Loading AI tools
französischer Science-Fiction-Autor und -Übersetzer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Emmanuel Jouanne (geboren 1960 in Caen; gestorben am 6. Februar 2008 in Frankreich) war ein französischer Science-Fiction-Autor und -Übersetzer.
In der Normandie geboren, wuchs er, nachdem seine Mutter sich wieder verheiratet hatte, teilweise im Süden im Département Var auf. Da er mit seinem Stiefvater nicht gut zurechtkam, wurde er auf ein Internat geschickt, studierte Mathematik und Literatur und beschloss schon bald, Schriftsteller zu werden. Vom Einfluss der Surrealisten geprägt und begieriger Leser vor allem angelsächsischer Science-Fiction begann er, Erzählungen zu schreiben, mit denen er sich schnell einen Namen als Autor radikal antikonformistischer Science-Fiction machte. Auffällig waren auch seine ungewöhnlich langen, surreal anmutenden Titel wie zum Beispiel der einer seiner ersten Geschichten Scènes de la vie quotidienne de l’édifice, en abécédaire, et mouvements d’objets, de mécanismes, de personnages, d’idées (1979, etwa: „Szenen aus dem Alltagsleben des Gebäudes, alphabetisch, und Bewegungen von Objekten, Mechanismen, Charakteren, Ideen“), oder Si vous balbutiez encore dans votre tombe de pierres, pensez et priez, et peut-être les vivants découvriront-ils des limites au camp ! (1979, etwa „Wenn Sie immer noch stottern in ihrem Steingrab, denken und beten Sie, und vielleicht werden die Lebenden die Lagerzäune entdecken!“).
1982 erschien Jouannes erster Roman Damiers imaginaires, der im folgenden Jahr mit dem Prix Rosny aîné ausgezeichnet wurde, einem der renommiertesten französischen Science-Fiction-Preise. Die beiden Protagonisten sind Spielfiguren auf einem planetaren Schachbrett, ohne dass ihnen dies zunächst bewusst ist. Als sich das ändert, versuchen sie, die Regeln des Spieles herauszufinden. Mit dem 1984 erschienenen Roman Ici-bas gewann Jouanne dann ein zweites Mal den Prix Rosny aîné. 1988 gewann sein dritter Roman Nuage den Prix Galaxie, wodurch Jouanne der einzige Preisträger dieser kurzlebigen Auszeichnung wurde.
Mit Mitte 20 fand er sich in der Position eines sehr erfolgreichen und auch sehr produktiven jungen SF-Autors. Ab Mitte der 1980er Jahre begann er zudem, sich als literarischer Übersetzer amerikanischer SF zu profilieren und übersetzte insbesondere mehrere Bücher von Philip K. Dick, aber auch Ray Bradbury, Orson Scott Card und Kim Stanley Robinson. Zusammen mit Yves Frémion schrieb er unter dem Gemeinschaftspseudonym Colonel Durruti – der Name bezieht sich auf den spanischen Syndikalisten und Revolutionär Buenaventura Durruti – die anarchistische Soviet-Krimiserie, deren fünfter und letzter Band Le Soviet au Congo postum 2016 erschien.
Im Dezember 1986 war Jouanne eines der Gründungsmitglieder von Limite, einer literarischen Gruppe, die im folgenden Jahr Malgré le monde, eine Anthologie von Erzählungen unter dem Gemeinschaftspseudonym Limite veröffentlichte. Ziel der Gruppe war es, der französischen Science-Fiction eine neue Richtung zu geben, wobei vor allem Jouanne und Francis Berthelot auch ein literaturtheoretisches Interesse vertraten. Die Erfolg der Gruppe war begrenzt. Zwar erfuhr die Initiative Zuspruch seitens der Kritik und Berthelot wurde für seinen Beitrag mit dem Grand Prix de la Science-Fiction Française ausgezeichnet, aber man warf den Arbeiten vor, zu formalistisch und geradezu unlesbar zu sein.
Gegen Ende der 1980er Jahre begann für Jouanne eine schwierige, von persönlichen Problemen geprägte Phase, in der er zeitweilig auch obdachlos war. Auf den Erfahrungen dieser Zeit basiert der 1999 erschienene Jugendroman L’Inconnu de la ruelle. Seine letzten Texte waren die drei 2006 in Aux limites du son, der zweiten Limites-Anthologie, erschienenen drei Erzählungen. Von einer ausgeheilten Krebserkrankung erschöpft starb Jouanne im Februar 2008 unerwartet an Komplikationen einer Diabetes.[1]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.