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Überblick über Enzyklopädien aus dem chinesischen Kulturkreis Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Enzyklopädien aus dem chinesischen Kulturkreis wurden bereits sehr früh entwickelt. Enzyklopädieartige Werke entstanden im antiken Kaiserreich China ab etwa 500 v. Chr. auf Bambusstreifen und Schriftrollen; Enzyklopädien im engeren Sinne sind nachweisbar ab etwa 220 n. Chr. Obwohl diese gigantischen außereuropäischen Enzyklopädien älter sind als die des europäischen Raums, haben sie für die Entwicklung dessen, was uns heute als Enzyklopädie bekannt ist, nur untergeordnete Bedeutung, da sie die europäische Traditionslinie der Enzyklopädik nicht oder kaum beeinflussten.
Zur Periodisierung: siehe Geschichte Chinas und Zeittafel China.
Erste enzyklopädieartige Werke sollen aus der frühen Zhou-Dynastie stammen; diese Werke werden zwar in späteren Werken zitiert, sind aber nicht überliefert.
Lüshi chunqiu (呂氏春秋, dt. „Frühling und Herbst des Lü Bu Wei“) entstand in China am Ende der Streitenden Reiche kurz vor Gründung des ersten chinesischen Kaiserreiches Qin. Als Autor oder Kompilator gilt Lü Buwei.[1]
Erya (爾雅, dt. „Annäherung an die Korrektheit“) ist ein enzyklopädischer Thesaurus aus dem 3.-1. Jahrhundert v. Chr. Das Werk ist untergliedert in 19 Kapitel (u. a. Architektur, Musik, Die Erde, Berge, Gewässer, Gräser, Bäume, Meerestiere, Vögel un andere fliegende Tiere, Wildtiere, Haustiere usw.) und wird traditionell einem Schüler des Konfuzius zugeschrieben, möglicherweise basierend auf Vorarbeiten des Herrschers von Zhou (周公旦) aus dem 11. Jahrhundert v. Chr.[2]
Xinshu (Das neue Buch), verfasst von Djia I (* 198 v. Chr.; † 166 v. Chr.), eine Ideenverschmelzung, wird wegen seiner Klarheit und Schönheit des Stils gerühmt. Angeblich wurde aufgrund dieses Buches Gelb zur kaiserlichen Farbe erklärt.
Huainanzi (Meister von Huainan), verfasst von Liu An (*179 v. Chr.; † 122 v. Chr.), stellt eine Übersicht über das Wissen dieser Zeit dar. Der Autor versammelte eine Reihe von Philosophen um sich und verarbeitete das Ergebnis der Gespräche zu einem Buch, welches stark vom Daoismus geprägt ist.
Shuo Wen Jie Zi (說文解字) ist ein enzyklopädisches Wörterbuch aus der späten Han-Dynastie. Es wurde verfasst von Xu Shen (許慎, 58–147). Es teilt die chinesischen Zeichen in 540 Radikale (bushou, 部首) ein; Xu Xuan (徐鉉, † 991) verfasste einen Kommentar.[3]
Das Tong Dian (通典; auch: Tong-dian oder Tongdian; dt. „Umfassendes Handbuch“) von Du You (杜佑) aus dem 8. Jahrhundert ist in neun Abschnitte unterteilt[4]:
Zheng dian (dt. „Handbuch der Politik“) ist eine Enzyklopädie von Liu Zhi.
Yiwen leiju (藝文類聚, dt. „Nach Sachgruppen geordnete Sammlung von literarischen Texten“) ist eine Enzyklopädie von Ouyang Xun (歐陽詢), Linghu Defen (?), and Chen Shuda (陳叔達), veröffentlicht 622[5].
Fa yuan zhu lin (法苑珠林) (dt. „Perlenwald im Garten des Dharma“), eine buddhistische Enzyklopädie in 100 juan-Kapiteln, kompiliert von Daoshi 道世, datiert 668.
Tong zhi (通治, auch Tongzhi; dt. „Umfassende Abhandlung der Politik und Gesetze“) ist eine politische Enzyklopädie von Zheng Qiao[6].
Song si da shu (宋四大書; „Vier große Bücher von Song“) ist eine Sammelbezeichnung für vier große Enzyklopädien aus dem 10. Jahrhundert, die während der Regentschaft des Herrschers Tai-zong (976–997) unter Leitung von Li Fang (李昉, † 996) angefertigt wurden.
Wen xian tong kao (文獻通考, auch: Wenxian tongkao; „Umfassende Studien der Literatur“) ist eine Enzyklopädie von Ma Duanlin (馬端臨), unterteilt in 24 Abschnitte, veröffentlicht 1317[9].
In der Enzyklopädie Liu Ching Thu um 1155 ist die älteste gedruckte Landkarte enthalten; die Holzschnittkarte stellt Westchina dar. Eine Kopie der Karte befindet sich in der chinesischen Nationalbibliothek in Peking.
Yuhai (玉海, auch Yuhai ; dt. „Jadeozean“) ist eine Enzyklopädie von Wang Yinglin (王應麟, 1223–1296), abgeschlossen 1252 (Song), erstmals veröffentlicht 1337 (Yuan), untergliedert in 19 Abschnitte[10].
Wen xian tong kao (文選通考; auch: Wen-hsuan-t'ung-k'ao oder Wen-xian tong-kao; deutsch: „Allgemeine Untersuchung wichtiger Aufzeichnungen“) ist eine 1317 (andere Quellen: 1319) veröffentlichte Enzyklopädie von Ma Duanlin (1245–1322, auch bekannt als Ma Tuan-lin), sie umfasst 348 Bände[9].
Nong shu ist eine agrarwissenschaftliche Enzyklopädie von Wang Zhen.
San cai tu hui (三才圖會, auch Sancai tuhui; „Collected illustrations of the three realms (Heaven, Earth and Man)“) ist eine Enzyklopädie von Wang Qi (Ming), die in 14 Abschnitte unterteilt ist.[11]
Yongle Dadian (永樂大典, Yong-Le-Enzyklopädie) ist eine weitere namhafte chinesische Enzyklopädie aus dem 15. Jahrhundert. Sie gilt als die berühmteste und fachlich ausgereifteste Enzyklopädie des chinesischen Altertums. Sie wurde von über 3.000 Gelehrten erstellt und 1408 fertiggestellt. Das Werk umfasst 22.877 Faszikel beziehungsweise 11.095 Bände. Der Platzbedarf der Manuskripte beträgt 40 Kubikmeter. Das am Kaiserhof aufbewahrte Original-Manuskript ging auf mysteriöse Weise verloren. Es existiert nur noch eine Abschrift, die im Lauf der sechs Jahrhunderte ihrer Existenz verstümmelt und schwer beschädigt wurde. Weltweit existieren heute nur noch etwa 400 Bände, also nur etwa vier Prozent des Gesamtwerks; davon befinden sich 223 in China. Die chinesische Nationalbibliothek sammelt seit 1912 Reste der Enzyklopädie und versucht seit 2002, die Fragmente zu restaurieren.[12]
Die Enzyklopädie Tiangong kaiwu (dt. „Die Nutzung der natürlichen Vorkommen“) von Song Yingxing aus dem Jahr 1637 (Ming-Dynastie) dokumentiert in 18 Kapiteln das technische Wissen und die Erfahrungen Chinas bis zum frühen 17. Jahrhundert. Behandelt werden unter anderem die Bereiche Nahrungsmittel und Kleidung, Keramiken, Boots- und Wagenbau, Metallurgie, Papier, aber auch die Herstellung von Waffen, Wein und Schmuck.[13]
Die Leishu (類書 / 类书, lèishū, Enzyklopädie geordnet nach Sachgebieten) der imperialen Bibliothek des Kaisers Qianlong (reg. 1736–1796).
Die Enzyklopädie Gujin tushu jicheng (古今圖書集成, dt. „Sammlung von Tafeln und Schriften aus alter und neuer Zeit“; auch: Qinding Gujin tushu jicheng 欽定古今圖書集成, „Auf kaiserlichen Befehl kompilierte und edierte Sammlung von Tafeln und Schriften aus alter und neuer Zeit“) erschien 1726 in Peking in 5.020 Bänden unter Leitung von Jiang Tingxi. Sie ist die erste systematisch aufgebaute und gedruckte sowie die umfangreichste chinesische Enzyklopädie. Sie ist untergliedert in sechs Abteilungen (huibian 彙編) mit mehreren Sektionen (dian 典):
Ein fast vollständiges Exemplar befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (ehemalige Preußische Staatsbibliothek) (identisch mit Bebilderte Sammlung der Vergangenheit und Gegenwart, 1728 in 10.000 Kapiteln und mit 10 Millionen Schriftzeichen [?])[14].
1936 wurde das Lexikon Cihai erstmals herausgegeben und danach mehrfach revidiert.
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