Die Gläserne Kette war eine von Bruno Taut ins Leben gerufene Künstlergemeinschaft, die hauptsächlich aus Architekten bestand. Das Medium des gegenseitigen Austauschs war ein Briefwechsel/Rundbrief.
Die mit Pseudonymen gezeichneten Briefe entstanden zwischen November 1919 und Dezember 1920. Der Gruppe gehören unter anderem Bruno Taut (Pseudonym „Glas“), Max Taut (ohne Pseudonym), Wilhelm Brückmann („Brexbach“), Alfred Brust („Cor“)[1]; Hermann Finsterlin („Prometh“), Paul Goesch („Tancred“), Jakobus Goettel („Stellarius“), Otto Gröne, Walter Gropius („Maß“), Wenzel Hablik (Kürzel „W.H.“), Hans Hansen („Antischmitz“), Carl Krayl („Anfang“), die Brüder Hans („Angkor“) und Wassili Luckhardt („Zacken“) und Hans Scharoun („Hannes“) an.
Die Gläserne Kette überschnitt sich personell mit anderen Künstlergruppen, unter ihnen die Novembergruppe, der Arbeitsrat für Kunst und Der Ring. Die Unterlagen liegen teilweise im Baukunstarchiv der Akademie der Künste (Berlin) sowie im Archiv des Canadian Centre for Architecture in Montreal, Quebec, Kanada.
- Iain Boyd Whyte & Romana Schneider (Hgg.): Die gläserne Kette. Reihe: Geschichte der Architektur. Ernst & Sohn (jetzt John Wiley & Sons), Berlin 1986. ISBN 3-433-02152-X[2]
- Englisch: The Crystal Chain letters. Architectural fantasies by Bruno Taut and his circle., Hg. Whyte. MIT 1985. ISBN 0-262-23121-2
- dies. (Hgg.): Die Gläserne Kette. Eine expressionistische Korrespondenz über die Architektur der Zukunft. Reihe: Korrespondenzen, 10. Gerd Hatje, Ostfildern 1996 ISBN 3-7757-0565-1[3]
- Yann Rocher: Théâtres en utopie, Actes Sud, Paris, 2014, S. 84–103.
- Yann Rocher (Hrsg.): Globes. Architecture et sciences explorent le monde, Norma/Cité de l’architecture, Paris, 2017, S. 202–211.
- Frank Krause: Geruch der Utopie. Messianische Baumeister in Schriften der Gläsernen Kette (1919/20), in: Joachim Henneke und Dagmar Kift (Hrsg.): die welt neu denken (Münster: Aschendorff, 2019), S. 221–227.
Er gehörte nur am Rand dazu, in der Mitgliederliste vom 19. Dezember 1919 (Briefe, S. 20) steht er nicht, er wurde erst im September 1920 aufgenommen; in den Rundbriefen ist er nur einmal mit 3 Aphorismen vom April 1920 vertreten, im ersten macht er sich über Goethe lustig, im zweiten zollt er dem Biologismus Tribut, im dritten fragt er nach einer Erlöserfigur, genannt „Theosoph“. In der Ausgabe der Briefe von 1986 im Appendix ein ihm zugeschriebenes radikal-religiöses, langes Manifest von apokalyptischem Ton, aus dem Nachlass Scharoun, undatiert; die von den Hgg. genannten Gründe für seine Verfasserschaft überzeugen kaum. Brust hatte überhaupt nichts mit Architektur oder Bildender Kunst zu tun.
212 Seiten, Großformat, chronologische Liste aller 60 Dokumente vom 24. November 1919 bis 24. Dezember 1920, Abb., Kurzbiographien aller Autoren mit s/w Fotos, Randspalten z. T. mit ausf. Anmerkungen (109 Anm.), Abb.- und Quellennachweise. Vorbemerkung Schneider. Einführung Whyte S. 3–18. Zusätzlich drei undatierte Dok. im Appendix, die nicht mit völliger Sicherheit einem Autor zugeordnet werden können, jedoch aus der Gruppe stammen: „Glaube – Wissen – und mitten drin die Weisheit“, evtl. von Wassili Luckhardt; „Eine Größe hat unsere Zeit: Besseres wollen...“, evtl. von Taut; „Rundbrief vom Kommenden – Vom Messias. Eine Morgensprache (sic) im Landschulheim am Solling,“ evtl. von Alfred Brust.
Das Vorwort von Whyte differiert, neben kleineren Änderungen, an 2 Stellen: Von S. 10, re. Sp. (1986) hat W. einen langen Abschnitt entfernt, der einen Bezug zu Graf Keyserlings Reisetagebuch eines Philosophen herstellte; ferner kürzte W. vom Schluss 1986 mehr als eine Spalte 1996 weg, mit der Ausnahme eines Taut-Zitates vom 3. Februar 1920.
Auswahl vom 24. November 1919 bis 30. Oktober 1920, 155 Seiten, die Dokumente nicht nummeriert, kleineres Format, Abb.; mit deutlich weniger Anmerkungen (55 Anm.), leicht gekürzte Einführung von Whyte, siehe vorige Anm.; Nachwort Schneider S. 145–151