nordeuropa nach und zeichnete sie in seine Karten ein, sowohl die Straßen zu den verschütteten Fundorten an der Nordsee wie auch den aktuell ergiebigen auf heutigem polnischen Staatsgebiet.
Von zentraler Bedeutung für den weiteren Verlauf der europäischen Geschichte ist der Feldzug, den die nach Spanuth germanischen „Nord-Seevölker“ vor ihrem Ägyptenfeldzug unternommen haben sollen. Dieser von Platon (Tim 24 f., Krit. 109 f.) berichtete Feldzug ist für Spanuth identisch mit der Dorischen Wanderung.
Die Dorer wären demnach germanische Seevölker, die von der Nordseeküste nach Griechenland gewandert sind.
„Die Nord-Seevölker waren, bevor sie nach Kleinasien hinübersetzten, auf dem Landweg von Norden her in Griechenland eingedrungen, hatten alle Burgen gestürmt, alle Städte verbrannt und der mykenischen Kultur ein gewaltsames, jähes Ende bereitet.“ (1953) S. 49 „Die Orientalisierung des Südostraums, die bis zum Einbruch der Nordvölker im unaufhaltsamen Vordringen war, wurde jäh beendet und vor allem Griechenland, das für Europa bereits endgültig verloren schien, dem Orient entrissen.“ (ebd. S. 215)
Die lange verbreitete Theorie, nach der das gewaltsame Vordringen der Dorer die mykenische Kultur beendete, gilt heute aufgrund genauerer archäologischer Untersuchungen als überholt.
„Archäologisch ist d(ie). W(anderung). nicht faßbar. (…) Auch für die Zerstörung der myk. Paläste um ca. 1250 v. Chr. und den Untergang des myk. Palastsystems werden in der mod(ernen). Forsch(ung). andere Faktoren als d.(ie) W.(anderung) verantwortlich gemacht.“ „Grundsätzlich ist (…) mit der Zuwanderung verschiedener dorischer Stammesgruppen in die ehemaligen Kernlandschaften der mykenischen Kultur der Peloponnes zu rechnen, deren Niederlassung zu unterschiedlichen Zeit, aber erst ca. 150-300 Jahre nach der Zerstörung der myk. Paläste erfolgte.“ (Neuer Pauly, Artikel „Dorer / Dorische Wanderung“).
Spanuth trug in seinen späteren Arbeiten diesen neuen Erkenntnissen der Wissenschaft durchaus Rechnung und modifizierte seine Theorie entsprechend. Statt eines gewaltsamen Vordringens der Atlanter entwickelte er ein Katastrophenszenario, nach der die mykenische Kultur nahezu ausschließlich von derselben Reihe von Naturkatastrophen zerstört worden sei, die eben auch die Wanderung der Germanen verursacht habe. An der Identität der Dorer mit den germanischen „Seevölkern“ hielt er fest. Griechenland sei den Atlantern ursprünglich nur ein Durchzugsgebiet zu ihrem Ziel Ägypten gewesen. Erst als sie ihre militärischen Ziele dort nicht hätten durchsetzen können, hätten sie sich als Dorer in den Ruinen der Mykener neuangesiedelt (was in der Sage thematisiert würde als „Rückkehr der Herakliden“): „Die mykenische Kultur (…) wurde nicht, wie immer gesagt wird (Vietta) [aber nicht von Spanuth selber?] durch die Nordvölker vernichtet (…). Sie wurde durch die furchtbaren Naturkatastrophen, die (…) mit einer Hitze- und Austrocknungszeit begannen, vor allem aber um 1220 v. Chr. durch den Ausbruch des Santorin (…) vernichtet (…). Dann kehrten (…) die Nordmeervölker zurück und ließen sich (…) nieder.“ (1965, S. 517).
Spanuth finanzierte seine Forschungen durch eigenes Geld und mit beträchtlicher Hilfe von Sponsoren. Er organisierte Tauchfahrten zu den versunkenen Stätten in der Nordsee und fertigte Berichte und Karten über die Funde und Fundorte an. Er suchte die Auswirkungen und Spuren des Meteoriteneinschlags in der Nordsee. Er studierte als gelernter Altphilologe die Mythen und Berichte des Mittelmeers. Gerade der Auszug aus Ägypten war für ihn eine Folge der Machtschwächung Ägyptens durch den Kampf der Nordseevölker. Deshalb sind Phönizier und Philister und die Bewohner des Libanon für seine Geschichtsbildung so wichtig, dass er ihnen später eigene Bücher widmet.
Hauptartikel: Lokalisierungshypothesen zu Atlantis
Die Hochkultur der Atlanter ist für Spanuth eine nordeuropäische, „protogermanische“ Kultur. Solche Thesen waren bereits vor dem Nationalsozialismus verbreitet. Die Idee einer von den Atlantern initiierten nordeuropäischen Hochkultur findet sich am Rande auch im antisemitisch-rassentheoretischen Buch Mythus des 20. Jahrhunderts des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg.
Anknüpfend an den Arbeiten von Herman Wirth will der rechtslastige deutsche Autor H. K. Horken in seinem Buch Ex nocte lux: Enträtselte Urgeschichte im Licht jüngster Forschung, das 1972 im Grabert-Verlag erschienen ist, Atlantis mit der versunkenen Doggerbank identifiziert haben, die mit dem nacheiszeitlichen Anstieg des Meeresspiegels in der Nordsee unterging. Seine Eiszeit-Theorie ist jedoch unvereinbar mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus verschiedensten Fachgebieten.
Die ominöse Ura-Linda-Chronik verlagert das sagenhafte Inselreich Atlantis ebenfalls in die Region Friesland und beschreibt es als matriarchalisches Paradies. Das holländische Buch wurde von Herman Wirth ins Deutsche übersetzt. 2004 entlarvte Goffe Jensma das Buch zweifelsfrei als eine Fälschung, die offensichtlich von dem holländischen Schriftsteller François Haverschmidt im 19. Jahrhundert in satirischer Absicht erstellt wurde.
Der britische Autor Paul Dunbavin veröffentlichte 2003 sein Buch Atlantis of the West: The Case for Britain’s Drowned Megalithic Civilization, in dem er die Region von Irland und Wales mit Atlantis gleichsetzt.
Das Hauptwerk Spanuths wurde in den Jahren 1954–1980 in mehrere Sprachen übersetzt und erschien in London, Paris, New York und Barcelona. Im Jahre 1954 erschien zudem der Roman Sturm über Atlantis von Alfred Salomon, der, basierend auf Spanuths Arbeiten, Atlantis in der Nordsee vor Helgoland verortet.
In Deutschland wurde Spanuth kurz nach dem Erscheinen seiner ersten Veröffentlichungen im Jahr 1953 vom Leiter des Geologischen Instituts der Universität Kiel, Karl Gripp, zu einer Podiumsdiskussion mit zwölf Vertretern verschiedener Disziplinen eingeladen, die seinen Thesen einheitlich ablehnend gegenüberstanden.[10]
In der wissenschaftlichen Sphäre bestanden weiterhin zwei Lager; die einen lehnten Spanuths Vorstellungen ab, die anderen bezichtigten ihre Fachkollegen eines unwissenschaftlichen Umgangs mit den Atlantisthesen. Exponierte Fürsprecher für die Atlantistheorie traten allerdings nicht auf. Spanuths Arbeiten werden seither in Fachkreisen ignoriert und auch sonst kaum noch öffentlich diskutiert. Eine Ausnahme bilden die Schriften von Arn Strohmeyer, einem Journalisten in Bremen, und dem Autor Felix Paturi (2007).
Spanuths Konflikt mit seinen „Gegnern“ an der Universität Kiel wurde in einer Reihe von Publikationen ausgetragen, die auf seine Erstveröffentlichung folgten:
In seiner Replik von 1955 hat Spanuth auf fast alle damaligen Argumente seiner Gegner aus der Kieler Veranstaltung und der Weyl’schen Streitschrift geantwortet und vermeintliche Unstimmigkeiten in diesen Kritiken aufgezeigt. Er wies zudem darauf hin, dass ein paar damals bekannte und renommierte Historiker, wie z. B. Sprockhoff und Schwantes, Thesen vehement widersprochen hätten, die sie in ihren eigenen Publikationen nur wenige Jahre zuvor noch selbst vertreten hätten.
Spanuths Thesen und Schriften waren aufwändig recherchiert und mit umfassenden wissenschaftlichen Quellenangaben versehen. Dennoch müssen aus heutiger Sicht die meisten seiner Hypothesen durch neuere Erkenntnisse als widerlegt gelten.
Die noch in der Zwischenkriegszeit vor allem bei dem Nationalsozialismus nahestehenden Wissenschaftlern und eben auch bei einigen der späteren Spanuth-Kritiker beliebte Identifizierung der griechischen Dorer mit „atlantischen“ Germanen wird heute von der Mehrheit der Wissenschaftler aus zahlreichen Gründen abgelehnt: So gibt es beispielsweise keinerlei linguistische Hinweise auf nennenswerte germanische Spracheinflüsse in Griechenland (Lehnwörter usw.). Der dorische Dialekt der altgriechischen Sprache gehört „zur Gruppe der griech. Dialekte, die sich nach der Einwanderung von indoeurop. Stämmen um 2000 v. Chr. in Griechenland ausgebildet hatten, und stellt keine nachmyk. Entwicklung dar“ (Neuer Pauly, ebd.). Er ist weder ein mit der Zeit graecisiertes „Germanisch“ (Vorprotogermanisch) von 1250 v. Chr., noch ein von Germanen entsprechend gebrochen gesprochenes Griechisch (mit durch das Atlantisch/Germanische beeinflusster Grammatik, Aussprache, Wortschatz usw.). Davon abgesehen ist die tatsächliche Existenz, bzw. Zeitpunkt und Umfang, einer dorischen Wanderung unter Historikern inzwischen sehr umstritten und wird von der Mehrzahl eher angezweifelt.
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass auch andere Elemente von Spanuths Thesen nicht aufrechtzuhalten sind:
Im Übrigen gibt es zwei eklatante Widersprüche zwischen Spanuths Hypothesen und dem Atlantisbericht Platons.[44] Erstens: Die Reihenfolge der Angriffe ist vertauscht: Der Seevölkersturm ging von der Ägäis aus und die Dorer (laut Spanuth ein Teil der Seevölker) hatten zuerst Griechenland besetzt – was inzwischen so gut wie widerlegt ist (siehe Dorische Wanderung) –, erst danach griffen die Seevölker Ägypten an und wurden von den Ägyptern unter Ramses III. geschlagen. Bei Platon war es genau umgekehrt: Die Atlanter hatten Ägypten besetzt und wurden von den Athenern geschlagen. Da Solon den Atlantis-Bericht von Ägyptern erzählt bekam, ist kaum nachvollziehbar, warum diese ihren ruhmreichen Sieg über die Seevölker verschweigen und den Griechen andichten sollten. Zweitens: Die Katastrophen in Politik und Natur sind vertauscht: Die Seevölkerwanderung wurde von Naturkatastrophen (Dürre) ausgelöst; die politische Katastrophe folgte auf diese Naturkatastrophe. Bei Atlantis war es umgekehrt: Die Atlanter wurden auf dem Höhepunkt ihrer Macht von den Athenern geschlagen. Erst danach ging die Insel durch Naturkatastrophen unter. Zudem: Wenn die mykenische Kultur nicht durch Atlanter, sondern durch eine Naturkatastrophe zerstört wurde, dann kann es sich dabei nicht um die von Platon berichteten Vorgänge handeln, da bei Platon eindeutig von einem Feldzug (vor dem Ägyptischen) die Rede ist, in dem die Atlanter alle griechischen Städte bis auf „Ur-Athen“ unterworfen hätten.
Da Spanuths Thesen von der etablierten Wissenschaft größtenteils abgelehnt wurden, wandte er sich, um seine in zwanzig Jahren zusammengestellten Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, an Verlage aus dem rechtsextremen Verlegerspektrum. Spanuth wurde deshalb nach 1952 von Vereinigungen und Verbänden kritisiert.
Bereits 1955 schrieb Spanuth über seine Helgoland-Theorie in der damals noch von dem ehemaligen SS-Sturmbannführer Arthur Ehrhardt geleiteten Zeitschrift „Nation und Europa“. Für einen Nachdruck des 1934 von dem NS-Rasseforscher Hans F. K. Günther herausgegebenen Buches „Die nordische Rasse bei den Indogermanen Asiens“ verfasste er das Eingangskapitel über das „Schicksal der Philister und anderer Nordmeervölker“.
Heute werden Spanuths Ansichten von der akademischen Wissenschaft wegen zahlreicher Widersprüche nicht mehr diskutiert. Ernsthaft erwogen wird lediglich die Möglichkeit eines allgemeinen kausalen Zusammenhanges zwischen bronzezeitlichen Naturkatastrophen (z. B. Dürreperioden[45]) im 13. vorchristlichen Jahrhundert und den Umwälzungen und Seevölkerangriffen um 1200 v. Chr. Die Gleichsetzung der Königsinsel der Atlanter Platons mit Scheria, dem Land der Phäaken Homers, wurde unabhängig von Spanuth auch von anderen Gelehrten vor und nach ihm vertreten.[46]
Einen gewissen Einfluss hatte Spanuth offensichtlich auch auf den deutschen Ethnologen Hans Peter Duerr und seine umstrittene These, dass minoische Handelsschiffe schon 1600 v. Chr. die Gegend der, im Mittelalter in der Nordsee versunkenen, Stadt Rungholt besucht hätten, um Zinn (in Südengland) und Bernstein (in Friesland) einzutauschen. Duerr hat minoische Artefakte angeblich im Rungholt-Watt gefunden und erwähnt Pastor Jürgen Spanuth ausdrücklich in der Danksagung seines Buches Rungholt: Die Suche nach einer versunkenen Stadt (2005).
Im rechten Umfeld wird die Atlantis-Hypothese Spanuths weiterhin als Beitrag zur „großartigen deutschen Vorgeschichte“ geschätzt und die durchgehende Ablehnung durch die heutige Wissenschaft mit Verschwörungstheorien und Meinungszensur erklärt.
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