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Ortsteil von Bad Endbach Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Günterod (mundartlich Ginderää) ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Endbach im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Günterod Gemeinde Bad Endbach | |
---|---|
Koordinaten: | 50° 45′ N, 8° 28′ O |
Höhe: | 401 m ü. NHN |
Fläche: | 6,05 km²[1] |
Einwohner: | 1026 (Mai 2011)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 170 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. April 1972 |
Postleitzahl: | 35080 |
Vorwahl: | 02776 |
Günterod liegt südwestlich von Bad Endbach, auf einem Sattel der Aar (Dill)-Salzböde-Wasserscheide, im Gladenbacher Bergland (östlicher Ausläufer des Westerwaldes, der sich hier überschneidet mit dem Südausläufer des Rothaargebirges), auf ca. 410 m; in einer wechselhaften Mittelgebirgslandschaft zwischen den Städten Dillenburg und Marburg, nördlich von Wetzlar, im Südwesten des Hessischen Hinterlandes.
Naturräumlich gehört Günterod zur Zollbuche.
Frühgeschichte, Steinbeil aus Jadeit
Ein Steinbeil aus Jadeit, aus der Jungsteinzeit (5300 bis 3000 v. Chr.), wurde bei Kanalisationsarbeiten gefunden; ein Hinweis auf eine frühe Besiedlung oder Begehung.
Südwestlich von Günterod auf dem Kissel-Berg finden sich im Gelände Spuren (verschliffene Wallreste), die auf eine vorgeschichtliche Besiedlung hindeuten könnten, sowie stark abgetragene Grabhügel auf dem südlichen Ausläufer des Berges.
Eine Rode-Siedlung aus der mittelalterlichen Warmzeit
Der Ort Günterod entstand vermutlich, wie Hartenrod und Eisemroth, während des „Mittelalteroptimums“ (Mittelalterliche Warmzeit), als in der Zeit nach 900 n. Chr. bis etwa Ende des 13. Jahrhunderts eine Warmperiode zu verzeichnen war. Im Jahr 1186 fiel sogar der Winter aus, die Obstbäume blühten im Januar.[3]
Die Bevölkerung wuchs rasch; sie musste ernährt werden. Neue Acker- und Siedlungsflächen wurden dringend benötigt. Dafür rodete man Waldflächen in bisher unwirtlichen Mittelgebirgsregionen. Auf diesen Rodungsflächen entstanden neue Siedlungen, die Rode-Orte.
Die Endung des Ortsnamens auf -rod (Rodung des Gunter) ist der Beleg für eine Rodesiedlung. Wer von den damaligen Grundherren (Hochstift Speyer, Grafen von Gleiberg) den Anstoß zur Rodung gab, ist nicht bekannt.
Kreuzungspunkt alter Höhenwege
Über die Günteroder Höhen auf der Aar (Dill)-Salzböde-Wasserscheide verlief ein alter, vermutlich vorgeschichtlicher Höhenweg vom Dünsberg zur Angelburg, Westfalenweg genannt. Hier auf dem Günteroder Sattel kreuzte er sich mit dem aus Perftal über die Bottenhorner Hochflächen und Hartenrod kommenden jüngeren „Wetzlarweg“ (ein Talweg), der durch das obere Aartal weiter nach Wetzlar zog.[4]
Für die Erschließung der neuen Siedlung waren beide Wege wichtig. Auf einem zentral gelegenen Hügel wurde zum Schutz der Siedlung, zur Überwachung und Kontrolle dieser Wege und deren Kreuzung eine Turmburg errichtet. Der wehrhafte Turm mit seinen sehr dicken Wänden wurde als Chorturm in das später angebaute Kirchenschiff übernommen.
Ortsherrschaften
Im Jahr 1294 veräußert Ritter Volpert, genannt aus dem Hof, seinen Anteil am Zehnten, ein Lehen des Hochstifts Speyer, an die Grafen von Solms. Im Jahre 1354 übertragen die Grafen von Solms mit Zustimmung des Landgrafen von Hessen das Dorf sowie ihre Eigenleute und Güter als Mitgift für ihre Schwester „Margarethe von Solms“, anlässlich ihrer Heirat an „Kuno von Dernbach“ auf Burg Neu-Dernbach. In erhaltenen Urkunden wurde Günterod unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Gunterode (1294), Günterrode (1343/47), Günterade (1416), Gonterodde (1479), Gunteroide (1502) und Günterode (1564).
Durch diese Übertragung wird der Ort dauerhaft aus dem politischen Zusammenhang aller übrigen Orte der Altenkirchener Hochebene herausgelöst und auch dem Haus Solms dauerhaft entfremdet. Als die Übertragung 1443 von der Landgrafschaft gelöst wird, wird Günterod zu einem landgräflichen Dorf im Obergericht des Amtes Blankenstein (Gladenbach). Günterod lag als einzige Ortschaft des Obergerichtes außerhalb der im zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts angelegten hessischen Außenheege[5].
Kirchliche Zugehörigkeit
Bis zur Reformation 1525 hatte Günterod zur Mutterkirche Altenkirchen gehört, zum Archdiakonat Dietkirchen (Lahn), Bistum Trier, an dessen Außengrenze es lag. Hartenrod gehörte zu dieser Zeit zum Bistum Mainz. Die Grenze zwischen den beiden Bistümern verlief über die Schönscheid (Flurname, Scheid > Scheide > Grenze).
Im 16. Jahrhundert wurde der Ort zur eigenständigen Pfarrei und gehört seit 1605 zum Kirchspiel Hartenrod, mit dem es pfarramtlich verbunden war.
Günterod 1830
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Günterod:
„Günterod (L. Bez. Gladenbach) evangel. liegt 2 St. von Gladenbach auf einem bedeutenden in einer rauhen Gegend, hat 1 Kapelle, 67 Häuser und 394 evangelische Einwohner. Diese stricken jährlich sehr große Menge wollene Strümpfe und verkaufen solche In- und Ausland. Auch besitzen die Einwohner viele Privatwaldungen. – In der Gemarkung wurde früher nach Kupfererz gegraben.“[6]
Zusammenschluss mit Endbach und das Prädikat Bad
Zum 1. April 1972 fusionierte im Zuge der Gebietsreform in Hessen bis dahin selbständige Gemeinde Günterod freiwillig mit der Gemeinde Endbach, die zu diesem Zeitpunkt aus den Ortsteilen Endbach und Wommelshausen bestand. Am 11. Oktober 1973 verlieh der hessische Innenminister der Gemeinde Endbach mit ihren drei Ortsteilen Endbach, Günterod und Wommelshausen das Prädikat Bad.[7] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Bad Endbach wurden Ortsbezirke gebildet.[8]
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Günterod angehört(e):[1][9][10]
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Günterod 1026 Einwohner. Darunter waren 12 (1,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 225 Einwohner unter 18 Jahren, 435 zwischen 18 und 49, 156 zwischen 50 und 64 und 210 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 390 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 108 Paare ohne Kinder und 156 Paare mit Kindern, sowie 36 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 246 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1501: | 15 Männer |
• 1577: | Hausgesesse | 20
• 1630: | zweispänniges, 11 einspännige Ackerleute, 8 Einläuftige | 20 Untertanen; 1
• 1742: | 70 Haushalte |
• 1791: | 265 Einwohner[16] |
• 1800: | 272 Einwohner[17] |
• 1806: | 303 Einwohner, 52 Häuser[14] |
• 1829: | 394 Einwohner, 67 Häuser[6] |
Günterod: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 265 | |||
1800 | 303 | |||
1806 | 303 | |||
1829 | 394 | |||
1834 | 416 | |||
1840 | 416 | |||
1846 | 418 | |||
1852 | 467 | |||
1858 | 479 | |||
1864 | 360 | |||
1871 | 394 | |||
1875 | 512 | |||
1885 | 450 | |||
1895 | 516 | |||
1905 | 602 | |||
1910 | 638 | |||
1925 | 680 | |||
1939 | 783 | |||
1946 | 1.013 | |||
1950 | 1.010 | |||
1956 | 886 | |||
1961 | 935 | |||
1967 | 1.008 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 1.026 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2] |
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1830: | 394 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1885: | 450 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1961: | 784 evangelische (= 83,95 %), 130 katholische (= 12,90 %) Einwohner |
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1867: | Erwerbspersonen: 51 Landwirtschaften, Forstwirtschaft, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Person ohne Berufsausübung. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 200 Land- und Forstwirtschaft, 267 produzierendes Gewerbe, 42 Handel und Verkehr, 34 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Für Günterod besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Günterod) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 46,89 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Günterod“ an.[18] Der Ortsbeirat wählte Tamara Reiers zur Ortsvorsteherin.[19]
Am 25. April 1957 genehmigte der Hessische Minister des Innern das Wappen mit folgender Beschreibung:[20]
Blasonierung: „In blauem Feld unter zwei silbernen schräggekreuzten Hacken eine goldene Glocke.“ | |
Im Ort gibt es
Der Ort wird im ÖPNV von den Buslinien 407 und MR-43 sowie vom Rufbus MR-42 bedient.
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