Didot-Perceval
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Mit dem Terminus Didot-Perceval (Modena-Perceval oder Prosa-Perceval) bezeichnen Romanisten den dritten Teil des sogenannten „Kleinen Gral-Zyklus“.[2] Die philologische Tradition schreibt diese Trilogie Joseph-Merlin-Perceval dem Trouvère Robert de Boron zu. Sie entstand um 1200.[3]
„Der sogenannte Didot-Perceval bildet den Abschluss der Prosaromane Joseph von Arimathia und Merlin. Der Didot-Perceval ist zusammen mit dem Prosajoseph und dem Prosamerlin überliefert.“
Jüngere Forscher stellen die Autorschaft Robert de Borons in Zweifel und sprechen deshalb von einem „Pseudo-Robert de Boron“.[5]
Der Romanist Patrick Moran vertritt die These, dass der Robert de Boron zugeschriebene Dreiteiler „Joseph-Merlin-Perceval“ ein Konstrukt neuzeitlicher Romanisten sei, die durch Studium, Vergleich und Edition mittelalterlicher Texte darin geübt seien, in langen mittelalterlichen Handschriften „patterns“, Strukturen, zu erkennen. Für mittelalterliche Leser habe es sich nur um einen „Zweiteiler“ gehandelt, einen kurzen Joseph und einen langen Merlin, und nicht um einen Dreiteiler.[6]
Dieser Dreiheit, „Joseph-Merlin-Perceval“, kommt in der Literaturgeschichte ein besonderer Stellenwert zu, denn sie ist der erste französische Prosa-Roman und zugleich die erste prosaische Artuserzählung.[7]
Nur zwei altfranzösische Manuskripte sind erhalten, welche den „Prosa-Perceval“ überliefern, das Manuscrit-Didot der BnF und das Manuskript der Biblioteca Estense Universitaria di Modena, E. 39. Die zuerst entdeckte Handschrift trägt nach dem Familiennamen seines ehemaligen Besitzers die Bezeichnung Manuscrit-Didot.[8]
Der traditionell an die Handschriftbezeichnung angelehnte Titel „Didot-Perceval“ vermeidet eine Verwechslung dieses „Prosa-Percevals“, des dritten Teils der Pseudo-Robert-Boron-Trilogie, mit Chrétien de Troyes’ Versroman Perceval oder Li Contes del Graal.