Klaviertechniken in der Jazzmusik Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Begriff Jazz-Piano steht für die Rolle des Klaviers im Jazz, insbesondere die im Laufe der Jazzgeschichte entstandenen spezifischen Spiel- und Satztechniken.
Das Klavier spielt in der Geschichte des Jazz von Beginn an eine wichtige Rolle. Der Ragtime zählt zu den Wurzeln des Jazz und ist überwiegend Klaviermusik. Der Blues, eine andere Wurzel des Jazz, entfaltete seinen Einfluss auf das Jazz-Piano über den Umweg des Barrelhouse Piano (das später in den Boogie-Woogie mündete).
Zu Beginn der Jazz-Geschichte trat das Klavier eher als Soloinstrument auf – die Marching Bands kamen naturgemäß ohne Klavier aus. Im Lauf der Zeit entwickelte es sich immer mehr auch zum Begleit- und Ensembleinstrument. Ab den 1910er Jahren wurde das Klavier in die Bands des New-Orleans-Jazz integriert; erster Pianist war dort vermutlich Buddy Christian.[1]
Im traditionellen Jazzensemble unterstützte das Klavier die Instrumente Kontrabass/Tuba und Gitarre/Banjo und diente damit in erster Linie der Profilierung von Rhythmus und Harmonie. Im neu aufkommenden Swing wurden Beat und Bass immer mehr den Schlagzeugern und Bassisten überlassen. Obgleich der Rhythmusgruppe zugehörig, gingen Pianisten größerer Bands dazu über, nur noch einzelne Off-Beat-Akkorde einzuwerfen und Akkordfolgen eher anzudeuten als auszuspielen – allen voran Count Basie. Gleichzeitig traten sie zunehmend als Solisten hervor und glichen sich in der Melodieführung stark an die Bläser an.[2]
Nach der Swing-Ära – im Modern Jazz – kehrten viele Pianisten zu einer eher „perkussiven Spielweise zurück“ und ließen „ihr Instrument klar, durchsichtig und hart klingen.“[3] Andererseits pflegten Pianisten wie Chick Corea wieder ein romantischeres Tonideal und setzten beispielsweise stärker auf Pedalklang.
Bereits in den 1940er Jahren wurde das akustische Klavier gelegentlich durch elektro-mechanische Instrumente ersetzt; so verwendete Earl Hines ein Storytone-E-Piano. Ende der 1950er Jahre zählten Ray Charles und Sun Ra zu den einflussreichen E-Piano-Spielern. Joe Zawinul experimentierte mit unterschiedlichen Klangfarben: Für „Mercy, Mercy, Mercy“ verwendete er ein Wurlitzer-Piano, für „Country Preacher“ ein Fender Rhodes.[4] Später, insbesondere im Fusion Jazz, erweiterten Synthesizer und andere Keyboards das Klangbild. Heute ist das akustische Klavier eines von vielen Tasteninstrumenten im Jazz.
Jeder Jazz-Stil und jede wesentliche jazz-pianistische Neuerung fanden auch in späteren Entwicklungen Verwendung.[5] Damit ist das Jazz-Piano stilistisch ebenso vielfältig wie der Jazz überhaupt.
Jazzpianisten weisen den Händen oft unterschiedliche Rollen zu. Im Solospiel kennt die linke Hand vielfältige Arten, die Basslinien und die Akkordprogressionen zu gestalten, die rechte Hand übernimmt in ebenso vielfältiger Weise vor allem die Melodielinien. Jazz-Piano-Spiel im Ensemble verlangt eine jeweils angemessene, gegebenenfalls sparsame Auswahl aus diesen Möglichkeiten.[6]
Traditionsreiche Elemente des Jazz-Klaviers sind im Einzelnen:
Neben den Satztechniken ist die Tongebung kennzeichnend für das Jazz-Piano.[9] Im Vergleich zum klassischen Klavierspiel fallen folgende Besonderheiten auf:
In den sechziger und siebziger Jahren emanzipierte sich das Jazz-Piano von den genannten traditionsreichen Satztechniken und schloss sich in vielerlei Hinsicht der musikalischen Avantgarde an. Phrasing und timing allerdings blieben weitgehend kenntlich.
Folgende Jazz-Pianisten gelten als stilbildend:
Siehe auch: Liste von Jazz-Pianisten
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.