Der Anwaltssohn Deinhardstein studierte zunächst Rechts- und Staatswissenschaft und trat danach in den Staatsdienst ein. Von dieser Tätigkeit unbefriedigt, wendete er sich der Klassik und Ästhetik zu. Bereits 1811 waren von ihm erste Werke, d.h. Gedichte und einaktige Komödien, erschienen. Rasch stieg er zu einer zentralen Figur der Wiener Literaturszene auf.
Deinhardstein trat 1832 die Nachfolge Joseph Schreyvogels als Dramaturg und Vizedirektor des Hofburgtheaters an. Angeregt hatte diese Besetzung der Theaterdirektor Johann Rudolf Czernin. Er engagierte in dieser Position namhafte Schauspieler wie Christine Hebbel und Carl von La Roche und führte vorwiegend Konversationsstücke auf, darunter besonders Übersetzungen französischer Dramen. Zwar traf er damit den Geschmack der mehrheitlich adeligen Zuschauer, konnte aber durch die geringe Berücksichtigung klassischer Stücke qualitativ nicht an seinen Vorgänger anknüpfen. Die Autoren Eduard von Bauernfeld, Friedrich Halm und Friedrich Hebbel erhielten unter seiner Regie erste Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.
Seit 1829 zensierte Deinhardstein nebenberuflich die am Theater eingereichten Dramen. Nachdem seine Anstellung am Theater 1841 ihr Ende gefunden hatte, nahm er diese Aufgabe bis 1848 hauptberuflich als Regierungsrat der Polizeihofstelle wahr. Danach war er als Beirat der Landesregierung in literarischen, insbesondere das Theater betreffenden Angelegenheiten tätig.
Im Alter von 69 Jahren starb Deinhardstein 1859 in seiner Geburtsstadt Wien. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 20). Im Jahr 1894 wurde in Wien-Ottakring (16. Bezirk) die Deinhardsteingasse nach ihm benannt.
Schriftstellerisch trat Deinhardstein vor allem als Dramatiker hervor, der elegante, heitere Stücke mit geschichtlichem Hintergrund schuf. Unter diesen ragen die sogenannten „Künstlerlustspiele“ heraus. Deinhardstein schuf mit ihnen eine neue Gattung dramatischer Poesie, die historischen Lokalkolorit und sentimentale Ränke miteinander verband. Zu den wichtigsten zählen
Boccaccio (UA 1816, Erstdruck Wien 1816) über den italienischen Dichter Giovanni Boccaccio,
Garrick in Bristol (UA 1832, Erstdruck Wien 1834) über den britischen Schauspieler David Garrick und
Fürst und Dichter (UA 1847, Erstdruck Leipzig 1851), welches von Goethe handelt, der durch Intrigen aus seiner Stellung am Weimarer Hof verdrängt werden soll.
Mit Erzherzog Maximilians Brautzug lieferte er 1832 eine fünfaktige Bearbeitung des Theuerdanks von Maximilian I. Unter Deinhardsteins ernsteren Dramen finden sich vor allem kleinere, empfindsame Stücke wie Der Gast und Floretta. Einige Übersetzungen aus dem Französischen erschienen unter dem Pseudonym „Dr. Römer“.
Deinhardsteins Dramen gewannen durchaus den Applaus des Publikums, waren aber hinsichtlich ihres literarischen Wertes massiver Kritik ausgesetzt. Den Werken wurde das Fehlen von Originalität, charakterlicher Tiefe und idealistischer Haltung vorgeworfen, auch hätte seine rege Schreibtätigkeit zu Flüchtigkeitsfehlern und Massenproduktion geführt.
Dichtungen für Kunstredner (Hrsg., 1815) (Digitalisat)
Der Herzog von Mailand. Trauerspiel in fünf Acten von Philipp Massinger
Tartuffe. Lustspiel in 5 Acten von Moliere
Silvester Lechner: Eine Ästhetik der Zensur. Johann L. Deinhardstein als Kritiker. In: Alberto Martino u.a. (Hrsg.): Literatur in der sozialen Bewegung. Aufsätze und Forschungsberichte zum 19. Jahrhundert. Niemeyer, Tübingen 1977, S. 284–326, ISBN 3-484-10289-6.
Ilse Leithner: Deinhardstein als Kritiker. Dissertation, Universität Wien 1929.
Wilhelm Treichlinger: Johann Ludwig Deinhardstein. Dissertation, Universität Wien 1926.
Hans Landsberg: Ein vergessener Burgtheaterdirektor. In: Masken. Zeitschrift der deutschen Theaterkultur. Band 5, 1910
Lexikonartikel
C. Fischer: Deinhardstein, Johann Ludwig. In: Walther Killy (Hrsg.): Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Directmedia, Berlin 2005, ISBN 3-89853-409-X (1 CD-ROM)
Julius Marx:Deinhardsteins Geburtstag. In: Unsere Heimat. Band38, 1967, S.179f. (Volltext[PDF]). Vergleiche dazu auch Taufbuch Wien-St.Stephan, tom. C, fol. 29 (Faksimile). In der Literatur werden häufig die Geburtsjahre 1794 oder (vereinzelt) 1789 angegeben.
Deinhardstein, Johann Ludwig von (vollständiger Name); Deinhardstein, Johann Nepomuk Anton Alois Josef (Geburtsname); Deinhard-Deinhardstein, Johann Ludwig; Römer, Dr. (Pseudonym)
KURZBESCHREIBUNG
österreichischer Schriftsteller, Literaturkritiker, Dramaturg und Hofbeamter