Das Glatte Habichtskraut ist eine ausdauerndekrautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 120 Zentimetern erreicht.[2] Es wird ein unterirdisches Rhizom ausgebildet.
Es sind keine Grundblätter vorhanden.[1] Die meist 5 bis 20 (3 bis 50)[1] wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind sitzend oder kurz gestielt und nicht stängelumfassend. Die unteren Laubblätter sind geflügelt-gestielt, die mittleren sind kürzer gestielt oder wie die oberen sitzend.[2] Die rein-grünen, drüsenlosen Blattspreiten sind lanzettlich, länglich-lanzettlich bis elliptisch-lanzettlich, ei- bis linealisch-lanzettlich[1] und drei- bis achtmal so lang wie breit sind. Die Blattunterseite ist etwas heller als die Blattoberseite und weist eine mehr oder weniger undeutliche Nervatur auf. Die mittleren Stängelblätter besitzen einen keilförmigen, teilweise etwas gerundeten Spreitengrund. Während der Blütezeit sind meist keine Grundblätter vorhanden. Alle Laubblätter sind in den unteren zwei Dritteln gezähnelt bis grob und oft lang vorspringend gesägt-gezähnt und haben beiderseits drei bis fünf große Zähne und dazwischen meist kleine Zähne.[1][2]
Generative Merkmale
Die Blütezeit erstreckt sich über die Monate Juni bis August.[1] In meist rispigen,[1] seltener bis traubigen, nicht doldenartigenGesamtblütenständen befinden sich meist 10 bis 30 (5 bis 50)[1]Blütenkörbchen. Die Körbchenschäfte sind zerstreut bis reichlich flockig oder mit spärlich bis mäßig Haaren sowie Drüsen bedeckt.[1] Die Korbhülle ist bei einer Höhe von meist 9 bis 11 (8 bis 13) Millimetern zylindrisch. Die unregelmäßig dachziegelartig in wenigen Reihen anliegend[1] angeordneten, nicht nennenswert abstehenden Hüllblätter besitzen ein stumpfes bis spitz oberes Ende und sind außen variabel arm bis fast reichlich drüsig behaart.[1] Die Blütenkörbchen enthalten nur zwittrige[1] Zungenblüten. Die gelben Zungenblüten enden fünfzipfelig.
Die schwarz-braunen bis schwarzen Achänen sind 3,5 bis 4 Millimeter lang.[2]
Beim Glatten Habichtskraut handelt es sich um einen plurienn-pollakanthen, mesomorphen Hemikryptophyten.[1] Die Vermehrung erfolgt vegetativ und generativ.[1]
Blütenökologisch handelt es sich um Körbchenblumen, der Familie Asteraceae, mit ausschließlich Zungenblüten mit völlig verborgenem Nektar.[1] Die immer zwittrigen Blüten sind proterandrisch, also sind Blüten sind zuerst männlich und später weiblich.[1] Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, Hummeln, Wespen, Bombyliden, Syrphiden,[1]Schwebfliegen und Falter.[5]
Die Achänen mit Pappus sind die Diasporen. Ausbreitung der Diasporen erfolgt durch den Wind (Anemochorie), Klett- und Klebausbreitung auf der Oberfläche von Tieren (Epichorie) oder durch den Mund von Tieren (Stomatochorie).[1]
In Deutschland ist das Glatte Habichtskraut in allen Bundesländern verbreitet. Dabei ist es in den Alpen und im Alpenvorland, auf der Schwäbischen Alb sowie im westlichen Schleswig-Holstein nur zerstreut anzutreffen. In den Allgäuer Alpen steigt es in Unterau bei Riezlern in Vorarlberg bis zu einer Höhenlage von 1100 Metern auf.[7]
Das Glatte Habichtskraut besiedelt lichte Laub- und Kiefernwälder, Gebüsche, Waldsäume, Heiden, Silikatmagerrasen und Ruderalflächen. Es ist meistens der vollen Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Die Standorte zeichnen sich zudem meistens durch mäßige Wärme aus, während die Böden nur geringen bis keinen Kalkgehalt, mittelmäßige Feuchte (keine Nässe; nicht regelmäßig austrocknend), geringen pH-Wert (sauer) und sehr geringen Stickstoffgehalt aufweisen. Es ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Quercetalia roboris-petraeae.[3]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landoltet al. 2010 sind in der Schweiz für Hieracium laevigatum agg.: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[8]
Die Art Hieracium laevigatum ist sehr vielgestaltig. Es gibt je nach Autor weltweit etwa 74 und in Europa sowie im Mittelmeerraum etwa 70[10] oder in Deutschland 78[11] „anerkannte“ Unterarten:
Hieracium laevigatum subsp. vendeanum(Jord. ex Boreau) Zahn
Eckehart J. Jäger (Hrsg.):Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Begründet von Werner Rothmaler. 20., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3.
Siegfried Bräutigam: Die Verwertbarkeit der Merkmale von Hieracium laevigatum Willd. für die infraspezifische Gliederung: (Beiträge zur Kenntnis von Hieracium laevigatum Willd., II), In: Flora, Band 163, Nummer 1–2, 1974, S. 163–177. doi:10.1016/S0367-2530(17)31081-2
Siegfried Bräutigam: Hieracium laevigatum Willd. – Glattes Habichtskraut, S. 131–132. In: Frank Müller, Christiane Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland.Gefäßpflanzen: Kritischer Ergänzungsband, Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg, 2016, ISBN 978-3-8274-3131-8. doi:10.1007/978-3-8274-3132-5_13
Günter Gottschlich: Synopse der für Deutschland nachgewiesenen Arten und Unterarten der Gattung Hieracium s. l. (Hieracium s. str. und Pilosella), aufgeschlüsselt nach Vorkommen in den einzelnen Bundesländern. 1
Gerhard Wagenitz etal.: Familie Compositae II. S. 1332–1337. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987, ISBN 3-489-86020-9.
Erich Oberdorfer:Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S.1012.
Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg:Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Günter Gottschlich: Synopse der für Deutschland nachgewiesenen Arten und Unterarten der Gattung Hieracium s. l. (Hieracium s. str. und Pilosella), aufgeschlüsselt nach Vorkommen in den einzelnen Bundesländern. 1
Forum geobotanicum, Band 9, 2020, S. 1–59. (zobodat.at[PDF]) doi:10.3264/FG.2020.0114 (Hieracium laevigatum ab S. 20–22)