Centre Le Corbusier
Museum in Zürich (Schweiz) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Heidi Weber Museum – Centre Le Corbusier, neu Pavillon Le Corbusier, ist das letzte vom Architekten Le Corbusier entworfene Gebäude, das er selbst als La Maison d’Homme (dt. «Das Mensch-Haus») bezeichnet hatte.[1] Fertiggestellt wurde es von Jean Prouvé. Der Gartenarchitekt Pierre Zbinden gestaltete die Umgebung. Initiantin, Finanzgeberin und Bauherrin des in den 1960er-Jahren entstandenen Künstlerhauses war Heidi Weber.[2] Mit dem Bau erfüllte sich ihre Vision, als Gesamtkunstwerk das bildnerische Œuvre des Künstlerarchitekten in einem von ihm selbst entworfenen Ausstellungspavillon einer breiten Öffentlichkeit präsentieren zu können.[3] Von 1967 bis 2014 wurde das Haus von ihr als Privatmuseum geleitet. Seit 2019 führt und bespielt das Museum für Gestaltung Zürich den Pavillon im Auftrag der Stadt Zürich über die Sommermonate als öffentliches Museum. Der Bau ist Le Corbusiers einziges in der deutschsprachigen Schweiz realisiertes Haus sowie – auf Heidi Webers ausdrücklichen Wunsch hin – sein einziges aus Stahl und Glas.[4] Es befindet sich in Zürich, an der Höschgasse, zwischen dem Hafen Riesbach und Zürichhorn.
Centre Le Corbusier, 21. September 2013 | |
Daten | |
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Ort | Höschgasse 8 8008 Zürich Schweiz |
Art |
Museum, Künstlerhaus
|
Architekt | Le Corbusier |
Eröffnung | 1967 |
Betreiber |
Heidi Weber
Stadt Zürich |
Leitung |
1967–2014 Heidi Weber
seit 2019 Museum für Gestaltung |
Website |
Das heute unbestrittene Baudenkmal ist integral denkmalgeschützt.[5][6][7] Mit der KGS-Nr. 10053 wurde das Künstlerhaus in der Schweiz als Kulturgut von nationaler Bedeutung registriert.[8]
Anlässlich der Ausstellungseröffnung Le Corbusier – Architektur, Malerei, Plastik im Kunsthaus Zürich vom 5. Juni 1957 entdeckte die Innenarchitektin und Galeristin Heidi Weber das damals noch wenig bekannte bildnerische Werk des Architekten Le Corbusier für sich.[9][10][11] Der Zürcher Architekt Willy Boesiger vermittelte ihr 1958 einen ersten Kontakt zum weltberühmten Künstler. Fortan realisierte Weber in ihrer Galerie Mezzanin am Neumarkt 28 jährlich zwei bis drei Ausstellungen mit dem facettenreichen Œuvre: Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Tapisserien und Skulpturen. Die Präsentationen wurden von Künstlerkatalogen begleitet. Die Innenarchitektin erhielt von Le Corbusier zudem die Rechte an vier seiner Sitzmöbel aus dem Jahr 1928 und startete eine Produktion der Sessel in Zürich. 1958 präsentierte sie in ihrer Galerie die ersten Stücke der Stahlrohrsitzmöbel. Deren Urheberschaft wird nach heutigen Erkenntnissen Le Corbusier, Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand zugewiesen. Dank Heidi Webers Initiative, die Designer-Stühle neu zu fabrizieren, wurden diese alsbald weltweit bekannt und erlangten den Status eigentlicher Ikonen im Bereich der Designer-Möbel.[12] Bereits im Jahr 1959 träumte sie von einem Haus, vom Architekten selbst entworfen, um darin das Gesamtkunstwerk des Universalgenies, wie sie Le Corbusier einstufte, für eine globale Vermittlung präsentieren zu können. 1960 erklärte sich Le Corbusier dazu bereit, für Heidi Weber die Pläne eines exemplarischen «Maison d’homme» zu zeichnen.[13][14][15]
«Von Le Corbusier zunächst in Beton gedacht, wird das Künstlerhaus dank der Überzeugungskraft von Heidi Weber in einer zukunftsweisenden, demonstrativ vorfabrizierten Konstruktion aus verschraubten Winkelprofilen ausgeführt, die auf ein 1950 zum Patent angemeldetes System für die serienmässige Herstellung von Ferienhäusern zurückgeht.»
Den ersten Entwürfen aus dem Jahr 1961 noch als Betonbau konzipiert, folgten im Jahr 1962 solche für ein Haus aus farbenfrohen Email-Paneelen, Stahl- und Glas-Elementen, wobei Le Corbuiser das von ihm entwickelte Proportionensystem Modulor anwandte.[3] Damit versuchte er, ein am Mass des Menschen orientiertes mathematisches Ordnungsprinzip zu erstellen und in der Architektur umzusetzen. Das Ausstellungsgebäude steht für einen radikalen Stilwechsel. Laut der Selbsteinschätzung von Le Corbusier sollte das Haus das kühnste werden, das er in seinem Leben je gebaut hat.[17]
Der Bau weckt Assoziationen mit einem Schiff, Flugzeug oder Tempel. Auf mehr als 600 Quadratmetern und über vier Geschosse hinweg gewährt das Ausstellungshaus unterschiedliche Ein-, Aus- und Durchblicke. Einen besonderen Akzent setzt das frei über dem eigentlichen Baukörper schwebende Dach, das die Besucher vor Sonne und Regen schützt und die Terrasse, die einen freien Blick auf den Zürichsee und das Zürichhorn erlaubt.
«Die schwebende Dachlandschaft ‹Parasol-Parapluie› wurde in Le Corbusiers letztem Bauprojekt erstmals realisiert.»
Das Centre Le Corbusier wurde von Weber auf öffentlichem Grund bei der Blatterwiese errichtet, einem beliebten Naherholungsgebiet direkt am Zürichsee. Die Stadt Zürich hatte ihr das Land für 50 Jahre im Baurecht abgetreten. Im Frühjahr 1964 war Baubeginn. Trotz zahlreicher Schwierigkeiten trieb sie die Arbeiten zügig voran. Wenige Wochen vor dem unerwarteten Tod von Le Corbusier drängte ihn Heidi Weber, die Ausführungspläne zu validieren.[19] Durch Le Corbusiers Ableben kam das Projekt vorerst ins Stocken, für den Abschluss musste ein neues Projektteam aufgestellt werden. 1967 konnte die Bauherrin das Gebäude als Centre Le Corbusier – Heidi Weber Museum eröffnen. Ihre Vision, als Synthese der Künste ein Haus von und für Le Corbusier, sein Werk und Wirken, zu haben und bespielen zu können, erfüllte sich.[3]
Im Inneren war bis Mai 2014 das Heidi Weber Museum – Centre Le Corbusier untergebracht, in dem die Innenarchitektin, Galeristin, Kunstsammlerin und Verlegerin Heidi Weber das Leben und Werk Le Corbusiers mit Objekten aus ihrer Privatsammlung mit Ausstellungen aus unterschiedlichen Perspektiven präsentierte. Die Gesamtheit aus Architektur, Inneneinrichtung, Möbeln, Gemälden und Skulpturen aus Webers Sammlung von Le Corbusiers Werken aus 50 Jahren vermittelte diesen als Universalgenie. Zudem fanden unter ihrer Federführung zahlreiche Symposien und Vortragszyklen statt.
Aussenansicht des Heidi Weber Museum – Centre Le Corbusier mit Modulor, Pavillon Zürichhorn für Heidi Weber, Zürich |
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René Burri. Magnum, 1967 |
Fotografie |
eMuseum. Museum für Gestaltung Zürich. Archiv Zürcher Hochschule der Künste, Zürich |
Mit dem Heimfall des Baurechts an die Stadt Zürich wurde diese nach Ablauf der 50-jährigen Nutzung durch Heidi Weber im Mai 2014 die Besitzerin des Künstlerhauses, nachdem Heidi Weber auf einen Rückbau oder eine Entschädigung, beides zugunsten einer von der Stadt zu gründenden Stiftung, verzichtet hatte.[21][22] Im Mai 2016 zog Weber ihre Sammlung aus dem Haus ab.[23] Grund war die Nichteinhaltung der Vereinbarungen durch die Stadt Zürich, wozu Weber am 28. Januar 2017 in einem offenen Brief an die Stadtpräsidentin Mauch ihre Sichtweise darlegte.[24] Ein Streitpunkt war auch die bestehende Beschriftung Heidi Weber Haus von Le Corbusier. Die Stadt wollte für den öffentlichen Auftritt den Namen Pavillon Le Corbusier benutzen.[25]
Unter der Leitung der Architekten Silvio Schmed und Arthur Rüegg wurde der Bau von Oktober 2017 bis Februar 2019 umfassend renoviert und instandgesetzt. Bei der Bestandsaufnahme durch die Architekten zeigte sich ein enormer Sanierungsbedarf. Die Hülle des Bauwerks war nicht mehr dicht. Das betraf nicht nur das in Beton ausgeführte Untergeschoss, das im Grundwasser stand, sondern auch die verschraubte Stahlrahmenkonstruktion, in die die Glas- und Emailpaneele der Fassade eingesetzt sind. Während der Voruntersuchungen hatte sich zudem herausgestellt, dass die Anstriche der Stahlschirme des Daches extrem schadstoffbelastet waren. Die PCB-Werte lagen bis zu 250 Mal über den Grenzwerten. Die kontaminierten Flächen wurden daher im Unterdruck einer luftdichten Einhausung sandgestrahlt.
Die Bodenheizung hatte bereits 1982 unrettbar den Dienst eingestellt. Da die Heizkreise in den Beton eingegossen worden waren, war eine Reparatur nicht möglich. Um die originale Bausubstanz trotzdem so weit wie möglich zu erhalten wurden die darüber verlegten originalen Bodenplatten aus Schiefer abgetragen und nach dem Einbau der neuen Bodenheizung mit der gleichen Sand-Zementmischung wieder eingegossen, die ursprünglich verwendet worden war.[26]
Seit 2019 wird das Gebäude unter dem Namen Pavillon Le Corbusier als öffentliches Museum im Auftrag der Stadt Zürich vom Museum für Gestaltung Zürich geführt.[27]
1967 wurde in Chandigarh in Indien dasselbe Gebäude erstellt, jedoch wurde anstelle von Stahl und Glas Beton verwendet. Dieses als Architekturmuseum des Government Museum and Art Gallery genutzte Haus wurde von Le Corbusier und Pierre Jeanneret zusammen mit den assoziierten Architekten Manmohan Nath Sharma[35] und Shiv Dutt Sharma[36] (1960–1962) entworfen.
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