Dali-Mensch
hominines Fossil Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Dali-Mensch (chinesisch 大荔人, Pinyin Dàlìrén, englisch Dali Man, – „Homo sapiens daliensis“) wird ein 1978 im Kreis Dali der bezirksfreien Stadt Weinan der chinesischen Provinz Shaanxi entdeckter, gut erhaltener fossiler Schädel eines männlichen Jugendlichen bezeichnet.
Der Dali-Mensch stammt aus einer Epoche zwischen den Peking-Menschen und dem Dingcun-Menschen und spielt eine Schlüsselrolle in der vor allem von chinesischen Forschern vertretenen Theorie, der zufolge sich der moderne Mensch nicht allein in Afrika aus Homo erectus entwickelt habe („Out-of-Africa-Theorie“), sondern gleichzeitig in mehreren Erdteilen („Multiregionaler Ursprung des modernen Menschen“).
Der Schädel wurde 1978 im westlichen Teil von Dali in der Nähe des Dorfes Jiefang[1] in einer aus feinem Kies bestehenden Geröllschicht des unteren Teiles der dritten Terrasse des Flusses Luo He (Luò Hé) entdeckt.[2] Der Fundort des Dali-Menschen, die Tianshuigou-Stätte (甜水沟遗址 Tianshuigou yizhi; engl. T’ien-shui-kou site), steht seit 2006 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China. Der Fund selbst wird im Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking aufbewahrt und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.[3]
Der Schädel ist – im Unterschied zu vielen anderen Funden von Hominini in China – fast vollständig erhalten; es fehlt allerdings der Unterkiefer. Durch die Überdeckung mit jüngeren Schichten ist der Schädel etwas zerdrückt, der Oberkiefer und das Gaumendach sind etwas verschoben. Ein größerer Teil des rechten Scheitelbeins fehlt, ebenso die Oberkieferzähne und der linke Jochbogen. Zusammen mit dem Schädel wurden Ochsenzähne und einige Steinwerkzeuge geborgen, vor allem Schaber.[3]
Der Schädel weist der Erstbeschreibung zufolge Merkmale von Homo erectus auf, insbesondere einen Schädelwulst und die vergleichsweise starken Überaugenwülste. Andere Merkmale ähneln denen des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), so das Gesicht mit den nur wenig hervortretenden Wangenknochen und flachen Nasenknochen. Das Schädelvolumen ist mit 1100 bis 1200 cm³ etwas kleiner als das des Homo sapiens, entspricht jedoch den aus Europa bekannten Funden des späten Homo heidelbergensis. Die Anatomie des Schädels und die Form des Schädeldaches unterscheiden sich von frühen europäischen Hominini-Funden wie denen aus Petralona und Atapuerca ebenso wie von Neandertaler-Schädeln; Ähnlichkeiten bestehen mit dem sogenannten Yunxian-Mensch.[4]
Von seinen chinesischen Bearbeitern wurde das Fossil 1981 aufgrund der „modernen“ Merkmale als archaischer Homo sapiens gedeutet.[5]
1994 ergab die Uran-Blei-Datierung eines Rinderzahns, der im selben Schichtzusammenhang wie der Schädel gefunden worden war, ein mutmaßliches Alter von 209.000 ± 23.000 Jahren.[6] 2002 wurde das Fossil erneut indirekt datiert, mittels Thorium-Datierung des Zahns von einem Wollnashorn, und ein Alter von 300.000 bis 260.000 Jahre ermittelt.[7] Eine Datierung der Löss-Schicht, aus der das Fossil geborgen worden war, ergab 2002 ein mutmaßliches Alter von 270.000 Jahren.[8] Der Schädel ist demnach ungefähr gleich alt wie der europäische Homo steinheimensis, eine Übergangsform von Homo heidelbergensis zum Neandertaler, der zudem ein vergleichbares Schädelvolumen aufweist. Der Paläoanthropologe Chris Stringer wies im Jahre 2012 darauf hin, das Fossil könne möglicherweise zu den Denisova-Menschen gehören.[9]
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