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gezielte Verbreitung falscher oder irreführender Informationen mit dem Ziel der Täuschung und Manipulation Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Desinformation (Zusammensetzung[1] aus des- lat. dē‑ „ab-, weg-, fort-, herab-“[2] und Information von lat. īnformātio „Auskunft, Benachrichtigung“ bzw. īnformāre „bilden, befähigen, unterrichten“[3]) wird das gezielte Verbreiten von Informationen genannt, dessen Ziel ist, die Gesellschaft, einzelne Gruppen oder Einzelpersonen im Sinne politischer oder wirtschaftlicher Interessen zu täuschen.[4] Selten bezeichnet „Desinformation“ auch die beschriebene (als Täuschungsversuch betrachtete) Falschinformation selbst (beispielsweise „schädliche Desinformationen verbreiten“).[5] Die dazu übermittelte Information ist nicht nur nach objektiven Maßstäben unwahr, sondern wird vom Urheber bewusst zum Zweck der Täuschung in die Welt gesetzt.[6] Die Desinformation kann etwa über Massenmedien verbreitet werden, wobei man auch von Medienmanipulation spricht. Die Desinformation ist entweder direkte Lüge oder besteht indirekt aus subtiler Unterdrückung, Verschweigen oder Ablenken von überprüften Fakten.
In zahlreichen Gebieten von Politik und Wirtschaft werden Desinformationen gezielt eingesetzt. So besitzen viele Geheimdienste eigene Abteilungen für die Fälschung und Verbreitung von Informationen. Im militärischen Bereich werden Desinformationen zur Täuschung des Gegners eingesetzt, etwa um ihn durch falsche Informationen über eigene Truppenstärken oder deren räumliche Verteilung zu fehlerhaften Entscheidungen zu leiten. Verbraucher werden durch Verbreitung von Gerüchten oder öffentlich zugängliche falsche Informationen dahingehend beeinflusst, Produkte eines Mitbewerbers nicht zu kaufen.
2024 kam der Weltrisikobericht des World Economic Forum, für den rund 1500 Experten befragt wurden, zum Ergebnis, dass über den Zeitraum von zwei Jahren betrachtet Desinformation und Falschinformationen noch vor dem Klimawandel das größte globale Risiko für die Gesellschaft darstelle.[7]
Desinformation kann in der Öffentlichkeitsarbeit von staatlichen Stellen (z. B. Geheimdienst oder Militär), von politischen Parteien und Gruppen, von Lobbygruppen oder von Einzelpersonen vorkommen. Ziel ist Täuschung der Bevölkerung, Stimmungsmache oder Verwirrung des Gegners.
Am 11. Januar 1923 beschloss das Politbüro des ZK der KPR(B) ein unter der Leitung des sowjetischen Staatssicherheitsdienstes GPU stehendes Büro für Desinformation einzurichten. Hierbei entstand ein Konflikt mit dem sowjetischen Außenministerium, das bereits die Kompetenz für Desinformationskampagnen für sich beanspruchte.[8]
Der russische Generalstabschef Waleri Wassiljewitsch Gerassimow schrieb im Februar 2013 in einem Essay für die Wochenzeitung Woenno-Promyschlennyi Kur’er („Militärisch-Industrieller Kurier“): „Kriege werden nicht mehr erklärt, und wenn sie einmal begonnen haben, verlaufen sie nach einem ungewohnten Muster.“ Nicht-militärische Mittel seien bedeutender denn je, in bestimmten Fällen sogar bedeutender als Waffen. Als nicht-militärische Mittel nennt Gerassimow explizit die Kommunikation. Kriege gewinne nicht, wer mehr Waffen besitzt. Kriege gewinne, wer die Informationen steuert.[9]
Als gängige Beispiele für Desinformation gelten unter anderem:
Auch auf Wikipedia können Desinformationen verbreitet werden. Als bekanntes Beispiel im englischsprachigen Raum gilt der englische Wikipedia-Eintrag des Journalisten John Seigenthaler, in welchem zeitweise behauptet wurde, er sei „direkt in das Kennedy-Attentat verwickelt“ gewesen.[10]
Die Einordnung der Information als Desinformation ist bezüglich vieler interpretativer Sachverhalte stark abhängig vom jeweiligen sozio-kulturellen Kontext, was eine automatisierte Detektion in Internet und sozialen Netzwerken erschwert. Laut Alexander Schindler, leitender Forscher am Austrian Institute of Technology, handelt es sich um ein schwaches Konzept: „Desinformation ist kaum definierbar. Die Definition ist von so vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel politischen oder religiösen Ansichten, dass eine einheitliche oder standardisierte Kennzeichnung kaum möglich ist.“[18]
Auch können wahre Informationen unter dem Begriff Desinformation fallen, sofern sie selektiv Tatsachen hervorheben (Cherry Picking) oder in einen gewünschten Kontext setzen (Framing). Die Definition dessen, was Desinformation ist, ist in solchen Fällen daher subjektiv.
Desinformation unterscheidet sich vom benachbarten Begriff Propaganda, also der gezielten und einseitigen Kommunikation zur Verfolgung eines bestimmten Ziels von Kommunikatoren. Im weiteren Sinne ist Desinformation auch die gezielte Überversorgung mit – aus der Rezipientenperspektive – nutzlosen Informationen, welche die wichtigen Informationen überdecken sollen. Im Gegensatz zu Desinformation muss Propaganda nicht Falschinformation enthalten.[19]
Desinformation und Fehlinformation (auch Falschinformation) sind nicht dasselbe. Eine Fehlinformation ist eine unrichtige oder irreführende Information.[20] Diese wird im Gegensatz zu Desinformation ohne manipulativen Hintergrund weitergegeben. Bei einer Desinformation handelt es sich hingegen um eine bewusste Täuschung, bei der Fehlinformation wird die unwahre Information unabsichtlich verbreitet.[21]
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