Gerd Volker Heene wuchs in Homburg auf. Gerade 17 Jahre alt, wurde er 1943 zur Kriegsmarine eingezogen und kurz darauf auf einem Kriegsschiff der Klasse Zerstörer in der Ostsee eingesetzt. Nach Versetzung zur Infanterie wurde er im Frühjahr 1945 bei Rothenburg ob der Tauber verwundet und war zum Kriegsende im LazarettTraunstein. 1945/1946 absolvierte er das Nachkriegsabitur und studierte von 1946 bis 1950 Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Die Diplom-Hauptprüfung legte er als Jahrgangsbester bei Egon Eiermann ab.
Im Anschluss daran machte er sich selbständig, errichtete zunächst Wohnhäuser und fand durch die Planung und den Bau einiger Industrie- und Krankenhausbauten für die Universität des Saarlandes einen ersten Zugang zu diesen nach funktionalen Gesichtspunkten zu entwickelnden Großbauwerken.[1] Im Jahr 1957 ging er mit dem in Ludwigshafen am Rhein ansässigen Industriearchitekten Heinrich Schmitt eine Partnerschaft ein. Ab 1971 führte er das Architekturbüro alleine weiter und gründete im Jahre 1988 eine Niederlassung in München, die mittlerweile von einem seiner Söhne betrieben wird.[2]
Durch eine oft projektbedingte Vielzahl von Auslandsaufenthalten entstanden ganze Bilder-Zyklen von in Bleistift, Tinte oder Aquarellfarben gefertigten Eindrücken, die nicht nur den Flair der schönen weiten Welt, sondern auch den Architekten bzw. Konstrukteur spürbar werden lassen.[3]
Von 1971 bis 1991 war Gerd Volker Heene Professor für Industriebau, Industrialisiertes Bauen und Entwerfen an der Technischen Universität Kaiserslautern.[4] Seine Forschungsschwerpunkte bezogen sich in jener Zeit nicht nur auf den Entwurf von Industrie-, Büro- und Anlagebauten[5], sondern auch auf die Entwicklung von spezifischen Konstruktionssystemen im Industriebau sowie auf industrialisierte Baumethoden.
Nachdem er das Architekturbüro an seine Nachfolger weitergegeben hatte, widmete er sich einem letzten großen Thema, nämlich der „Baustelle Pantheon“ in Rom. Hierbei gelang es ihm, sowohl durch eine detaillierte und mehrere Jahre in Anspruch genommene Spurensuche als auch durch eine Vielzahl von maßstabsgerechten Konstruktionsskizzen einen Einblick auf die Entstehungsgeschichte und den Bauablauf dieses Meisterwerks des römischen Tempelbaus zu vermitteln. Mit Akribie erbrachte er den Beweis, dass diese grandiose Kuppel in antiker Zeit abschnittsweise hergestellt werden konnte, was vor allem durch ihr räumliches Tragwerksverhalten gewährleistet war.[6]
Heene war verheiratet und hatte eine Tochter und zwei Söhne. Er starb nach kurzer Krankheit im Alter von 83 Jahren in Ludwigshafen am Rhein.
Gerd Volker Heene galt neben Walter Henn als einer der wichtigsten Vertreter des modernen Industriebaus. Die von ihm geplanten und errichteten Gebäude zeigen trotz der technisch-konstruktiven und funktionalen Komponenten die bei dem Entwurf von hochkomplexen Industrie- und Anlagebauten berücksichtigt werden müssen, ein hohes Maß an Innovation.
Produktionsanlagen
1964–1966: Pharmazeutische Fabrik Knoll AG in Ludwigshafen
1966–1984: Magnetbandfabrik der BASF AG in Willstätt
1970–1975: Pharmazeutische Fabrik der Dr. K. Thomae GmbH in Biberach
1970–1975: Pharmafabrik der Merck-Brasil in Rio de Janeiro
1973–1975: Pharmafabrik für Merck Sharp+Dohme in Bad Aibling
1974–1976: Pharmafabrik der Asta-Werke in Künsebeck
1974–1977: Pharmafabrik E. Scheurich & Robins in Appenweier[7]
1975–1976: Pharmafabrik der Boehringer Mannheim in Barcelona
1975–1976: Pharmafabrik der Cyanamid GmbH in Wolfrathshausen
1976–1977: Pharmafabrik der ICI-Pharma in Plankstadt
1976–1978: Pharmafabrik Wülfing + Bauer in Gronau
1979–1986: Pharmafabrik der Troponwerke in Köln
1980–1981: Produktionsgebäude der Eisai in Misato, Japan
1981–1983: Pharmafabrik Specia in St. Genis-Laval, Frankreich
1982–1984: Pharmafabrik Weimer in Rastatt
1985: Pharmaproduktion Feststoffe der Merck KGaA in Darmstadt
1986: Logistikgebäude und Hochregallager der CYANAMID Forschung GmbH in Wolfratshausen
1989: Pharmafabrik Köhler Chemie in Alsbach
1992: Pharmafabrik der Roemmers S.A.I.C.F. in Buenos Aires
1994–1996: Pharmaproduktion und Logistikzentrum der Fresenius AG in Friedberg
1995: Pharma-Wirkstoffbetrieb der Boehringer Ingelheim Pharma KG in Ingelheim[8]
Gebäude für Forschung und Entwicklung
1969–1971: Institut für Biophysik der Universität des Saarlandes in Homburg[9]
1974–1977: Neubau für den Technischen Überwachungs-Verein Baden e.V. (TÜV) in Mannheim[10]
1982–1983: Forschungsgebäude für Biochemie der Firma Dr. Thomae in Biberach
1983–1984: Mess- und Prüfzentrum der Firma Carl Freudenberg in Weinheim
1984–1985: Forschungszentrum der Boehringer Mannheim GmbH in Penzberg[11]
1986–1989: Forschungszentrum der Schott Glaswerke in Mainz-Marienborn[12]
1987–1988: Forschungszentrum für die Shell Forschung GmbH in Schwabenheim[13]
1987–1991: Forschungsgebäude für Qualitätskontrolle der Knoll AG in Ludwigshafen
Büro- und Verwaltungsgebäude
1973–1974: Verwaltungsgebäude für die Kassenärztliche Vereinigung in Neustadt (Weinstraße)
1973: Büroneubau der GAG in Ludwigshafen
1975: Ausbildungszentrum der BASF AG in Ludwigshafen
1975–1977: Bildungs- und Rechenzentrum der Allgemeinen Ortskrankenkasse Eisenberg (Pfalz)[14]
1980–1982: Verwaltungszentrum der Firma Merck in Darmstadt
1982–1984: Ausbildungszentrum der Berufsgenossenschaft Chemie in Maikammer (Pfalz)[15]
(mit Helmut C. Schulitz und Peter Kaup): Industriebau vor Ort. (Förderprojekt des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. in Zusammenarbeit mit der RWE AG) Köln 1990.
Konstruktion, Gestaltung, Detail. Studienarbeiten 1989–1991. (= Veröffentlichung des Fachbereichs A/RU/BI der Universität Kaiserslautern, Band 3.) Kaiserslautern 1991.
„Reflexionen“ über das Räumliche in der Architektur. (Vortrag von Prof. Heene anlässlich seiner Emeritierung am 27. Juni 1991, gehalten an der Universität Kaiserslautern) In: DAB, 4/1992.
Baustelle Pantheon. Planung, Konstruktion, Logistik. Düsseldorf 2004, ISBN 3-7640-0448-7.
Künstlerisches Schaffen
Unterwegs… Aus Skizzenbüchern 1960–1970. Mannheim 1970.
DAB, Ausgabe 12.1977 Industriebau in Gestalt und Form und DAB, Ausgabe 5.1990 Architektur von Industrie und Gewerbebauten - Entwicklungen, Auswirkungen, Tendenzen
Standort Penzberg (Mementodes Originals vom 11. Oktober 2016 im Internet Archive)Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.roche.de, abgerufen am 1. Dezember 2012.