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Die chinesisch-südkoreanischen Beziehungen bezeichnen die bilateralen Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der Republik Korea (Südkorea). Kontakte zwischen dem Kulturraum China und der koreanischen Halbinsel lassen sich um mehr als zwei Jahrtausende zurückverfolgen und die Kultur Chinas hatte einen großen Einfluss auf die koreanische Kultur. Nach der Teilung Koreas 1945 erkannte die Volksrepublik China nur die Demokratische Volksrepublik Korea (Nordkorea) an, während Südkorea seinerseits die Republik China (Taiwan) anerkannte. Erst im Jahre 1992 nahmen beide Länder schließlich diplomatische Beziehungen auf, womit Südkorea das letzte Land in Asien war, das die Volksrepublik China anerkannte. Seit den 1990er Jahren haben sich enge Wirtschaftsbeziehungen entwickelt. Die Volksrepublik China ist der größte Handelspartner für Südkorea und ein wichtiger Absatzmarkt für die Chaebol geworden. Durch die engen Kontakte der Volksrepublik nach Nordkorea, während Südkorea gleichzeitig ein Verbündeter der USA ist, blieben die politischen Beziehungen allerdings nicht frei von Konflikten. Von der Stationierung des amerikanischen Raketenabwehrsystems Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) in Südkorea 2017 fühlte sich China bedroht und reagierte mit einer Reihe von diplomatischen und wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen, die die Beziehungen beider Staaten anhaltend belasteten. Das Image der Volksrepublik China hat deshalb Schaden erlitten und bei einer Umfrage aus dem Jahre 2023 hatten 77 Prozent der Südkoreaner ein negatives Bild von China.[1]
Volksrepublik China | Südkorea |
Beide Nationen sind durch eine gemeinsame Geschichte verbunden, die Überschneidungen in der Küche, der Religion, eine gemeinsame Schrift und ein gemeinsames Rechtssystem sowie verwandtschaftliche Beziehungen umfasst, die Tausende von Jahren zurückreichen. Vor allem während der Song- und Ming-Dynastie, welche enge Handels- und diplomatische Beziehungen mit Goryeo bzw. der Joseon-Dynastie unterhielten, waren die Kontakte eng. Unter der mongolischen Yuan-Dynastie versuchten koreanisch-chinesische Flotten zweimal Japan zu erobern, diese gingen allerdings in Stürmen unter, bevor sie ihr Ziel erreichen konnten. Ab 1592 versuchte Japan unter Toyotomi Hideyoshi die Ming-Dynastie anzugreifen und besetzte Korea. Der Ming-Kaiser entsandte Truppen, um die koreanische Joseon-Dynastie gegen die Invasoren zu unterstützen. Die Japaner mussten sich schließlich 1598 aus Korea zurückziehen. Korea blieb schließlich bis ins 19. Jahrhundert ein eng an China angelehnter Staat, der Tribut an den Kaiser von China entrichtete. Mit dem Vertrag von Shimonoseki 1895 wurde das Kaiserreich Korea schließlich ein von China unabhängiger Staat unter japanischem Einfluss. 1910 wurde Korea von Japan annektiert und blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine japanische Kolonie. Als die koreanische Halbinsel vom kaiserlichen Japan kolonisiert wurde, erhielt die provisorische Regierung der Republik Korea im Exil in Shanghai und später in Chongqing die Unterstützung Chinas.
Nach dem Ende der japanischen Besatzung Koreas kam es 1945 zur Teilung der Halbinsel in einen mit der Sowjetunion und China verbündeten Norden und einen mit den USA verbündeten Süden. Die neu gegründete Volksrepublik China nahm zwischen 1950 und 1953 am Koreakrieg teil und entsandte im Oktober 1950 knapp 3 Millionen Soldaten, um gegen die Truppen Südkoreas und denen der Vereinten Nationen zu kämpfen, welche von den USA angeführt wurden. Die Chinesen vertrieben die UN-Truppen erfolgreich aus Nordkorea, doch ihre eigene Offensive im Süden wurde zurückgeschlagen. Der Krieg endete 1953 mit einem Waffenstillstandsabkommen am 38. Breitengrad. Da die Volksrepublik China mit Nordkorea 1961 ein militärisches Beistandsabkommen geschlossen hatte und Nordkorea als einzige legitime Regierung Koreas anerkannte, blieben die Beziehungen Südkoreas zu China feindselig. Erst infolge der Reform- und Öffnungspolitik ab 1978 unter Deng Xiaoping begann China schließlich die Existenz zweier koreanischer Staaten zu akzeptieren und etablierte informelle Kontakte nach Südkorea. Auch ohne offizielle Beziehungen hatte Chinas Handel mit Südkorea bereits 1988 den mit dem kommunistischen Bruderstaat Nordkorea übertroffen.[2]
Im August 1992 wurden formelle diplomatische Beziehungen zwischen Seoul und Peking aufgenommen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Friedensvertrag unterzeichnet, mit dem die Feindseligkeiten zwischen Südkorea und China infolge des koreanischen Waffenstillstandsabkommens von 1953 offiziell für beendet erklärt wurden.[3] In den 1990er Jahren wurden die bilateralen Beziehungen beider Staaten deutlich intensiviert und die offizielle gegenseitige Anerkennung begünstigte vertiefte wirtschaftliche und kulturelle Kontakte. China unterstützte die 1998 begonnene Sonnenscheinpolitik von Kim Dae-jung gegenüber Nordkorea. Beide Staaten vereinbarten 1998 und 2003 Partnerschaften zur verstärkten Kooperation und kooperierten als Teil der Sechs-Parteien-Gespräche, um eine Lösung für das Atomprogramm Nordkoreas zu finden. Die Zeit von 1998 bis 2008 stellte eine Hochphase der bilateralen Beziehungen dar. Als 2008 der konservative Lee Myung-bak zum Präsidenten Südkoreas gewählt wurde, verschlechterten sich die Beziehungen zu China, da dieser der Sicherheitsallianz mit den USA Priorität einräumte.[2]
Die Intensivierung des nordkoreanischen Atomprogramms und eine Reihe von nordkoreanischen Provokationen verstärkten das Misstrauen Südkoreas gegenüber China und stärkten die Beziehungen zu den USA. Nach dem Amtsantritt von Park Geun-hye 2013 erwärmten sich die Beziehungen kurzzeitig, als beide Länder eine gemeinsame Position gegenüber Japan einnahmen, mit dem beide Länder belastete historischen Beziehungen haben. 2015 wurde ein Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern abgeschlossen.[2] Ende 2016 kündigten die Vereinigten Staaten und Südkorea die Stationierung der Raketenabwehrsystems THAAD an, um auf die atomare Bedrohung durch Nordkorea zu reagieren, was für Entsetzen in Peking sorgte, da man um die eigene nukleare Abschreckungsfähigkeit fürchtete und die Stationierung als eine gegen die eigenen Interessen gerichtete Maßnahme ansah.
Chinas Botschafter in Südkorea, Qiu Guohong, warnte, dass die Stationierung des THAAD die Beziehungen zwischen China und Südkorea „zerstören“ könnte.[4] Mit dem Ziel der Entspannung hielten China und Südkorea am 5. September 2016 im ostchinesischen Hangzhou ein Gipfeltreffen zwischen Xi Jinping und Park Geun-Hye, ab, um das Thema THAAD zu erörtern. Südkorea betonte dabei erneut, dass das System nicht gegen China gerichtet sei.[5] Nach der Entscheidung Südkoreas im Jahr 2017, die Stationierung von THAAD im Land zu akzeptieren, hat die chinesische Regierung, obwohl sie sich vor formellen Sanktionen und Maßnahmen scheute, ihre Bürger über die offiziellen Medien aufgefordert, ihren Unmut über Südkorea zum Ausdruck zu bringen.[6] Chinesische Bürger durften sich versammeln und protestieren. Die Medien berichteten von Boykotten südkoreanischer Produkte wie Hyundai-Autos, von der Entfernung südkoreanischer Waren aus den Supermarktregalen und von Touristen und Reiseunternehmen, die ihre Reisen nach Südkorea stornierten.[7] Nachdem beim südkoreanischen Unternehmen Lotte Verfehlungen gegen die lokalen Brandschutzbestimmungen „entdeckt“ wurden, mussten es einen großen Teil seiner Supermärkte in China schließen.[8] Der Boykott schloss auch den kulturellen Bereich ein mit mehrjährigen Auftrittsverboten für südkoreanische Künstler und einem Bann südkoreanischer Filme und Fernsehsendungen.[9] Das Ansehen Chinas in Südkorea hat sich dadurch deutlich verschlechtert.[1]
Zwischen beiden Gesellschaften bestehen uralte Kulturbeziehungen. Durch über Jahrhunderte bestehende Kulturkontakte kamen Buddhismus und Konfuzianismus nach Korea und prägten die dortige Gesellschaft. Das chinesische Zeichensystem, das auf Koreanisch als Hanja bekannt ist, wurde durch die Verbreitung des Buddhismus während der Tang-Dynastie in Korea eingeführt. Hanja wurde als einziges koreanisches Schriftsystem verwendet, bis Sejong der Große im 15. Jahrhundert die Erfindung des Hangul förderte, welches sich von den chinesischen Schriftzeichen unterscheidet. Auch die chinesische Beamtenprüfung und Teile der Staatsorganisation wurden aus China übernommen. Dieser große chinesische Einfluss auf die Kultur hat zu sensiblen Diskussionen geführt. So wird die koreanische Kultur von vielen Chinesen als Ableger der eigenen angesehen, während die Südkoreaner ihre kulturelle Eigenständigkeit betonen. So musste eine Fernsehserie über das alte Korea 2021 nach zwei Folgen abgesetzt werden, da Figuren in der Serie klassisch chinesische Lebensmittel konsumierten, was für Aufregung in den sozialen Netzwerken sorgte. Im selben Jahr führte die mögliche Errichtung eines chinesischen Themenparks zu einer Petition mit 700.000 Unterschriften, was den Bau verhinderte.[10]
Die chinesischen historischen Ansprüche auf Goguryeo haben zu Spannungen zwischen Korea und der VR China geführt.[11] Die Chinesische Akademie der Wissenschaften hat 2004 mit dem Nordost-Projekt begonnen, einem umstrittenen Forschungsprojekt, bei dem Goguryeo als chinesischer Tributstaat bezeichnet wurde. Als das Projekt bekannt wurde, löste es in Südkorea einen massiven Aufruhr aus. Das chinesische Projekt wurde Berichten zufolge als Reaktion auf den Anspruch einiger Südkoreaner auf Chinas nordöstlichen Provinzen (wo eine koreanische Minderheit lebt) und auf Nordkoreas UNESCO-Antrag, die Wandmalereien der Koguryo-Grabstätten als Weltkulturerbe zu registrieren, gestartet.[12][13] Um dem Nordost-Projekt entgegenzuwirken, rief die südkoreanische Regierung die Koguryo-Forschungsstiftung ins Leben und schrieb 2007 die koreanische Bronzezeit in den Geschichtsbüchern auf das Jahr 2000 v. Chr. statt auf 1000 v. Chr. um.[14][15] Die Spannungen um Goguryeo betreffen auch den Berg Paektusan, der von südkoreanischen Aktivisten als koreanisches Territorium bezeichnet wurde und ein beliebtes Ziel für südkoreanische Touristen ist.[16]
Im 21. Jahrhundert ist die koreanische Popkultur in Form von Filmen, TV-Seifenopern und Popmusik im Rahmen der koreanischen Welle populär geworden. Mit den Spannungen zwischen beiden Ländern ab 2017 haben diese Kulturbeziehungen gelitten und koreanische Kulturexporte nach China wurden begrenzt. Hallyu-Kulturveranstaltungen wurden abgesagt, koreanische Schauspieler mussten ihre Arbeit aufgeben und koreanische Medien durften nur in begrenztem Umfang nach China exportiert werden. Das Verbot wurde später wieder aufgehoben.[9]
Der bilaterale Warenaustausch hatte 2021 ein Volumen von knapp 300 Milliarden US-Dollar und ist eine der weltweit bedeutendsten bilateralen Handelsbeziehungen. China ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Südkoreas. Davon waren 158 Milliarden Dollar koreanische Exporte nach China und 140 Milliarden US-Dollar waren chinesische Exporte nach Südkorea. Damit zählte Südkorea zu den wenigen Ländern mit einem Handelsbilanzüberschuss gegenüber der Volksrepublik China.[17]
Die Länder haben 2015 ein bilaterales Freihandelsabkommen abgeschlossen und seit 2022 ist Südkorea Teil der größeren asiatischen Freihandelszone Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP). Südkorea ist auch der Neuen Seidenstraße und der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank beigetreten.
Im Juni 2023 erhob die südkoreanische Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen ehemaligen Manager von Samsung Electronics, weil er Geschäftsgeheimnisse seines früheren Arbeitgebers gestohlen und verwendet hatte, um zu versuchen, eine Halbleiterfabrik in China nachzubauen.[18]
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