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Skulpturengruppe am Magdeburger Dom Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Klugen und Törichten Jungfrauen sind eine Skulpturengruppe am Paradiesportal des Magdeburger Doms, die das gleichnamige Gleichnis darstellt. Man datiert sie um die Mitte des 13. Jahrhunderts, der Bildhauer bleibt anonym. Die zehn Figuren bestehen aus Sandstein und sind mit einer Höhe von 120–130 cm annähernd lebensgroß.
K – Kluge / T – Törichte
K5 | T5 |
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K4 | T4 |
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K3 | T3 |
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K2 | T2 |
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K1 | T1 |
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Die Gesichtszüge und gelockten Haare der Jungfrauen ähneln einander. Von Bedeutung ist auch die Kontaktaufnahme zu anderen Figuren. Die Innenseiten der Gewänder wurden mit Farbe versehen. Bei den klugen Jungfrauen wurde rot aufgetragen und bei den törichten Jungfrauen blau. Ebenso auffällig ist die klare Ordnung der Kleiderfalten. Die Schmuckgestaltung der Klugen Jungfrauen nimmt von innen nach außen zu.
Die törichten Jungfrauen scheinen allmählich ihre Hände höher zu heben: beginnend bei der linken Hand mit dem flachen Auflegen auf der Brust (T5) über das Stützen des Kopfes (T4,T3) bis hin zum Trocknen der Tränen mit dem angehobenen Mantelzipfel (T1,T2). Bei der rechten Hand führt die scheinbare Bewegung ausgehend vom gesenkten Halten der Lampe (T5), zum leichten Ankippen (T3) und schließlich sogar zum aufrechten Halten der leeren Lampe (T1). In den Schalen der Törichten brennt keine Flamme.
Von den Kirchenvätern wurde das Gleichnis stark allegorisiert, wobei die Interpretationen sehr unterschiedlich waren. Hier einige, die Thomas von Aquin in seiner Catena aurea gesammelt hat:
Im Mittelalter dienten die Jungfrauen als Mahnmal des allgegenwärtigen Todes. Die klugen Jungfrauen hatten genügend Öl in ihren Lampen, um diese brennen zu lassen, während die törichten leere Öllampen hatten und somit zurückgewiesen wurden. Menschen, die nicht so handeln wie die klugen Jungfrauen, kommen in die Hölle oder werden verdammt.
Gerne wurden die Jungfrauen im 13. und 14. Jahrhundert an Kirchenportalen aufgestellt, so z. B. in Magdeburg, in Freiburg sowie in Erfurt. Auch hier wurde wieder der Unterschied zwischen den klugen glückseligen und den trauernden, fast verzweifelten törichten Jungfrauen besonders hervorgehoben.
Das Gleichnis war im Mittelalter eines der populärsten Gleichnisse. Nach der Deutung der Glossa ordinaria symbolisieren die klugen Jungfrauen, die sich rechtzeitig mit Öl für ihre Öllampen versorgt haben, die christliche Seele, die sich in fünffacher Weise tugendhaft Gott zuwendet; die törichten Jungfrauen, die zwar Öllampen haben, aber kein Öl, symbolisieren fünf Arten der fleischlichen Lust und Verdammnis.
Die Kunstrichtung der Nazarener um Friedrich Overbeck griffen im 19. Jahrhundert christliche Themen wieder auf, sodass das Gleichnis von den Jungfrauen wieder vermehrt zum Gegenstand der Darstellung in der Kunst wurde.
Das Gleichnis wird heutzutage in der katholischen Kirche oft in der Heiligen Messe am Gedenktag heiliger Jungfrauen gelesen, etwa der hl. Cäcilia. In der Leseordnung der ordentlichen Form gehört es auch zum 32. (vorvorletzten) Sonntag im Jahreskreis des Lesejahres A. In der lutherischen Leseordnung wird es am letzten Sonntag des Kirchenjahres (Ewigkeitssonntag) als Sonntagsevangelium gelesen.
Durch ihren Schmuck kann man die Skulpturen zuordnen und unterscheiden. Die törichten Jungfrauen sind eher einfach ausgestattet, ihr einziger Schmuck ist die Krone. Die klugen Jungfrauen hingegen sind mit Ketten, Gürteln, Knöpfen und Kragen prunkvoller gestaltet, was auch ihre soziale Stellung kennzeichnet.
Im 13. Jahrhundert entwickelte sich eine neue Kleiderordnung, weil sich der Adel vom Bürgertum absetzen wollte, das sich zunehmend luxuriöse Kleidung leisten konnte. Die Kleiderordnung sollte auch der Aufrechterhaltung des städtischen Gemeinwohls dienen, das man durch übermäßigen Kleidungsaufwand gestört sah.[1] Die Kirche weigerte sich, das weltliche Kleidungsverhalten mitzumachen, und verbot daher ihren Nonnen und Priestern, weltliche Kleider zu tragen. Kleriker sollten Bescheidenheit und Demut zeigen, was dem Kirchgänger mit den schlichten Faltengewändern der Jungfrauen vermittelt wurde.
Die Darstellung der Magdeburger Jungfrauen wurde unter anderem vom Figurenpaar der Ecclesia und Synagoge beeinflusst, die an den Stirnseiten des Doppelportals des Straßburger Münsters stehen. Diese beiden Statuen stellen symbolisch Christentum und Judentum dar und verkörpern die Vollendung der christlichen Botschaft am Jüngsten Tag. Die Synagoge wird als verstoßene Braut betrachtet, während Ecclesia als neue Braut Christi angesehen wird, weil sie das Blut des verwundeten Christus mit einem Kelch auffängt. Mit der Kreuzigung des Christus endet die Herrschaft des Alten Bundes. Die Ecclesia ist der Synagoge zugeneigt. Die Synagoge hingegen hat den wahren Messias nicht erkannt. Um ihre Niederlage zu verdeutlichen, wird sie in mit einer Augenbinde und in abgewandter Haltung dargestellt. Ihr schlichter Kopfschmuck, die Krone, fällt herunter, der Aronstab ist zerrissen und die Gesetztafeln entgleiten ihrer Hand. Im Gegensatz zu Ecclesia trägt sie eher schlichten Schmuck. Ecclesia wird in Verbindung mit den fröhlichen, triumphierenden und prachtvoll ausgestatteten ‚Klugen Jungfrauen‘ gesetzt, die Synagoge mit den trauernden, klagenden ‚Törichten Jungfrauen‘. Die Charaktere der Klugen und der Törichten Jungfrauen versinnbildlichen Ecclesia und Synagoge. Die Straßburger Statuen stehen auf Kapitellkonsolen, die zehn Jungfrauen im Magdeburger Dom auf Blattkonsolen. An den Blattkonsolen wachsen zahlreiche Äste. Für die Klugen Jungfrauen wird Beifuß verwendet, für die Törichten Eichenlaub. Säulenfiguren auf Blattkonsolen findet man auch am Adamsportal des Bamberger Doms, wobei die Blattkonsolen der zehn Jungfrauen dem Papstgrab im Bamberger Westchor sehr ähneln.
In den letzten 750 Jahren wurden die Skulpturen wahrscheinlich nur zweimal überarbeitet. Die untersten Farbschichten sind auf das 13. Jahrhundert zurückzuführen, also in die Entstehungszeit der Plastiken. Die zweite Bemalung entstand zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert. Alle Skulpturen haben eine Bleiweiß-Grundierung. Das originale Erscheinungsbild gab dem damaligen Betrachter das Gefühl von Pracht, feinsten Farben und Reichtum, wobei keine Unterschiede in der Farbfassung zwischen den Törichten und Klugen Jungfrauen bestanden. Allerdings waren die Klugen Jungfrauen mit reichhaltigeren Schmuckelementen ausgestattet. Alle Skulpturen hatten rote Wangen und leuchtend gelbes bis braunes Haar. Schmuckelemente wie Gürtel oder Haarbänder waren blattvergoldet und mit roten, grünen und schwarzen Konturlinien verziert. Mäntel und Kleider waren vergoldet. Die nicht vergoldeten Gewandbereiche haben kräftige Farbtöne, wie Kupfergrün, Bleiweiß, Malachit, Zinnoberrot und Kupferblau, wobei die Mäntel oft ein kontrastfarbenes Futter besitzen. Formen wie Kreise, Vierecke und Rosetten verzieren die Außenseiten der Mäntel. Diese Variationen der Ornamente sollte eine Nachahmung zeitgenössischer Seidenstoffe sein. Die Gewandteile der einzelnen Skulpturen haben kräftige Farbkontraste, z. B. goldene oder blaue Kleider und rote und grüne Mäntel.
Die Skulpturen waren im Zweiten Weltkrieg im Nordturm vor Bombenangriffen geschützt eingelagert.[2]
Aufgrund des ungünstigen Standortes in der Paradiesvorhalle, einem Anbau des Magdeburger Doms, haben die Jungfrauen einen großen Teil ihrer prächtigen Farbgestaltung verloren. Die klimatischen Verhältnisse, die ähnlich einem Außenraum sind, ließen die Skulpturen stark verwittern. Deswegen sollen die Figuren nach Abschluss jüngster Restaurierungsarbeiten (2008) klimatechnisch in der Vorhalle des Doms besser platziert werden.[3]
Um die ursprüngliche Aufstellung der Figuren genau analysieren zu können, haben wissenschaftliche Forschungen ergeben, dass an den Rückseiten der zehn Jungfrauen an ihre senkrechten Kehlen, Dübel und Spuren von Klebemasse gefunden wurde. Dies weist darauf hin, dass sie ursprünglich für das Portal bestimmt waren. Auch die Blattkonsolen der Figuren stimmen mit den Figuren überein.
So sind die zehn Jungfrauen als Säulenfiguren angedeutet, da sie keine Standfläche besitzen. Ursprünglich sollten die Figuren für das Säulenportal bestimmt worden sein. Dafür spricht auch, dass die ursprüngliche Reihenfolge der Figuren so blieb und nicht verändert wurde. Es ist ein stetiger Bewegungsfluss der Figuren von innen nach außen, mit Hilfe von Mimik, Gestik, Gewanddrapierung und Schmuckgestaltung sichtbar. Jede einzelne Figur stellt Stadien der Gefühlsregung dar. Das Säulenportal wurde rekonstruiert und nach und nach zu einem Figurenportal umgewandelt. Das älteste Säulenportal, das mit Statuen vorhanden war, datiert um 1240/1250 am Querhaus des Magdeburger Doms. Später wurden die Figuren an der Außenseite der Paradiespforte des Nordquerhauses des Magdeburger Doms platziert.
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