Großalmerode
hessische Stadt im Werra-Meißner-Kreis Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Großalmerode ist eine Stadt im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 15′ N, 9° 47′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Kassel | |
Landkreis: | Werra-Meißner-Kreis | |
Höhe: | 354 m ü. NHN | |
Fläche: | 37,59 km2 | |
Einwohner: | 6226 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 166 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 37247 | |
Vorwahl: | 05604 | |
Kfz-Kennzeichen: | ESW, WIZ | |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 36 004 | |
LOCODE: | DE GSM | |
Stadtgliederung: | 7 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 11 37247 Großalmerode | |
Website: | www.grossalmerode.de | |
Bürgermeister: | Finn Thomsen (Parteilos) | |
Lage der Stadt Großalmerode im Werra-Meißner-Kreis | ||
Großalmerode liegt im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land (Werratal.Meißner.Kaufunger Wald) zwischen den Bergen Hirschberg (643,4 m) im Südwesten, Steinberg (588,75 m) und Bilstein (641,2 m; beide im Norden), Langenberg (565 m) im Nordosten, Hohekopf (539,4 m; mit Querenberg) im Südosten und dem jenseits davon liegenden Bergmassiv Hohen Meißner (753,6 m). Durchflossen wird die Stadt vom Oberlauf der Gelster. Die nächste Großstadt ist das 21 km westnordwestlich liegende Kassel.
außerdem:
Zur Stadt Großalmerode gehören neben der Kernstadt noch die Stadtteile Weißenbach, Trubenhausen, Uengsterode, Rommerode, Laudenbach und Epterode, außerdem die Gemeindegebiete Bransrode,[2] Faulbach[3] und das Gut Giesenhagen.[4]
Im Jahr 1386 wird Almerodde in einer Urkunde genannt, dies stellt die früheste urkundliche Erwähnung des Ortes dar.[5] Ab 1516 ist eine weitere Siedlung im östlichen Kaufunger Wald mit dem Ortsnamen Kleinalmerode bekannt, daher wird nun die Schreibweise Großalmerode gebräuchlich. Die Kleinsiedlung Gut Niedergut ist auch als Niederalmerode bekannt.
In historischen Dokumenten wurde der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[6] Almerodde (1386), Almerade (1446), Almeraide (1471), Almeraede (1473), Almanrode (1537), Almenraid (1558), Almerode (1558), Grossen Almerode (1558), Almenrod (1558), Almnrodt (um 1570), Glaß-Großalmerode (1572/1589), Almerodt (1575/1585), Grossen Almerodt (1575/1585), Grossen Almeroda (1575/1585), Groß Allmerode (1747) und Almerode (1747).
Der Ort verdankt seine Entstehung den in seiner Region vorkommenden hochwertigen Tonvorkommen. Bodenfunde in Großalmerode und Epterode belegen, dass hier Schmelztiegel schon um das Jahr 1200, wahrscheinlich bereits seit den Anfängen der örtlichen Töpferei im 12. Jahrhundert hergestellt wurden. Der Abbau von Glashafenton, und damit indirekt auch die Herstellung technischer Keramik, ist ab 1503 belegt. Tiegelmacher werden erstmals um 1600 genannt.[7]
Ab dieser Zeit, vor allem von der Mitte des 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, war die Produktion von Glas in Waldglashütten[9] des Kaufunger Waldes (am Hirschberg, Schwarzenberg, Langenberg, Steinberg, Querenberg), am Fahrenbach und im Tal der Nieste wichtigste Einnahmequelle des seit 1446 zum Amt Kassel-Neustadt gehörenden Dorfes. Nach der Auflösung der Glasmacherzunft „Spessartbund“ im Jahr 1525 schlossen sich die Glasmacher 1537 zum Hessischen Gläsnerbund zusammen; sie wählten zugleich „Almanrode“ als dessen Sitz.[10]
Holzmangel und das Aufkommen neuerer Technologien in anderen Glasmacherregionen führten Ende des 16. Jahrhunderts zum Niedergang der nordhessischen Glashütten, verbunden mit der Suche nach Alternativen.[11] Die Wahl fiel auf die um Großalmerode in verschiedensten Varietäten vorhandenen Tonvorkommen. Man unterscheidet diese in hochwertige Sorten:
Minderwertiger Ton wurde für Tonröhren, Dachziegel und Backsteine benutzt. Der Ton war auch Rohstoff für die Gewinnung von Mineralsalzen, Laugen und Ultramarinfarben sowie Soda.[13] Weitere einträgliche Exportgüter waren Alaun und Braunkohle. Die Gewinnung von Alaunerzen am Hirschberg ist ab 1573 belegt,[14] in unmittelbarer Nachbarschaft begann später die Förderung von Braunkohle im Tagebau.[15]
Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel verlieh dem Ort 1775 die Stadtrechte. Damit verbunden war ein Privileg zur Abhaltung von vier Jahrmärkten und eine unabhängige Stellung im Amt Kassel-Neustadt, dies galt „zur Belohnung des Fleißes seiner Einwohner“. 1807 folgte die zeitlich begrenzte Zugehörigkeit zum Kanton Kaufungen, sie endete 1813. Seit dem Jahr 1817 hatte die Stadt, bis 1821, ein eigenes Amt Großalmerode, zu dem auch die Vogtei Rückerode und einige Dörfer gehörten. 1832 erhielt die Stadt mit dem Justizamt Großalmerode ein eigenes Gericht, aus dem das Amtsgericht Großalmerode wurde (dieses wurde 1945 aufgehoben). Verwaltungsmäßig gehörte die Stadt ab 1821 zum Kreis Witzenhausen und ab 1974 zum Werra-Meißner-Kreis.[16] Die Alaunproduktion war schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Ende gegangen, die Braunkohlenförderung erst am 1. Dezember 2003. Großalmerode war bis 2011 ein staatlich anerkannter Erholungsort.[17] Die Stadtteile Trubenhausen und Weißenbach führen noch dieses Prädikat. Ton wird noch immer in geringen Mengen gefördert und verarbeitet, die Nischenproduktion feuerfester Keramikmaterialien dauert an, auch Schneiderkreide wird noch in Epterode hergestellt.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1970 die bis dahin selbständige Gemeinde Epterode auf freiwilliger Basis eingegliedert.[18] Am 31. Dezember 1971 kam Weißenbach ebenfalls freiwillig hinzu.[19] Laudenbach, Rommerode, Trubenhausen und Uengsterode folgten am 1. Januar 1974 kraft Landesgesetz.[20][21] Für alle nach Großalmerode eingegliederten Gemeinden sowie für die Kernstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[22]
Am 1. Januar 1974 erfolgte im Rahmen der Gebietsreform eine Grenzverschiebung in nördlicher Richtung zwischen den ehemaligen Grenzen der selbständigen Gemeinden Laudenbach (Großalmerode) und Hausen (Hessisch Lichtenau) im Bereich der bisher zu Hausen gehörende Liegenschaft des „Psychiatrischen Krankenhauses Meißner, Am Vogelherd“ und die Abtretung der bis dahin zu Laudenbach, heute Stadt Großalmerode, gehörenden Liegenschaft mit etwa 100 Einwohnern an die Nachbarstadt Hessisch Lichtenau.[23]
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[6] | |
• 1461: | 19 Feuerstellen |
• 1480/84: | 19 Feuerstellen |
• 1519: | 26 Hühner |
• 1528: | 26 Hühner |
• 1564/65: | 104 Rauchhühner |
• um 1570: | 113 Hausgesesse |
• um 1580/82: | 118 Hausgesesse |
• 1747: | 194 Mannschaften mit 147 Feuerstellen |
• 1791: | 1267 Einwohner |
• 1970: | Kernstadt 4096 Einwohner, mit Epterode 4611 Einwohner |
• 1974: | 8386 Einwohner (nach den Eingemeindungen) |
Großalmerode: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 1.889 | |||
1840 | 2.107 | |||
1846 | 2.322 | |||
1852 | 2.374 | |||
1858 | 2.344 | |||
1864 | 2.496 | |||
1871 | 2.506 | |||
1875 | 2.462 | |||
1885 | 2.452 | |||
1895 | 2.733 | |||
1905 | 3.184 | |||
1910 | 3.282 | |||
1925 | 3.379 | |||
1939 | 3.496 | |||
1946 | 4.579 | |||
1950 | 4.763 | |||
1956 | 4.384 | |||
1961 | 4.436 | |||
1967 | 4.320 | |||
1970 | 4.611 | |||
1974 | 8.386 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 6.750 | |||
2021 | 6.289 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[6]; Stadt Graßalmerode; Zensus 2011[24] Ab 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte. |
Quelle: Historisches Ortslexikon[6] | |
• 1885: | evangelische (= 97,99 %), 10 katholische (= 0,41 %), 34 anderes christliche-konfessionelle (= 1,39 %), 5 jüdische (= 0,20 %) Einwohner | 2393
• 1925: | 3185 evangelische (= 94,26 %), 75 katholische (= 2,22 %), 45 baptistische (= 1,33 %), 135 sonstige (= 4,00 %) Einwohner |
• 1961: | 3471 evangelische (= 78,25 %), 838 katholische (= 18,89 %) Einwohner |
Der erste Kirchenbau wurde wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als hölzerne Kapelle erstellt und an deren Stelle um 1497 ein spätgotisches Bauwerk errichtet. Bei der Inschrift im Deckengewölbe der heutigen Sakristei, ehemals der zum Kleinen Kirchrain gelegenen Außenwand des erhaltenen spätgotischen Chores, handelt es sich um den bisher ältesten Nachweis eines frühen Kirchenbaues in Großalmerode.[25] Von diesem ursprünglichen Bau sind noch heute der Chorturm im Osten mit jüngerem Oberbau und nahe dem Chorturm im Mauerwerk des Kirchhofes zwei Spitzbogenportale erhalten.[26] Die heutige Kirche mit einem typischen Sakralraum des frühen 20. Jahrhunderts wurde in den Jahren 1913–16 unter dem in Kassel ansässigen Architekten Johannes Walpert erbaut. Sie ist architektonisch eine Mischung aus neubarocken, neugotischen und späteren Stilelementen. Das Langhaus wurde 1913/16 an einen spätgotischen Kirchturm mit Chor angefügt. Bei der seitlich am Chorraum angebauten steinernen Kanzel, mit drei Wappenschildern, Weinstockmotiv und der Datierung 1514, handelt es sich um eine schlichte und solide Steinmetzarbeit in gotisch schlanken Proportionen mit Stilelementen der Gotik und Renaissance[27]. Ein Pfarrer wird 1539 erwähnt[28]. Kirchenfilialen um 1570 und noch 1872 Epterode und Wickenrode, ab 1925 nur noch Epterode[29].
1892/93 führte die von Kassel und Großalmerode ausgehende Erweckungsbewegung unter Pfarrer Karl Holzapfel 1907 zu Versammlungen der christlichen Gemeinschaftsbewegung mit ekstatischen Erscheinungen und Zungenreden[30]. Die Missbilligung dieser Schwarmgeisterei führte 1909 zu einem Bruch der Gemeinschaftsbewegung mit der Pfingstbewegung (Berliner Erklärung).[31]
1895 wurde in Großalmerode die Christliche Studentenvereinigung (CSV) unter der Leitung von Eduard Graf Pückler gegründet.[32]
wurde am 31. Mai 1931 im Alter von 32 Jahren auf „besondere Anforderung“ der Kirchenleitung Pfarrer in Großalmerode[33]. Die „besondere Anforderung“ resultierte aus der um die Jahrhundertwende entstandenen kirchlichen Gemeinschafts- und Erweckungsbewegung, die in Großalmerode unter Pfarrer Holzapfel zu einer Spaltung der Kirchenmitglieder in zwei Gruppen, und zwar der „Landeskirchlichen Gemeinschaft im Vereinshaus“ und der „Landeskirchlichen Gemeinschaft Bethanien“, führte. Erschwerend hinzu kamen noch die politischen Verhältnisse des kirchenfeindlichen Nationalsozialismus mit allen negativen Begleiterscheinungen, die die Kirchengemeinde zusätzlich spaltete. Als einer der ersten Pfarrer trat Sauter in den Pfarrernotbund ein, einen Vorläufer der Bekennenden Kirche[34]. Die politischen und kirchlichen Probleme belasteten seine Gesundheit, wie die dienstliche Belastung ohne einen weiteren Pfarrer. Zudem hatte er 1940, im Jahr seines ersten Herzinfarktes, noch das vakante Kirchspiel Laudenbach zu betreuen. Von Krankheit gezeichnet, war er auch in den kommenden Jahren unermüdlich seelsorgerisch tätig und bemüht um eine Allianz mit den beiden Freikirchen und der Einigung unter den eigenen Kirchenmitgliedern. Am 27. Januar 1945 verstarb Hermann Sauter während einer Beerdigung in der Friedhofskapelle Großalmerode, nachdem er die Worte Johannes 17, 24 verlesen hatte: „Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen, denn…“ In Gedenken an diesen verdienstvollen Pfarrer wurde nach Abriss des ehemaligen Vereinshauses am 24. Februar 2019 der neu erbaute Komplex „Evangelisches Gemeindezentrum mit Tagespflege für Senioren“ nach ihm benannt und seiner Bestimmung übergeben.[35][36]
In Großalmerode wirkte Pfarrer und Schriftsteller Erich Schnepel (* 1893; † 1986) von Herbst 1945 bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung Anfang Februar 1956. Er war jedoch weiterhin dort wohnhaft und ehrenamtlich arbeitend bis zum Umzug 1964 zu seinem Sohn, Pfarrer Theo Schnepel, und dessen Familie nach Wehrda bei Marburg. Bekannt wurde Erich Schnepel unter anderem als Stellvertretender Vorsitzender der Berliner Stadtmission und Vorstandsmitglied vor und nach dem Zweiten Weltkrieg sowie als Verfasser der Briefe aus dem Berliner Osten und aus Grossalmerode: Vom Ringen der Gemeinde Jesu Christi in der Gegenwart.[37] Am 1. März 1952 erfolgte mit Männern der Großalmeröder Kirchengemeinde der erste Spatenstich für die „Evangelische Heimstätte“ – eine Begegnungsstätte für Gäste aus aller Welt –, in der er bis zum Ende der ostdeutschen Reisebewilligungen nach Westdeutschland im Jahre 1958 auch Pfarrer und Pfarrfrauen aus der DDR zu Besuch hatte. Von der „Heimstätte“ aus, dem heutigen Missionswerk Frohe Botschaft, leitete Schnepel seine Arbeit in der „Pfarrer-Gebetsbruderschaft - Pfarrerinnen- und Pfarrer-Gebetsbund (PGB)“.[38]
Am 13. April 1800 wurde Wilhelm Grimm, Bruder von Jacob Grimm, bekannt als Autor von Märchen und Sagen, in der Kirche Großalmerode konfirmiert.[39] Für die Brüder Grimm war Großalmerode eine oft besuchte Stadt, amtierte doch hier von 1772 bis 1781 als Adjunkt und danach bis 1814 als Pfarrer Martin Philipp Koppen,[40] ein Cousin der Mutter in der Nachfolge seines Vaters, Johann Peter Koppen[41] Pfarrer in Großalmerode von 1753 bis zu seinem Tod 1781. Den familiären Kontakt der Familien Grimm und Koppen, die Verbundenheit zur Stadt und ihrer reizvollen Umgebung, insbesondere die Nähe zum sagenumwobenen Hohen Meißner, dokumentieren nicht nur die Örtlichkeit der Taufe von Wilhelm, sondern Berichte über den Aufenthalt in der Tonstadt. So berichtete Jakob seinem Bruder Wilhelm über zweimalige Aufenthalte im April 1828 und über die Kirche, das Pfarrhaus, den Kirchhof und den Besuch der Stadtkneipe, wo wie gewöhnlich nichts zu haben war außer Eiern und Käse.[42] An das Konfirmationsereignis von Wilhelm Grimm mit 27 weiteren Konfirmanden der Kirchengemeinde erinnert ein anlässlich des 200-jährigen Konfirmationsjubiläums an der Kirche am Kleinen Kirchrain errichteter Gedenkstein.
Infolge des Zuzuges der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg kamen vermehrt katholische Gläubige in die protestantisch geprägte Region Großalmerode. Sie gründeten die „Katholische Kirchengemeinde Mariae Namen“,[43] heute zum Pastoralverbund „St. Michael“ – Werra-Meißner-Kreis gehörend. Während das Pfarr- und Gemeindehaus schon 1951 errichtet worden ist, wurde das Kirchengebäude mit Glockenturm Anfang der 1950er Jahre gebaut und am 25. Juni 1953 geweiht. Beide Gebäude befinden sich in der Jonasbach, Ecke Kasseler Straße, auf dem ehemaligen Gelände der Kistenfabrik Gustav A. Goebel. Erster Pfarrer war Robert Köllner.
Durch eine am Ende des 19. Jahrhunderts von deutschen Amerika-Aus- und Rückwanderen in der Heimat bezeugten Erneuerungs-Bewegung, erfolgte die erfolgreiche Missionierung des methodistischen Glaubens in Nordhessen. 1881 kam der Methodistenprediger Gottlob Barchert aus Eisenach nach Großalmerode, wo er im städtischen Gasthaus predigte. Erster Prediger war der J. Klenert. 1883 erfolgten 52 Neuaufnahmen, 3 Kindertaufen und die Errichtung von zwei Sonntagsschulen mit 75 Kindern. Eine Kapelle wurde am 8. November 1900 eingeweiht. Zu dieser Zeit verzeichnete die Evangelische Gemeinschaft, heute Evangelisch-methodistische Kirche in der Region Großalmerode 164 Gemeindeglieder und 175 Kinder in drei Sonntagsschulen[44]. Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen beschlossen 2001 die Gemeinden Walburg, Epterode und Uengsterode die Auflösung und den Verkauf ihrer kirchlichen Gebäude. Seit dieser Zeit ist die Zionskirche in Großalmerode Gemeindezentrum und Ort der Veranstaltungen.
Während die Anfänge der Baptistengemeinden der Region 1847 in Spangenberg waren, wo auch die ersten Taufen stattfanden, erfolgte die Gründung einer Gemeinde der Baptisten in Großalmerode erst 1850. Zu dieser Zeit war die Gesamtgemeinde Spangenberg-Epterode-Großalmerode eine der ältesten in Hessen. Sie entstand durch Bahnarbeiter, die die Strecke Hamburg-Würzburg legten[45]. Über eine Kapelle oder Kirche verfügte die Gemeinde weder zu dieser noch späteren Zeit. Ihre Veranstaltungen fanden ursprünglich in einem Raum des oberen Anbaues des Textilgeschäftes Plumpe, dem ehemaligen „Gasthaus zum Preußen“ in der Kasseler Straße 2 statt[46], in späteren Jahren zeitweise in der 1891 eingeweihten Baptistenkapelle Epterode. Aufgrund sinkender Mitgliederzahlen verlagerte sich das Gemeindeleben im Laufe der 1970er Jahre zur „Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Witzenhausen-Großalmerode (Christusgemeinde)“[47].
Die Neuapostolische Kirche Großalmerode gehört zum Bezirk Hersfeld-Lauterbach[48]. 1931 erste Gottesdienste in Großalmerode in einer Wohnung in der Eisenbergstraße. 1932 besteht die Gemeinde aus 26 Mitgliedern. 1953 Anmietung eines Versammlungsraumes für Gottesdienste in der Bahnhofstraße und für 44 Mitglieder 1960 in der Gerichtsstraße. 1973 Einweihung einer neu gebauten Kirche in der Friedrich-Ebert-Straße 9. 2003 bis 2004 umfassende Sanierung, Renovierung und Erweiterung. 2021 Mitgliederzahl 71. Seit 25. Dezember 2020 ist Christian Rathgeber Leiter der Gemeinden Großalmerode und Hessisch Lichtenau.
Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[49] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[50][51][52]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2021 |
Sitze 2021 |
% 2016 |
Sitze 2016 |
% 2011 |
Sitze 2011 |
% 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
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WG | Wählergemeinschaft Großalmerode | 49,2 | 15 | 41,8 | 13 | 20,5 | 6 | 14,3 | 4 | 8,6 | 3 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 38,2 | 12 | 42,1 | 13 | 56,0 | 18 | 60,2 | 19 | 62,6 | 19 |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 12,6 | 4 | 16,1 | 5 | 23,5 | 7 | 25,5 | 8 | 28,7 | 9 |
Gesamt | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | |
Wahlbeteiligung in % | 51,0 | 51,2 | 49,9 | 48,9 | 53,5 |
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Großalmerode neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Stadtrat und sieben weitere Stadträte angehören.[53] Bürgermeister ist seit dem 11. Juni 2018 der parteiunabhängige Finn Thomsen.[54] Er wurde als Nachfolger von Andreas Nickel (SPD), der nach drei Amtszeiten nicht wieder kandidiert hatte, am 24. September 2017 im ersten Wahlgang bei 77,7 Prozent Wahlbeteiligung mit 72,9 Prozent der Stimmen gewählt.[54] Es folgte eine Wiederwahl ohne Gegenkandidaten im Oktober 2023.[55]
Für die Stadtteile Epterode, Rommerode, Laudenbach, Trubenhausen, Uengsterode und Weißenbach sowie die Kernstadt Großalmerode bestehen Ortsbezirke nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung. Der Ortsbeirat des Ortsbezirks wird im Rahmen der Kommunalwahlen gewählt und bestimmt aus seiner Mitte den/die Ortsvorsteher/in.[22] Die Ortsbezirksgrenzen entsprechen im Wesentlichen den Gemarkungen der eingegliederten ehemaligen Gemeinden.
Der Ortsbeirat für Großalmerode besteht aus fünf Mitgliedern. Bei der Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 47,71 %. Es erhielten die SPD mit 46,02 % zwei Sitze, die CDU mit 14,13 % einen Sitz, und die „Wählergemeinschaft Großalmerode“ mit 39,85 % zwei Sitze.[58] Der Ortsbeirat wählte Martha Krauß zur Ortsvorsteherin.[59]
Das Wappen zeigt drei Schmelztiegel mit daneben liegenden Tonkugeln, sog. „Üllern“.
Großalmerode liegt an der Deutschen Märchenstraße, die von Hanau über Großalmerode nach Bremen führt.
Liste der Kulturdenkmäler in Großalmerode mit allen Ortsteilen. Eine Kulturgemeinschaft, die jährlich zahlreiche kulturellen Veranstaltungen organisiert, besteht[60].
Das Glas- und Keramikmuseum befindet sich in einem prächtigen dreigeschossigen Fachwerkhaus (Kleiner Kirchrein 3)[86].
Die denkmalgeschützten Fachwerkhäuser in der Berliner Straße prägen das Ortsbild.
Der Bilsteinturm ist ein Aussichtsturm auf dem Bilstein und dient als Wanderziel. Er kann gut über den Premiumweg P14 Bilstein erreicht werden.
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 hatte Großalmerode immer noch an dessen Folgen zu leiden. Entsprechend schlecht waren die örtlichen Verhältnisse, die längst nicht die für eine Stadt üblichen Voraussetzungen erfüllte. So forderte die landgräfliche Verwaltung zwei Stadttore, einen neuen und weniger schändlichen Friedhof und vor allem das zu einer Stadt gehörende Rathaus. Während man das Rathausproblem unverzüglich damit löste, indem die Stadtverwaltung einige Räume im zweiten Stock des Wirtshauses Vegesack, Cassel–Heiligenstädter–Straße 57, bezog und die Schenke zum Rathaus erklärte, wurden die Stadttore mit einem West- und Osttor erst 1785 gebaut. Noch im selben Jahr beschrieb der Göttinger Student Johann August Sack in seinem Tagebuch einer kleinen Fußreise ins Hessencasselsche nach Almerode und Allendorf eindrucksvoll die örtlichen Verhältnisse der inzwischen 10-jährigen Stadt: Erst seit 1575 hat Almerode das Stadtrecht erlassen, und das müsste man auch am Schilde darüber hängen, um es für eine Stadt zu halten, sonst erkennt man keine Stadt drin. Fast 125 Jahre diente dieses nunmehrige zweistöckige Stadtwirtshaus, einem Machwerk schwerfälliger Bauart mit höchst unpraktischer Einrichtung,[87] als Rathaus, das an einem Sonntag, dem 8. Januar 1899, bis auf einen Teil des Saalanbaues vollständig abbrannte.
Bereits am 19. August dieses Jahres erfolgte die Grundsteinlegung, das Richtfest am 22. Dezember und die Einweihung anlässlich des 125-jährigen Stadtjubiläums vom 18. August bis 10. September 1900. Mit dem Rathausbau, den der damalige Landtagsabgeordnete Beinhauer[88] als unzweifelhaft das Schönste in unserem Hessenlande bezeichnete, handelt es sich um einen dreigeschossigen Steinbau deutscher Frührenaissance aus massiven Sandsteinen, Rundbogenfenstern und zierlichen Türmen mit einer Frontbreite von 27,30 Metern. Die Fassade ist schmuckvoll ausgestattet, mit Balkon und einem über dem großen Torbogen hervorragenden Erker über einem rundbogig verschlossenen Doppelfenster, und unterhalb des Uhrgiebels befindet sich im zweiten Stock die Figur einer Eule und ein Spruchband mit der Inschrift aus Das Lied von der Glocke: Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis und darüber die heute immer noch die Stunden schlagende Rathausuhr, eine Stiftung vom 21. April 1900 des Schmelztiegelfabrikanten Conrad Piscantor und Ehefrau Bertha.[89] Die Stadtverwaltung bezog den ganzen ersten Stock mit Stadtverordneten–Sitzungssaal, Zuhörerraum, Amtszimmer des Bürgermeisters mit Wartezimmer, Amtszimmer des Stadtschreibers und die Kanzlei. An der Hofseite befanden sich die Büros der Kämmerei der Spar- und Leihkasse, Nebenzimmer, Aktenraum, das Polizeidienstzimmer und im hinteren ersten Stockwerk eine Kutscherstube mit Heu- und Strohlagerraum.[90][91][92]
In sportlicher Hinsicht ist Großalmerode zum einen bekannt für die 58 km lange, quer durch den Kaufunger Wald verlaufende Mountainbike-Strecke. Jährlich findet auf dieser Strecke mit kleinen Abweichungen der sogenannte „Bilstein Bike Marathon“[93] statt. Sportvereine und Aktivitätsgelegenheiten: Fußball[94], Tennis[95], Turnen[96], Sportschießen[97], Sportkegeln[98], Schwimmen/Retten[99], Reiten[100], Motorradfahren[101], Männerspielplatz[102].
Geo-Naturpark Frau-Holle-Land[103], Panoramabad[104], Glas- und Keramikmuseum[105], Bilsteinturm mit Gaststätte, Waldschlösschen Mäuseborn mit Gaststätte, Hoher Meißner, Exberghütte mit Exbergsee Epterode[106] Grillhütten in Großalmerode und den Stadtteilen[107].
Durch die Kernstadt führt die Bundesstraße 451, die bei Helsa in die Bundesstraße 7 und bei Witzenhausen in die Bundesstraße 27 mündet.
Die früheren Eisenbahnverbindungen von Großalmerode Ost nach Eichenberg und Großalmerode West nach Walburg bestehen nicht mehr.
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