Hl-Signale (sprich: H-L) sind Eisenbahnsignale, die seit 1959 von der Deutschen Reichsbahn (DR) als Haupt- und Vorsignale eingesetzt wurden. Die Abkürzung Hl steht für Hauptlichtsignal.

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Hl-Signal zeigt Signalbild Hl 12a
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Hl-Vorsignal hier als Vorsignalwiederholer

Im Rahmen der Entwicklung von Tageslichtsignalen als Ersatz für die veralteten Formsignale einigten sich die Eisenbahnverwaltungen der Organisation für die Zusammenarbeit der Eisenbahnen (OSShD) auf dieses weitgehend vereinheitlichte Signalsystem. Es ist durch die Zusammenfassung von Vor- und Hauptsignalfunktion als Mehrabschnittssignal auf einem einzigen Signalschirm gekennzeichnet. Die Signalisierung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit erfolgt durch unterschiedliche Anordnung farbiger Lichter (unten Hauptsignalbegriff und oben Vorsignalbegriff). Die Einführung der Hl-Signale bei der Deutschen Reichsbahn erfolgte sowohl im Zuge von Stellwerksneubauten, bei Modernisierungsarbeiten von bestehenden Stellwerken und auch durch Ersatz einzelner Formsignale. Insbesondere mechanische Einfahrvorsignale mit langem Stellweg wurden schon seit den 1960er Jahren durch Lichtsignale ersetzt. Im Gegensatz zur Deutschen Bundesbahn (DB) wurden bei der DR auch Stellwerke der Altbauformen in unterschiedlichem Umfang mit Lichtsignalen ausgerüstet, so dass sie vor der Einführung des Ks-Systems die am weitesten verbreitete Bauform darstellten. Auch Neubauten von elektromechanischen und (selten) mechanischen Stellwerken wurden in der Regel mit Hl-Signalen ausgerüstet.

Signalbilder

Die ab dem Signalstandort gültige Geschwindigkeit wird durch die Lichtpunkte im unteren Teil des Signalschirms angezeigt. Kein Licht bedeutet Streckengeschwindigkeit, ein gelbes („gelb 2“) 40km/h. Mit zusätzlichen Lichtstreifen wird diese Geschwindigkeit erhöht, mit gelbem auf 60 und mit grünem auf 100km/h. Die am nachfolgenden Signal zu erwartende Höchstgeschwindigkeit wird durch den oberen Lichtpunkt signalisiert. Gelbes („gelb 1“) Standlicht bedeutet hierbei „Halt erwarten“, gelb blinkend „Fahrt mit 40 oder 60 km/h erwarten“, grün blinkend „Fahrt mit 100km/h erwarten“ und grünes Standlicht „Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit erwarten“. Die zu erwartende Geschwindigkeit wird auch dann angezeigt, wenn zwischen dem Signalstandort und dem nachfolgenden Signal eine niedrigere Geschwindigkeit zulässig ist. Durch die Kombination von vier Teilbegriffen der Vorsignalfunktion (Halt, 40 oder 60km/h, 100km/h und Streckengeschwindigkeit) und vier Teilbegriffen der Hauptsignalfunktion (40km/h, 60km/h, 100km/h und Streckengeschwindigkeit) ergeben sich zusammen mit dem Haltbegriff insgesamt 17 verschiedene Signalbilder, (Hl1 bis Hl12b plus Haltbegriff Hl13, nach 1990 im einheitlichen Hauptsignalhaltbegriff Hp0 aufgegangen).

Folgt kein Hauptsignal im Bremswegabstand, dann entfallen gelb 1 und Blinklicht. Hl-Signale, die nur als Vorsignale verwendet werden, besitzen nur zwei Lampen, gelb und grün. Besondere Vorsignalbegriffe existieren nicht, die Bedeutung der Signalbegriffe ist immer gleich. Da die zusätzlich angebrachten farbigen Lichtstreifen die Geschwindigkeit von 40km/h auf 60km/h (gelb) und auf 100km/h (grün) erhöhen, stellt die geringere Erkennbarkeit der Lichter kein Sicherheitsrisiko dar.

Signallaternen für Lichtpunkte, die an einem Signalstandort nicht benötigt werden, werden nicht eingebaut und die Öffnungen im Signalschirm durch Blindabdeckungen verschlossen. Es gibt seit Mitte der 1960er Jahre zwei Bauarten von Hl-Signalschirmen. Die kleinere mit bis zu vier Hauptsignallaternen wird für Blocksignale beim automatischen Streckenblock ohne verkürzte Bremswegabstände, für Vorsignale und für Hauptsignale, die keinen Hauptsignalfahrtbegriff zeigen können, beispielsweise als Begrenzung einer Einfahrstraße, angewendet, die größere mit bis zu fünf Haupt- und zwei Nebensignallaternen in allen übrigen Fällen. Doppelfadenlampen werden nur für den Haltbegriff bei Zwerghauptsignalen verwendet. Die Rotlaterne ist mit Ausnahme von Signalen in EZMG-Stellwerken wegen der Ausfallsicherheit und für mit dem Hauptrot identische Sichtbarkeit verdoppelt. Fällt eine andere Laterne aus, wird der mögliche nächstniederige Signalbegriff angeschaltet. Betrifft es gelb 1 oder 2, bleibt das Signal in Haltstellung. Wegen der im Verhältnis zum Haltbegriff deutlich kürzeren Leuchtzeit und der langen Haltbarkeit der Flachkernwendellampen ist das Fehlen von Ersatzfäden für die Fahrtbegriffe vertretbar.

Der Unterschied in der Geltung der signalisierten Geschwindigkeiten (bei Einfahr- und Zwischensignalen bis zum planmäßigen Halteplatz des Zuges oder dem nächsten Hauptsignal, bei Ausfahrsignalen bis zum Ende des anschließenden Weichenbereichs) entspricht den übrigen, in Deutschland üblichen Signalsystemen.

Hl-Signal im Kompaktschirm in Hohen Neuendorf (b Berlin)

Bei Stellwerken von ausländischen Herstellern wurden meist deren Signalbauarten verwendet, jedoch dem deutschen Hl-System angepasst. Beispiele dafür sind die typischen Signale der EZMG-Stellwerke mit dem Ausleger für das zweite Licht des Rangierfahrtsignals, aus der Tschechoslowakei importierte Stellwerksanlagen im Braunkohlenbergbau mit aus einzelnen, quadratischen Signallaternen zusammengesetzten Signalschirmen oder von bundesdeutschen Herstellern gelieferte Stellwerke im ehemaligen West-Berlin. Gut zu erkennen im Bahnhof Berlin-Marienfelde, auch mit extra entwickelten Lichtstreifen und der dafür notwendigen Ansteuerung.

Wird ein Hl-Signal als Hauptsignal verwendet, dann erhält es das jeweils zutreffende Mastschild, wobei rote und weiß-schwarz-weiß-schwarz-weiße nur noch auf den Strecken der Berliner Gleichstrom-S-Bahn angewendet werden. Reine Vorsignale (die keinen Haltbegriff zeigen können) werden unabhängig von der möglichen Anzahl der Signalbegriffe durch die Vorsignaltafel Ne 2 gekennzeichnet. Vorsignalwiederholer erhalten eine weiße quadratische Tafel mit schwarzem Rand und schwarzem Ring und werden nicht durch Vorsignalbaken angekündigt. Die mit den Ks-Signalen eingeführte Kennzeichnung von Hauptsignalen mit Vorsignalisierung durch ein gelbes, nach unten weisendes Dreieck unter dem Mastschild wurde zeitgleich auch bei Hl-Signalen eingeführt.

Im Bahnbetrieb des Bergbaues, insbesondere im Braunkohlenbergbau, gibt es eine nicht in das System passende Ausnahme. Weil dort die zulässigen Geschwindigkeiten deutlich unter 100 km/h liegen, ist grünes Blinklicht in seiner ursprünglichen Bedeutung nicht notwendig. Zur Aufwandsreduzierung führte man den Signalbegriff Hl4a ein, der mit grünem Blinklicht „Halt erwarten“ signalisiert. Die Anwendung dieses Begriffes erspart das Ausrüsten der betroffenen Signale mit einer gelb- (reine Vorsignale) oder gelb-1-Laterne (Hauptsignale mit Vorsignalisierung).

Nach der Deutschen Wiedervereinigung entstand die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Signalsysteme in den östlichen und westlichen Bundesländern zu vereinheitlichen. Statt das Hl- oder das in Westdeutschland übliche H/V-Signalsystem in ganz Deutschland einzuführen, entschloss sich der gemeinsame Vorstand der Deutschen Reichsbahn und Bundesbahn zur Entwicklung des neuen Ks-Signalsystems. Dieses kommt im Gegensatz zum Hl-System mit weniger Lichtpunkten aus, erlaubt mit dem Zs 3 eine breitere Differenzierung der zulässigen Geschwindigkeiten und steht mit den bestehenden Signalsystemen nicht im Widerspruch. Der letzte Punkt – das Signalbild Hl 3a (Fahrt mit 40 km/h, dann mit Höchstgeschwindigkeit) ist für Triebfahrzeugpersonal nicht von Hp 2 als Lichtsignal des H/V-Systems (Langsamfahrt) zu unterscheiden und sieht abgesehen vom nicht vorhandenen Mastschild dem Lichtsignalbegriff Vr 2 (Langsamfahrt erwarten) ähnlich – betraf bei der Einführung des Hl-Signalsystems auch die Deutsche Reichsbahn und hätte wie damals durch Tauschen des gelben und grünen Lichtpunktes bei Vr2 der H/V-Vorsignale gelöst werden können. Im Vergleich zum Ks-System bietet das Hl-System zwar weniger signalisierbare Geschwindigkeitsstufen, doch dafür sind die Signalbegriffe durch den Verzicht auf Ziffern aus deutlich größerer Entfernung zweifelsfrei erkennbar. Ein Übergang zwischen Hl- und Ks-Signalisierung ist auch innerhalb der Vorsignalisierung konfliktfrei möglich.

Für elektronische Stellwerke wurden keine Ansteuerungen für Hl-Signale entwickelt, für bisherige Stellwerkstechnik keine für Ks-Signale.

Übersicht

Das Hl-Signalsystem enthält folgende Signalbilder:1

Hl1
Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit
Hl2
Fahrt mit 100 km/h,
dann mit Höchstgeschwindigkeit
Hl3a
Fahrt mit 40 km/h,
dann mit Höchstgeschwindigkeit
Hl3b
Fahrt mit 60 km/h,
dann mit Höchstgeschwindigkeit
Hl4
Höchstgeschwindigkeit
auf 100 km/h ermäßigen
Hl5
Fahrt mit 100 km/h
Hl6a
Fahrt mit 40km/h,
dann mit 100km/h
Hl6b
Fahrt mit 60km/h,
dann mit 100km/h
Hl7
Höchstgeschwindigkeit
auf 40 oder 60km/h ermäßigen
Hl8
Geschwindigkeit 100km/h
auf 40 oder 60km/h ermäßigen
Hl9a
Fahrt mit 40km/h,
dann mit 40 oder 60km/h
Hl9b
Fahrt mit 60km/h,
dann mit 40 oder 60km/h
Hl10
Halt erwarten
Hl11
Geschwindigkeit 100 km/h ermäßigen
Halt erwarten
Hl12a
Geschwindigkeit 40 km/h ermäßigen
Halt erwarten
Hl12b
Geschwindigkeit 60 km/h ermäßigen
Halt erwarten
Hp0 (früher Hl13)
Halt
(Hauptrot)
Hp0 (früher Hl13)
Halt
(Ersatzrot)

Die gemeinsame Vorsignalisierung von 40 und 60km/h mit gelbem Blinklicht ist vertretbar, weil das Einregeln der konkreten Geschwindigkeit innerhalb der Mindestsichtbarkeit des Hauptsignalbegriffes möglich ist. Eine Differenzierung über den Blinktakt, wie sie die ČSD einführten, erwies sich als unnötig.

1 
Wo zwei Varianten dargestellt sind, entspricht die linke Grafik der WSSB-Regelzeichnung und die rechte dem offiziellen DB-Signalbuch (Richtlinie 301.0103). Ist am Signalstandort nur ein Lichtstreifen erforderlich, dann wird er üblicherweise in der unteren Position eingebaut.

Zusatzsignale

Hp0 mit Zs1
Ersatzsignal
Hl1 mit Zs2
Richtungsanzeiger
Hl3a mit Zs6
Gegengleisanzeiger
Hp0 mit Zs8
Gegengleisfahrt-Ersatzsignal
Hl12a mit Zs13
Stumpfgleis- und Frühhaltanzeiger
Hp0 mit Ra12 (DV 301)
Rangierfahrtsignal
Hl1 mit Zp10
Türen schließen!
Hl1 mit Zp9
Abfahren!
Kennlicht

Siehe auch

Literatur

Commons: Hl-Signale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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