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amerikanischer Psychoanalytiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heinz Kohut (* 3. Mai 1913 in Wien; † 8. Oktober 1981 in Chicago) war ein österreichisch-US-amerikanischer Arzt und Psychoanalytiker.
Heinz Kohut wuchs in einer bürgerlichen Wiener Familie als Einzelkind auf und wurde bis zu seinem zehnten Lebensjahr von einem Hauslehrer unterrichtet. Der Vater Felix Kohut (1888–1937) war vor dem Ersten Weltkrieg Pianist gewesen und danach ein wohlhabender, wenngleich wenig erfolgreicher Geschäftsmann eines Papier-Geschäftes (Fa. Bellak & Kohut).[1] Wie seine Mutter Else, geb. Lampl (1890–1972) und sein Vater war Kohut lebenslang ein Musikliebhaber. Er besuchte das humanistische Döblinger Gymnasium und hatte außerdem zu Hause einen Tutor. Die jüdische Herkunft des Vaters und die katholische Religion der Mutter sollen im Hause Kohut keine Rolle gespielt haben. Kohuts wichtigste Lektüre waren die Romane Der Zauberberg von Thomas Mann und Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust. Ein guter Freund aus Jugendzeiten, der spätere Musikpädagoge Siegmund Löwenherz (später Levarie) (1914–2010)[2], sie kannten sich seit dem Jahre 1924, wird ihm später bei seiner Emigration aus der annektierten Ersten Österreichischen Republik verhelfen.[3] Im Jahre 1929 verbrachte Kohut zwei Monate in Saint-Quay-Portrieux in der Bretagne, um Französisch zu lernen.
Kohut erreichte 1932 die Matura, studierte Medizin und schloss das Studium 1938 an der Universität Wien ab. Er befand sich zu dieser Zeit in einer Lehranalyse bei August Aichhorn, musste aber seiner teils jüdischen Herkunft wegen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich über England in die USA emigrieren, wo er im März 1940 eintraf. Er fand sich allmählich in die neue Umgebung und Sprache ein und arbeitete dort als Neurologe.
1948 begann er eine Lehranalyse bei Franz Alexander. Seine erste eigene psychoanalytische Arbeit veröffentlichte Kohut 1959. Er arbeitete in einer eigenen Praxis, war außerdem von 1961 bis 1973 Organisator der US-amerikanischen Psychoanalytischen Gesellschaft und zeitweise Vizepräsident der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung.
Heinz Kohut war mit Elisabeth Kohut, geb. Meyer (1912–1992) verheiratet. Sie war als Sozialarbeiterin (social worker) tätig, hatte in Wien bei Aichhorn studiert und entstammte einer deutschen Familie aus Wisconsin.[4]
1965 hielt Kohut seinen ersten Vortrag Forms and Transformation of Narcissism und schrieb 1972 über die „narzisstische Wut“. Seine Theorien stießen im Chicagoer psychoanalytischen Institut auf Ablehnung.
Kohut beschäftigte sich mit einer „Psychologie des Selbst“.[5] Er maß dem Begriff „Selbst“ keine starre Bedeutung bei und hielt ihn für unzulänglich abgrenzbar.[6] Dennoch wird heute oft von einer „Selbstpsychologie“ gesprochen, die zum Teil als eine eigenständige psychoanalytische Tradition verstanden wird. Kohut erarbeitete dagegen vor allem eine spezifische Behandlung narzisstischer Störungen. Er unterscheidet einen gesunden Narzissmus als Ausdruck eines starken und lebensfähigen Selbst, das seine Fähigkeiten erweitern und seine Bedürfnisse befriedigen will einerseits, und andererseits einen pathologischen Narzissmus eines schwachen Selbst, das nur über die Vortäuschung einer eigenen Grandiosität stabilisiert werden kann. Gelinge dies nicht, folge eine Depression. Kohut betrachtete dies als Ergänzung der Triebtheorie von Sigmund Freud und der Ich-Psychologie, und wollte das Spektrum der psychoanalytisch behandelten Störungen erweitern.
Aufbauend auf Kohuts Werk und unter Einbeziehung der Erkenntnisse der Säuglings- und Kleinkindforschung entwickelte sich später die intersubjektive Schule der Psychoanalyse.
Kohut ist einer der ersten Psychoanalytiker die den Begriff des Selbst für seine theoretischen Überlegungen als zentral ansehen.[7] Seine Entstehung fasst er aus sogenannten „Selbstkernen“ hervorgegangenen frühen Bildungen, die dann zu einem „archaischen kohäsiven Selbst“ führen. Später entwickelt sich der Zustand eines „bipolaren Selbsts“. Im bipolaren Selbst konstituieren sich zwei unterschiedliche Objekterfahrungen, zum einen die spiegelnden und zum anderen die idealisierten Erfahrungen der frühen Objektbeziehungen. Je nachdem ob sich die Erfahrungen nach ihrem mehr spiegelnden („Größen-Selbst“) oder dem idealisierten („idealisiertes Elternimago“) orientieren.[8]
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