Dorfkirche Dahlem
Kirchengebäude in Berlin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die St.-Annen-Kirche ist eine Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Dahlem im Berliner Ortsteil Dahlem.
Die Kirche samt dem dazugehörigen St.-Annen-Kirchhof befindet sich an der Kreuzung Pacelliallee und Königin-Luise-Straße 55. Daneben, in der Pacelliallee 61, ist das ehemalige Pfarrhaus und gegenüber, in der Thielallee 1–3, das Gemeindehaus. Die andere Kirche der Evangelischen Kirchengemeinde Dahlem ist die Jesus-Christus-Kirche.
Das früher nur als Dorfkirche bezeichnete Gotteshaus gilt als ältestes Gebäude des Dorfes Dahlem. Nachweislich stammen die ältesten Gebäudeteile aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurden im Stil der Romanik mit Backsteinen errichtet. Die Kirche verbindet über 700 Jahre Dorf- und Stadtgeschichte mit der jüngeren Zeitgeschichte: In der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) war die Kirche ein Ort der Bekennenden Kirche. Hier versammelte sich vom 4. Juli 1937 an, nach der Verhaftung ihres Pfarrers Martin Niemöller, die Gemeinde jeden Abend um 18 Uhr zu Fürbittgottesdiensten für alle Gefangenen. Im gegenüberliegenden Gemeindehaus tagte am 19. und 20. Oktober 1934 die zweite Bekenntnissynode. Auch die Pfarrer Franz Hildebrandt und Helmut Gollwitzer wirkten in dieser Zeit an St. Annen.
Die St.-Annen-Kirche ist eine Dorfkirche aus Feldsteinen und Ziegeln. Ihr erster Bau ist wahrscheinlich zwischen 1215 und 1225 als Holzbau errichtet worden, dem um 1300 ein Steinbau folgte. Der spätgotische Choranbau und der Gruftanbau im Norden wurden vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts errichtet. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche niedergebrannt.
Die bauliche Geschichte lässt sich in sechs Phasen einteilen:
Die moderne Kreuzigungsplastik stammt von dem Berliner Bildhauer Bernhard Heiliger. Sie befindet sich seit 1983 über dem Südtor und war ursprünglich für die neu errichtete Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bestimmt. Der damalige Gemeindekirchenrat der Gedächtniskirche widersetzte sich der Anbringung der Plastik. Heiliger stellte daraufhin die Kreuzigungsplastik der Kirchengemeinde Dahlem für einen symbolischen Preis zur Verfügung.
Das Triptychon für Auschwitz an der rechten Chorwand stammt von Doris Pollatschek. Dieses Keramik-Relief wurde 1992 erworben. Nicht nur den Terror will die Künstlerin darin zeigen, sondern auch auf die Untätigkeit und das Versagen der Kirchen hinweisen. Das Triptychon zeigt, vom Kreuz aus gesehen auf der linken Seite, die Geißelung, in der Mitte die Kreuzigung und „zur Rechten“ die Grablegung/Verbrennung. In der Darstellung wird nicht Christus gekreuzigt, sondern ein Jude mit dem „gelben Fleck“, dessen einziges „Vergehen“ es ist, Jude zu sein. Von katholischer Seite wurde das Kunstwerk, besonders aber seine Anbringung in einer evangelischen Kirche kritisiert. Die im Mittelteil dargestellten Geistlichen sind nach ihrer Kleidung eindeutig als katholisch identifizierbar, nämlich als Prälat, Bischof und Ordensmann. Diese Darstellung wurde von den Kritikern als einseitige Schuldzuweisung aufgefasst. Eine Erwiderung von Pfarrerin Marion Gardei ist im Gemeindeblatt nachzulesen.[3] Im Nachgang wurde die Erläuterung des Triptychons für Besucher der Kirche klärend überarbeitet, das Werk aber an seinem Platz belassen.
Der Schrein mit seinen buntgefassten und vergoldeten Heiligenfiguren ist wahrscheinlich im Jahr 1679 in den mit Gemälden verzierten Renaissancealtar eingebaut worden. Das Mittelstück des Schreins befindet sich heute an der Nordwand des Chores. Im Zweiten Weltkrieg ging der Originalschrein mit seinen Gemälden (Cranachschule), wie auch der Altaraufbau, verloren. Bei dem heutigen Schrein handelt es sich um eine nicht klappbare Nachbildung. Drei Apostelfiguren und eine weibliche Heiligenfigur kamen Anfang der 1980er Jahre durch Raub abhanden. Durch Spenden für eine Rekonstruktion gelang es die Figuren wieder zu ersetzen.
Im Mittelfeld ist die heilige Anna selbdritt als Hauptfigur postiert. Sie hält Maria auf dem einen Arm, das Jesuskind mit der Weltkugel auf dem anderen. Mit Sicherheit sind die Apostel Petrus und Paulus zu bestimmen, mit großer Wahrscheinlichkeit die vier Märtyrerinnen Barbara, Katharina, Dorothea und Margareta.
Das heutige Altargemälde stammt aus der Berliner Klosterkirche und kam erst 1984 in die St.-Annen-Kirche. Die Kreuzigungsdarstellung von etwa 1490 wird dem Meister des Berliner Totentanzes zugeschrieben.[1]
Das linke Fenster wurde 1951 von Hermann Kirchberger geschaffen und zeigt in den oberen fünf Feldern die Symbole der vier Evangelisten und des Heiligen Geistes, in den neun unteren Szenen die Leidensgeschichte Jesu.
Das rechte Fenster stammt von Klaus Kowalski, die Kirchengemeinde hat es 1964 erworben. Es zeigt Bilder aus der Schöpfungsgeschichte und aus dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter.
Die oben unter Geschichte bereits erwähnten Wandgemälde wurden wahrscheinlich von böhmischen Wanderarbeitern gestaltet. Auf einigen ist eine Reihe Krücken zu sehen, die die Kunstfachleute dahingehend deuten, dass sie an Heilungswunder der Kirchenbesucher erinnern sollten. – Erste Rekonstruktionsversuche der Gemälde hatten nachteilige Folgen, daher wurden die verblassten Reste 1936 bis 1939 und 1951 nur noch mit großer Sorgfalt gereinigt und fixiert.
Auf der linken Seite neben dem Pfeiler ist eine Marienkrönung zu sehen. Daneben, vom Pfeiler zerschnitten, sieht man drei Heiligengestalten. Auf der gegenüberliegenden Wand lassen sich nur noch wenige Reste erkennen. Die Wandgemälde zeigten den leidenden Jesus und den auferstandenen Christus. Das Annen-Bild ist Zeugnis einer frühen Annenverehrung in der Mark Brandenburg.
Aus dem Jahr 1906 stammen die kunstgeschmiedeten Kronleuchter von Karl Weiß in Karlsruhe und der geschnitzte Taufständer. Von den ursprünglichen Glocken aus dem 15. Jahrhundert mussten zwei 1917 zu Kriegszwecken abgegeben werden. Die verbliebene wurde 1922 durch zwei Stahlglocken ersetzt. Die größere, auf den Ton g gestimmt, überstand den Zweiten Weltkrieg, die kleinere wurde 1945 zerschossen und 1950 durch eine neue, auf b gestimmte, ersetzt.
Die Orgel wurde von der Firma Emil Hammer erbaut und 1974 aufgestellt. Sie hat folgende Disposition:
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Die Gemeinde ließ auf dem St.-Annen-Kirchhof, auf dem sich die Grabstätten vieler bedeutender Persönlichkeiten befinden, das Mahnmal Erinnern für die Zukunft errichten.
Das daneben gelegene Pfarrhaus, geplant von Architekt Heinrich Straumer, wurde 1910 fertiggestellt. Es ist heute als Martin-Niemöller-Haus bekannt und bietet Arbeits- und Tagungsräume.[4] Im Haus befindet sich auch die am 1. Juli 2007 eröffnete Martin-Niemöller-Gedenkstätte.[5]
Im Jahr 1927 wurde das Gemeindehaus eingeweiht. Es wurde an der Stelle des früheren Dahlemer Dorfteiches erbaut. Am 19. und am 20. Oktober 1934 tagte hier die zweite Bekenntnissynode, auf der es zur Formulierung des „Kirchlichen Notrechts“ kam. An jedem zweiten Montag sammelte hier Martin Niemöller die Gemeinde zu den „Katechismus-Stunden“. Zwischen 1939 und 1945 diente es als Lazarett, später war es viele Jahre lang ein Proberaum des Berliner Philharmonischen Orchesters.
Im Jahr 1968 wurde die Eröffnungsszene des Edgar-Wallace-Films Im Banne des Unheimlichen in der Kirche gedreht.
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