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deutscher katholischer Theologe und Religionspädagoge Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hubertus Halbfas (* 12. Juli 1932 in Drolshagen im Sauerland; † 1. März 2022 ebenda) war ein deutscher römisch-katholischer Theologe. Er hat der katholischen und evangelischen Religionspädagogik über Jahrzehnte Impulse gegeben und wurde als Theologe über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt.
Hubertus Halbfas, im Sauerland beheimatet, machte 1952 auf dem Gymnasium in Olpe Abitur, studierte Philosophie und Theologie in Paderborn (Philosophisch-Theologische Akademie) und Theologie in München. 1957 wurde er zum Priester geweiht. Von 1957 bis 1960 war er Vikar in Brakel (Kreis Höxter), danach von 1960 bis 1967 Dozent an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Paderborn. 1964 wurde er in München bei Theoderich Kampmann mit einem Thema über das Verhältnis von Jugend und Kirche zum Dr. theol. promoviert. Ab 1967 war er für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen. Mit seinem Buch Der Religionsunterricht machte er auf die Diskrepanz zwischen dogmatischer Theologie und einer nicht ebenso vermittelten historisch-kritischen Bibelkenntnis aufmerksam. Mit seinem Buch Fundamentalkatechetik. Sprache und Erfahrung im Religionsunterricht leitete er 1968 die sogenannte hermeneutische Wende der Religionspädagogik mit ein. Eine intensive Debatte folgte.
Wegen seines 1968 erschienenen Unterrichtsprotokolls zu Mt 14,22–33 EU Über Wasser wandeln, in dem Halbfas sein Verständnis biblischer Symbolsprache verdeutlichte, widersprach der Kölner Erzbischof Josef Frings seiner Berufung von Reutlingen an die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Gleichzeitig legte Halbfas sein Buch Fundamentalkatechetik. Sprache und Erfahrung im Religionsunterricht vor, das einen Schlussstrich unter den traditionellen Katechismusunterricht setzte und eine hermeneutische Grundbesinnung einforderte. Daraufhin entzog die Deutsche Bischofskonferenz Halbfas die kirchliche Lehrerlaubnis, um „Grenzen abzustecken, die in diesem Buch überschritten sind“. Infolge dieser Auseinandersetzung stellte Halbfas einen Antrag auf Laisierung, der sofort vom römisch-katholischen Papst akzeptiert wurde.
In den 1980er Jahren initiierte Halbfas (neben Peter Biehl und anderen auf evangelischer Seite) noch einmal eine didaktische Neuorientierung, die unter dem Stichwort „Symboldidaktik“ den Religionsunterricht beider Konfessionen wesentlich beeinflusste. Sein Ziel war, die Sprache der Religionen in ihrem metaphorischen und symbolischen Charakter bewusst zu machen und zugleich die spezifische Wahrheit sprachlicher Formen wie Mythos, Märchen, Sage, Legende, Gleichnis unterrichtlich zu erschließen. Er realisierte sein Konzept in einem Unterrichtswerk, das sich als religiöse Sprachlehre versteht und auch Schulleben, Literatur und Kunst einbezieht. Für seine Lehrerhandbücher konnte er Gastautoren wie Gotthard Fuchs und Günter Lange gewinnen.[1] Traditionalistische Kreise werfen ihm Glaubensaufweichung vor. Sein Bibelkommentar (2001) ist eine Summe bisher geleisteter historisch-kritischer Forschung, verstanden als Information für Laien; sein Buch Das Christentum führt in Längsschnitten durch Epochen, Entwicklungen und Richtungen der christlichen Geschichte. Mit dem dritten Band Der Glaube (2010) entwickelte er ein vielschichtiges Bild des christlichen Glaubens angesichts eines umfassenden Traditionsabbruchs. Halbfas’ Religiöse Sprachlehre. Theorie und Praxis (2012) erschließt und verdichtet den Ertrag der vorausgegangenen Jahrzehnte. Die Bücher Glaubensverlust (2011) sowie Religionsunterricht nach dem Glaubensverlust. Eine Fundamentalkritik (2012) ziehen eine Bilanz der christlichen Gegenwart, welche die Krise der Kirchen als fundamentale Glaubenskrise beider Konfessionen beschreibt.
In seinem Vortrag Der aktuelle Glaubensschwund und die Zukunft des Christentums am 28. November 2013 bekannte Halbfas, dass er an der Auferstehungslehre zweifele. Insbesondere legte er den zahlreichen Zuhörern seine Ansicht dar, dass eine Vergebung der Sünden durch den Opfertod Jesu am Kreuz eine Erfindung paulinischen Ursprunges sei. Vielmehr sei Jesus eher als ein Prophet zu verstehen, in etwa wie Martin Luther King. Es sei eine wünschenswerte Entwicklung, den Kampfgeist junger Menschen, die sich beispielsweise für Greenpeace engagieren, in der Kirche zu nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Um eine bessere Welt für alle Menschen zu gestalten, brauche es keinen gemeinsamen Glauben an einen strafenden Gott. Jesus selbst habe diese Lehre schließlich nie vertreten.
Er zählte zudem zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für eine Glaubensreform,[2] die eine Veränderung des christlichen Glaubens zugunsten einer Öffnung und Vermischung mit nichtchristlichen und nichtabrahamitischen Religionen anstrebt und zugleich gegen biblizistische und fundamentalistische Strömungen innerhalb der Kirchen vorgeht.
Halbfas war, nachdem er aus dem Priesterberuf ausgeschieden war, ab 1970 verheiratet mit Ursula Halbfas, geborene Hitzges, und wurde Vater der Kinder Ansgar, Bernward und Ina. In seiner Heimatstadt Drolshagen initiierte er die Gründung eines Heimatvereins, in dem er sich 27 Jahre lang als Vorsitzender engagierte.[3] Von 2000 bis 2008 war er zudem Vorsitzender des Heimatbundes im Kreis Olpe.[4] Ab 1996 gehörte er dem erweiterten Vorstand des Sauerländer Heimatbundes an. 2009 brachte er 25.000 Euro zur Gründung einer Bürgerstiftung ein, die das kulturelle und soziale Leben in Drolshagen fördern soll. Für sein ehrenamtliches Engagement wurden ihm 2003 der Silberne Ehrenbecher der Stadt Drolshagen, die Ernst-Rudorff-Ehrenplakette des Bundes Heimat und Umwelt sowie 2012 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.[5]
Halbfas starb am 1. März 2022 im Alter von 89 Jahren in seiner Geburtsstadt.[6]
„Der ‚Fundamentalkatechetik‘ von Hubertus Halbfas kommt in der katholischen Religionspädagogik eine wichtige Bedeutung zu, weil mit ihr über das engere Verständnis des ‚hermeneutischen Religionsunterrichts‘ hinaus eine hermeneutische Grundlegung der Religionsdidaktik erfolgte, die für den gesamten Bereich der Religionspädagogik wegweisend wurde. Was Halbfas bereits früh wahrnahm, wurde in der Folgezeit immer manifester: das Scheitern der kirchlichen Verkündigungssprache. Ein neuer Ansatz musste gesucht werden, sollte es weiterhin möglich sein, Religion als integralen Bestandteil über den kirchlichen Raum hinaus in schulischen und anderen Bildungsprozessen zu verankern und ihre Bedeutung heutigen Zeitgenossen zu erschließen.“
„Aus heutiger Sicht kann man Halbfas nur dankbar sein für seine Rezeption, für seinen Mut und seine Weitsicht. Was die Stellung von Halbfas in der Geschichte der Religionspädagogik angeht, müssen Zweifel angemeldet werden, sich mit der Kategorisierung als Symboldidaktiker zu begnügen. Man wird Halbfas und auch der Genese seiner religionspädagogischen Einsichten nicht gerecht, wenn man nicht seine Rezeption des Tillich’schen Religionsbegriffs und die dadurch eingeleitete Öffnung des Religionsunterrichts in den 70er-Jahren viel entschiedener würdigt, als das bisher der Fall ist … Es ist aber gegenüber bestimmten bisherigen Darstellungen stärker heraus zu arbeiten, dass der Unterricht, den man heute faktisch vorfindet und der in der didaktischen Literatur empfohlen wird, historisch gesehen durch Halbfas und seine Tillichrezeption ermöglicht wurde. Denn die mit der Rezeption des Tillich’schen Religionsbegriffs verbundene Öffnung des Religionsunterrichts für neue, heute selbstverständliche Themen sowie die Verabschiedung der Verkündigungskonzeption sind aus dem heutigen Religionsunterricht nicht mehr wegzudenken … Ein Unterricht wie der, den Halbfas damals bekämpfte, wäre heute nur schwer vorstellbar.“
Der zwischen Protestantismus und Katholizismus pendelnde Exeget Klaus Berger charakterisierte das Werk Das Christentum so: „Bei Halbfas ist dieser Glaube an die neue (und doch eben wieder völlig veraltete) Unfehlbarkeit der Exegese so weit gediehen, dass er gegen Ende seines Buches lapidar erklären kann: ‚Jesus hat sich weder als ‚Messias‘ noch als ‚Sohn Gottes‘ verstanden.‘ Soweit ist es mit der Autorität, die vergötterte Exegese nebst Halbfas haben, gekommen, dass man derartige Sätze gar nicht mehr begründen muss.“
Mehrere Meinungsäußerungen setzen sich besonders mit Halbfas’ Religionsbüchern kritisch auseinander.[9]
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