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US-amerikanische Kettenfahrzeuge für den Transport von Trägerraketen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Crawler-Transporter (offizielle englische Bezeichnung: Missile Crawler Transporter Facilities)[1] sind zwei Gleiskettenfahrzeuge für den Transport von Raketen auf den Mobile Launcher Platforms vom Vehicle Assembly Building (VAB) der NASA entlang des Crawlerway zu den Startplätzen 39A und B des Kennedy Space Center.
Die Crawler übertreffen mit ihren Ausmaßen die bis dahin größten Fahrzeuge wie die Kohleschürfbagger Bagger 293, den Big Muskie oder The Captain, sie gelten als die größten und schwersten selbstfahrenden Bauwerke der Welt.[2][3] Zwar sind einige Schaufelradbagger wie der Bagger 288 größer, jedoch wird diesen die zum Betrieb notwendige Energie von Außen zugeführt. Beide Crawler wurden am 21. Januar 2000 in die Liste des National Register of Historic Places der USA aufgenommen.[1]
Große Raketen und das Space Shuttle wurden bereits in der Montagehalle (Vehicle Assembly Building oder VAB) auf einem mobilen Starttisch montiert. Bei einigen Raketen wie etwa der Saturn V wird bzw. wurde auch der Versorgungsturm auf dem Starttisch montiert. Anschließend wird der Crawler in der Montagehalle unter den Starttisch gefahren. Durch anheben der Crawlerplattform wird der Starttisch aufgenommen. Während der Fahrt zur Startrampe versorgt der Crawler die Startplattform samt Rakete und Startturm mit Energie. Der Startplatz wird lasergesteuert angesteuert, die Plattform ausgerichtet und abgesetzt. Anschließend fährt der Crawler auf eine Warteposition außerhalb des Sicherheitsbereichs zurück, für den Fall, dass Startvorbereitungen oder der Start selbst abgebrochen und die Rakete wieder in die Montagehalle zurückgebracht werden muss.
Jeder der Crawler-Transporter ist 40 m lang und 35 m breit, bei einer Höhe von 7,6 m und einer Eigenmasse von 2721 t. Sie rollen auf acht Kettenlaufwerken, je einem Paar an seitlichen Auslegern an den Fahrzeugecken.[4] Jede der Ketten besteht aus 57 Gliedern mit einem Gewicht von jeweils 900 kg. Angetrieben werden die Ketten von 16 Elektromotoren mit je 280 kW. Das Lenken der Fahrzeuge erfolgt durch drehen der Laufwerkpaare mittels Hydraulikzylinder. Die Stromversorgung der 16 Antriebsmotoren übernehmen zwei ALCO-251C-16-Zylinder-Dieselgeneratoren mit je zwei Gleichstromgeneratoren mit je 1000 kW Leistung. Zwei Cummins 16-Zylinder-Dieselgeneratoren mit je 1500 kW versorgen Hydrauliksteuerung, Beleuchtung und Bordsysteme mit Wechselstrom. Zwei weitere Dieselgeneratoren mit je 150 kW dienen zur Versorgung der Nutzlast (Startplattform, Rakete und Startturm) während des Transports mit Wechselstrom.[5]
Auf dem Chassis der Crawler mit Maschinenräumen und Kontrollraum befindet sich eine Plattform mit vier Aufnahmepunkten für die Nutzlast. Die Oberfläche der Plattform lässt sich mittels hydraulischen Nivellierungssystemen von 6,1 bis 7,9 m über dem Boden anheben, um die Nutzlast aufnehmen und absetzen zu können. Das lasergesteuerte Nivelliersystem ist zudem in der Lage, während der Fahrt Bodenunebenheiten oder Steigungen von bis 5 % mit einer Genauigkeit von 10 Winkelminuten auszugleichen, was etwa 0,16° oder 30 cm an der Spitze der 110 m hohen Saturn-V-Rakete entsprach.[6][7] Die Steuerung des Crawlers und das Ausrichten der Startplattformen an den Startrampen vor dem Absetzen erfolgen ebenfalls lasergesteuert.
Bedient werden die Crawler von einer rund dreißigköpfigen Crew aus Ingenieuren und Technikern.[8] Gefahren werden sie von einem Kontrollraum im Chassis und gelenkt von zwei diagonal an den jeweils in Fahrtrichtung rechten Ecken angeordneten Fahrständen, was direktes Vorwärts- und Rückwärtsfahren ermöglicht, ohne dass das Fahrzeug dazu gewendet werden muss. Die Höchstgeschwindigkeit liegt beladen bei 1,6 km/h, unbeladen bei 3,2 km/h. Die durchschnittliche Fahrzeit vom VAB entlang des Crawlerway zum Launch Complex 39 beträgt ungefähr fünf Stunden.[4][9] Die Kraftstofftanks der Crawler fassen je 19.000 Liter Diesel, der Verbrauch liegt bei 353 Liter pro Kilometer.[4][10]
Die zwei Transporter wurden von der Marion Power Shovel Company und Rockwell International entwickelt und hergestellt, ursprünglich für den Transport der Saturn-IB- und der Saturn-V-Raketen. Die Fahrzeuge wurden in vorgefertigten Komponenten zum Kennedy-Space-Center geliefert und vor Ort montiert. Die Gesamtkosten betrugen 14 Mio. US-Dollar.[10]
Seit ihrer Indienststellung im Jahr 1965 sind die inoffiziell „Hans“ und „Franz“ genannten Crawler am Kennedy Space Center stationiert.[11] Der erste Einsatz war am 25. Mai 1966, als eine Saturn-V-Attrappe mit entsprechender Größe und Masse von der Montagehalle zum Startplatz transportiert wurde.[12] Nach den Apollo-, Skylab- und Apollo-Sojus-Programmen wurden sie von 1981 bis 2011 für die Transporte der Space Shuttles genutzt.[13] Bis 2004 legten sie eine Strecke von insgesamt mehr als 5500 km zurück.[8]
2003 wurden beide Crawler grundlegend technisch modernisiert, sie erhielten neue Motorenleitstände, Hydraulikpumpen, Kühlsysteme für Motoren und Hydraulikpumpen und Maschinenraumbelüftungen. Dabei wurden auch die Elektroinstallation und die Kabinen der Fahrstände ausgetauscht.[8] 2012 bis 2017 wurde Crawler 2 modernisiert und als „Super-Crawler“ auf die gestiegenen Anforderungen der wesentlich schwereren Rakete Space Launch System angepasst. Dabei wurden relevante Strukturen des Fahrzeugs verstärkt, leistungsfähigere Wälzlager samt Schmiersystem, größere Hydraulikzylinder zum Anheben und Nivellieren des Chassis und leistungsfähigere Bremsen. Ebenso wurden Lenkarme und Steuerzylinder der Kettenlaufwerke und die Getriebe der 16 Antriebsmotoren überholt.[14] Die alten White-Superior 8-Zylinder 794-kW-Dieselgeneratoren für die Versorgung der Bordsysteme wurden durch zwei Cummins 480-Volt-Dieselgeneratoren mit 1500 kW ersetzt.[5] Durch diese Maßnahmen wurde die Tragfähigkeit von 5400 auf 8200 t erhöht.[10] Es ist geplant, Crawler 2 damit mindestens bis in die Mitte der 2030er Jahre einsatzfähig zu halten.[15]
Crawler 1 wird weiterhin für den Transport von kleineren Raumfahrzeugen von kommerziellen Betreibern eingesetzt.
Die Crawler-Transporter erschienen bereits in einigen Fernsehserien und Filmen, beispielsweise in:
Ähnliche Fahrzeuge wurden im Film Pacific Rim aus dem Jahr 2013 für den Transport und den Start von Jaegers eingesetzt. In dem Videospiel-Add-On „Broken Steel“ in Fallout 3 haben die Überlebenden der US-Regierung eine mobile Basis auf einem stark umgebauten Crawler aufgebaut, ebenso werden in Sid Meier's Alpha Centauri verschiedene Fahrzeuge verwendet, die auf Crawler-Transportern basieren.
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