Gennadi Rakitin
fiktiver russischer Dichter / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Gennadi Rakitin (russisch Геннадий Ракитин; * 1975)[1] ist ein fiktiver russischer Dichter.[2] Die Kunstfigur wurde 2023 von Anti-Kriegs-Aktivisten in der Russischen Föderation geschaffen.[1][3]
Laut fiktiver Biographie habe Rakitin ein Studium an der Philologischen Fakultät der Lomonossow-Universität Moskau absolviert und sei als Schullehrer in Moskau tätig.[1][4] Überdies sei er verheiratet und russisch-orthodoxer Christ.[5] Die Porträtfotos Rakitins erstellten die Aktivisten eigenen Angaben zufolge mit einem KI-Tool. Der Name des fiktiven Dichters soll dem Dostojewski-Roman Die Brüder Karamasow entlehnt worden sein.[6]
Seit Sommer 2023 wurden unter Rakitins Namen 18 hurra-patriotisch anmutende Gedichte zur Unterstützung der „militärischen Spezialoperation“ in russischsprachigen sozialen Netzwerken veröffentlicht.[3] Bei diesen sogenannten „Z-Versen“ handelt es sich jedoch um russische Übersetzungen deutschsprachiger, nationalsozialistisch gesinnter Lyrik aus der Zeit des Dritten Reichs – etwa von Heinrich Anacker, Kurt Kölsch, Herybert Menzel, Eberhard Möller und Baldur von Schirach. Deren Führerkult-Dichtungen und Propagandalieder wurden mit geringfügigen begrifflichen Änderungen an das Russland der 2020er Jahre angepasst: So wurde etwa aus Möllers „Führer“ Adolf Hitler der „Лидер“ (Leader) Wladimir Putin und aus Anackers „unbekannte[m] SA-Mann“ ein „namenloser Soldat der PMC“, d. h. ein Wagner-Söldner.[3][2]
Das satirisch-kritische Projekt sollte die Nähe kremlnaher Politiker zur nationalsozialistischen Ästhetik und Kriegspropaganda offenlegen.[1] Tatsächlich wurden Rakitins angebliche Werke von fast 100 russischen Duma-Abgeordneten sowie von zahlreichen Föderationsräten und Offizieren über soziale Netzwerke geteilt. Die Gedichte erreichten u. a. das Halbfinale des 18. Allrussischen Wettbewerbs für patriotische Twardowski-Poesie in der Kategorie „Gedichte über Verteidiger des Vaterlandes“.[1][2]
Am 28. Juni 2024 machten die Aktivisten ihre Arbeitsweise öffentlich[5] und gaben bekannt, dass sie nicht mehr die Kraft hätten, das „moralisch erschöpfend[e]“ Projekt weiterzuführen.[7]