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Der ostafrikanische Malawisee gehört zu den fischartenreichsten Süßwasserbiotopen der Erde. Die geschätzten 700 bis 800 Buntbarscharten (über 450 bisher beschriebene) des Sees bilden einen oder zwei Artenschwärme, die sich aus einer oder zwei Ursprungsarten entwickelt haben. Diese sind auch die größten bekannten Artenschwärme unter den Wirbeltieren. Bis heute wurden fast 60 endemische Buntbarschgattungen und über 450 Fischarten aus dem Malawisee beschrieben. Zahlreiche Arten sind noch unentdeckt oder unbeschrieben.
Das Wasser des Sees ist mit einem pH-Wert von 7,7 bis 8,6 ungewöhnlich alkalisch. Es weist eine Gesamthärte von 4 bis 6° dGH, eine Karbonat-Härte von 6 bis 8° dKH und eine Leitfähigkeit (bei 20 °C) von 210 bis 285 μS/cm, eine Oberflächentemperatur von 24 bis 29 °C und eine Tiefentemperatur von 22 °C auf. Die Sichtweite im See liegt bei 20 Metern. In der Zone unterhalb von 100 bis 200 Metern gibt es keine Fische mehr, da das Wasser dort zu arm an Sauerstoff ist.[1]
Das artenreichste Biotop des Malawisees ist die Geröllzone, die oft die ersten zehn bis zwanzig Meter der Uferzone umfasst und bis zu einer Tiefe von zwei Meter hinabreicht. Hier ist der Untergrund dicht mit faust- bis fußballgroßen Steinen bedeckt zwischen denen es viele kleine Höhlen und Spalten gibt. Hier leben vor allem Labidochromis-Arten. Der zweitwichtigste Lebensraum ist das Felslitoral, oft als Steilküste ohne Flachwasserbereich ausgebildet. Der Boden besteht hier aus größeren bis riesigen Steinbrocken, so dass es weniger aber viel größere Höhlen und Spalten gibt. Hier leben vor allem Chindongo, Maylandia und Pseudotropheus-Arten. Buntbarsche der Geröllzone und der Felsküste sind revierbildend und leben einzeln oder paarweise. Das Sandufer ist dagegen relativ artenarm. Die vegetationslose Sandzone wird von Lethrinops-Arten und anderen Haplochromini bewohnt. Ein typischer Bewohner des mit Röhricht oder submersen Wasserpflanzen, vor allem Vallisnerien bewachsenen Sandufers ist Hemitilapia oxyrhyncha, der sich auf die Seite legend, mit seinem spitzen Maul die bandartigen Blätter der Vallisnerien ergreift und sie regelrecht ablutscht, um die Algen und Mikroorganismen abzustreifen, die die Blätter besiedeln[2]. Im Freiwasser (Pelagial) des Malawisees leben die Gattungen Copadichromis und Mchenga, die nach einer einheimischen Bezeichnung als Utaka bezeichnet werden. Diese planktonfressenden Buntbarsche leben in riesigen, mehrere tausend Exemplare umfassenden Schwärmen und besitzen in Anpassung an ihre Ernährungsweise ein sehr bewegliches vorstülpbares Maul, mit dem sie ihre Nahrung wie mit einem Saugrohr einschlürfen können.[3]
Die Erforschung der Fische des Malawisee begann mit John Kirk. Er begleitete David Livingstone auf seiner Expedition zum Malawisee und war mit ihm einer der ersten Europäer am damals noch Nyassa-See genannten See. Die 1864 von ihm gefangenen Buntbarsche wurden von Albert Günther beschrieben. Der deutsche Tropenmediziner und Naturwissenschaftler Friedrich Fülleborn sammelte 1900 und 1901 weitere Buntbarsche. Diese wurden 1927 durch Ernst Ahl beschrieben. Weitere Sammelreisen durch Wood im Jahr 1920 und Christy (3500 gefangene Buntbarsche) in den Jahren 1925 und 1926 und die Beschreibung der wissenschaftlichen Erkenntnisse durch Charles Tate Regan (1921) und Ethelwynn Trewavas (1935) vervollständigten vorerst die Kenntnisse über die Malawiseefischfauna.[4]
Fast alle Buntbarscharten sind Endemiten des Malawisees, d. h. sie kommen nur hier vor. Einige leben auch im Oberlauf des Shiré und im Malombesee. Nur fünf oder sechs Arten sind nicht endemisch, Astatotilapia calliptera, Serranochromis robustus, Oreochromis shiranus, der im See allerdings eine endemische Unterart gebildet hat, Coptodon rendalli, Tilapia sparrmanii und Pseudocrenilabrus p. philander dessen Vorkommen im See aber angezweifelt wird. Die Buntbarsche des Malawisees können vier Gruppen zugeordnet werden, die an Felsbiotope gebundenen Mbunas, die im Freiwasser lebenden Utaka, die übrigen Pseudocrenilabrini und einige wenige Oreochromini und Tilapiini. Mit Ausnahme von Coptodon rendalli und Tilapia sparrmanii sind alle Buntbarsche des Malawisees Maulbrüter[5].
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Die an das Leben in der Fels- und Geröllzone angepassten Mbuna-Buntbarsche sind Nahrungsspezialisten, die den pflanzlichen und tierischen Aufwuchs abfressen, der alle Steine und Felsen in der oberen Wasserschicht überzieht. Über Sandboden und ohne Geröll und Felsen als Grundlage ihrer Nahrung sind sie nicht überlebensfähig und meiden deshalb selbst kleinere Sandflächen. Das hat zur Folge, dass eine Vielzahl von voneinander isolierten Einzelpopulationen entstanden ist, die keinen Kontakt zueinander haben und sich zu Farbmorphen oder zu eigenständigen Arten entwickelt haben. Die Areale, die eine Morphe oder eine Art besiedeln, können sehr klein sein und im Extremfall nur die Fläche eines Fußballfeldes umfassen.[6]
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Die in großen Schwärmen im Freiwasser lebenden Utaka-Arten, die deshalb in großen Mengen mit Netzen leicht zu fangen sind, und die größer werdenden Oreochromis-Arten, Coptodon rendalli und Tilapia sparrmanii sind eine wichtige Nahrung und Eiweißquelle für die am See lebende Bevölkerung[7]. Besonders die farbenprächtigen Mbuna-Arten sind beliebte Aquarienfische[5] und werden auch als „Korallenfische des Süßwassers“ bezeichnet.
Im Folgenden werden die im See bekannten Wirbellosen gelistet. Arten, die nur in den Mündungen der Zuflüsse vorkommen sind nicht aufgeführt[8].
Die Sumpf- und Riedgebiete am See werden von verschiedenen Ruder- (Rhacophoridae) und Riedfröschen (Hyperoliidae) bewohnt, darunter der Marmorierte Riedfrosch (Hyperolius marmoratus), der Wasserlilienfrosch (H. pusillus), Hyperolius nasutus und Hyperolius tuberilinguis.[10] Zu den Wasservögeln, die sich von den zahlreichen Fischen ernähren, gehören der Weißbrustkormoran (Phalacrocorax lucidus), die häufigere Riedscharbe (Microcarbo africanus), der Afrika-Schlangenhalsvogel (Anhinga rufa), Rosa- (Pelecanus onocrotalus) und Rötelpelikan (P. rufescens), Grau- (Ardea cinerea) und Goliathreiher (A. goliath), der Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer) sowie die Eisvögel Hauben-Zwergfischer (Corythornis cristatus), Streifenliest (Halcyon chelicuti), Zwergkönigsfischer (Ispidina picta) und Riesenfischer (Megaceryle maxima). Nicht fischfressende Vögel, die regelmäßig in Ufernähe zu sehen sind, sind der Kuhreiher (Bubulcus ibis) und der Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus).[11]
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