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Comicstrip von Bill Watterson Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Calvin und Hobbes (Originaltitel: Calvin and Hobbes) ist ein Comicstrip von Bill Watterson. Die beiden Hauptfiguren des Strips sind Calvin, ein sechsjähriger Junge, der mit seinen Eltern in einem Vorort einer nie benannten amerikanischen Stadt lebt, und sein (Stoff-)Tiger Hobbes.
Der Comicstrip erzählt hauptsächlich isolierte Episoden aus dem Alltag des sechsjährigen Calvin – etwa Familie, Schule, Spiel. Häufig stößt er dabei auf interessante Fragen oder zieht unerwartete Schlussfolgerungen. Eine Entwicklung der Figuren unterbleibt; Calvin ist vom Erscheinen bis zum Einstellen des Strips ein Sechsjähriger, obwohl die Zeit m Kontext eindeutig fortschreitet (Wechsel der Jahreszeiten, Schulferien und Beginn des Schuljahres) und die ihm in der Schule gestellten Aufgaben oftmals schon Mittelstufenniveau haben.
Namensgeber für die beiden Comic-Figuren sind Johannes Calvin („der an die Vorherbestimmung glaubte“[1]; Calvin sagt in einem Strip dasselbe von sich, um „nicht selbst für seine Taten verantwortlich“ zu sein) und Thomas Hobbes („der ein recht düsteres Bild von der menschlichen Natur gezeichnet hat“[2]; auch Hobbes hat ein negatives Menschenbild und einen gewissen „Stolz darauf, kein Mensch zu sein“[2]).
Die Wirkung des Comicstrips basiert auf der Wahrnehmung der komplizierten Erwachsenenwelt aus den Augen eines kleinen Jungen. So wird oftmals die allgegenwärtige Hektik und die übertriebene Ernsthaftigkeit der Erwachsenenwelt karikiert, allerdings ohne dass Calvin eine positive moralische Instanz darstellte (dafür ist eher Hobbes zuständig).
Calvins Betrachtungen sind oft meilenweit entfernt von der Naivität eines normalen Sechsjährigen, auch sein Vokabular und sprachliches Ausdrucksvermögen ist häufig nicht das eines Kindes, sondern dem eines Erwachsenen ebenbürtig. Die Komik des Strips entsteht auch aus der großen Fallhöhe zwischen der vom Leser erwarteten Unschuld des kleinen Jungen und seinen zynischen, erfahrungssatten Kommentaren und Verhaltensweisen, mit denen er sich über die oft ethisch reifen Kommentare seines Freundes Hobbes hinwegsetzt.
Calvin hat mehrere Alter Egos, mit denen er häufig Tagträume durchlebt: der Raumfahrer „Spiff“ (der gegen Aliens kämpft, deren Äußeres der Kleidung seiner Lehrerin entspricht), der Superheld „der Unfassbare“ („Stupendous Man“) und seltener auch der Privatdetektiv „Tracer Bullet“. Meist entpuppen sich Abenteuer dieser Identitäten am Schluss des Strips als transformierte Alltagsszenen.
Die Figur Calvin verändert sich im Laufe der Zeit optisch – seine Gesichtszüge, anfangs eher simpel gezeichnet, werden nach und nach detaillierter und facettenreicher. Unverändert bleibt sein blondes strubbeliges Haar, als Zackenkurve gezeichnet, das nur dann geglättet wird, wenn er sich „fein machen“ muss.
Der Tiger Hobbes ist Calvins bester und möglicherweise einziger Freund; außerhalb der Schule sind die zwei unzertrennlich[3]. Er erscheint in zwei gegensätzlichen Existenzformen: Alle anderen Menschen sehen ihn als ein großes Stofftier, das Calvin immer bei sich hat. Calvin dagegen nimmt Hobbes als lebenden vermenschlichten Tiger wahr, der spricht, denkt und handelt und oft genug sogar seinen Gegenpart bildet. Diese zwei Daseinsformen unterscheiden sich auch zeichnerisch stark: Der lebende Hobbes ist doppelt so groß wie Calvin, hat ein Gesicht mit weißem Backenbart und ausgeprägter Mimik, er geht aufrecht, seine Vorderpfoten funktionieren wie menschliche Hände, die Extremitäten sind bis in die Krallen differenziert. Der Stofftiger dagegen ist schlicht gearbeitet mit ausdruckslosem Gesicht, nicht größer als Calvin, seine Gliedmaßen sind durch stumpfe Würste mehr angedeutet.
Hobbes erscheint im Comic in der lebenden Form, wenn er allein oder nur mit Calvin im Bild ist, und als Stofftier, sobald noch weitere Menschen beteiligt sind. Das kann innerhalb eines kurzen Strips mehrmals wechseln.[4] Selbst wenn der lebende Hobbes von Calvin fotografiert wird, ist für andere Menschen auf dem Bild anschließend nur der Stofftiger zu sehen. Die Folgen seines Handelns dagegen bleiben erhalten: Wenn Hobbes beispielsweise bei einer Prügelei Calvins Kleidung verwüstet, dann sehen die Eltern anschließend zwar Hobbes nur als Stofftier neben Calvin liegen, aber Calvins Kleidung ist weiterhin verwüstet. Zu einigen Gelegenheiten durchdringen Hobbes’ zwei Rollen einander, etwa wenn Calvins Mutter eine aufgeplatzte Naht des Stofftigers flickt und Calvin ihr tieftraurig die Instrumente anreicht wie in einem Operationssaal.
Hobbes wird im allerersten Strip von Calvin eingefangen; während dieser seinem Vater begeistert von der Tigerfalle erzählt, die er aufgestellt hat, mit einem Thunfisch-Sandwich als Köder, hängt Hobbes schon darin.
Häufig wird Hobbes’ Ambiguität dahingehend aufgelöst, dass Calvin sich das geliebte Stofftier lediglich in seiner Phantasie als lebenden Tiger vorstelle. Doch die vielen Gags, die der Strip aus dem physischen Zusammenprall der Protagonisten zieht, wären bei einer reinen Phantasterei Calvins entweder unmöglich oder würden ihren Witz verlieren. Die zwei spielen nicht nur mit-, sondern auch gegeneinander, sie streiten sich und prügeln sich sogar. Watterson selbst tritt solchen Sichtweisen im 10th Anniversary Book entschieden entgegen. Für ihn sind beide Daseinsformen Hobbes’ gleichermaßen real – Hobbes ist ein lebendiger (vermenschlichter) Tiger, wenn er nur mit Calvin zusammen ist, und er ist ein totes Stofftier für alle anderen. Er mache sich keine Gedanken darüber, was Hobbes’ „wahre Natur“ sei, und sehe auch keine Notwendigkeit für eine logisch passende Auflösung. Hobbes’ Gegensätzlichkeit illustriere den Fakt, dass wir alle die Welt unterschiedlich wahrnehmen.[5]
Calvins Eltern haben im Strip keine Namen. Seine Mutter steht im Spannungsfeld zwischen ihrer unverkennbaren Liebe zu Calvin und seinen Launen, die ihre Selbstbeherrschung zum Äußersten strapazieren. Die Genießbarkeit von ihr zubereiteter Mahlzeiten wird von Calvin durch angeekelte Blicke und Ausrufe regelmäßig infrage gestellt. Es gelingt ihr allerdings immer, Calvin gegen seinen Willen in die Badewanne zu stecken. Wenn Calvin ein echtes Problem hat, vertraut er ihr grenzenlos.
Patentanwalt in einem Hochhausbüro in der Stadt. Berufliche Langeweile gleicht er in der Freizeit durch Fahrradfahren, Zelten und Angeln aus – sehr zum Leidwesen Calvins, der sich seinerseits dabei langweilt. Calvins Vater gibt ihm auch gerne zu technischen oder wissenschaftlichen Fragen absichtlich völlig falsche Antworten, die Calvin ihm glaubt. Calvin bewertet seinen Vater gelegentlich anhand von Umfragen unter allen Sechsjährigen und Tigern im Haushalt und gibt ihm Ratschläge zur Imageverbesserung.
Calvins Klassenlehrerin und (aus seiner Sicht) größte Gegnerin. Sie steht kurz vor dem Ruhestand und verzweifelt daran, dass all ihre Pädagogik an Calvin abprallt. In seinen Tagträumen im Unterricht tritt sie häufig als Urweltmonster in Erscheinung, das ihn angreift. Sie ist benannt nach Wormwood, dem Unterteufel aus C. S. Lewis’ Buch Dienstanweisung für einen Unterteufel.[6]
Eine in der Nachbarschaft wohnende Klassenkameradin Calvins, die alle Abneigung abbekommt, die kleine Jungen (angeblich) gegenüber gleichaltrigen Mädchen hegen. Calvin sieht es als seine Lebensaufgabe an, sie durch herabsetzende Bemerkungen oder gemeine Streiche zu ärgern, während sie ihn verachtet und von ihm einfach nur in Ruhe gelassen werden will. Susi wirkt reifer und intelligenter und ist vor allem in der Schule viel besser als er. Indem sie ihm bei Bedarf falsche Antworten vorsagt, revanchiert sie sich für seine Gemeinheiten. Watterson deutet an, dass Calvin insgeheim in Susi verliebt ist.[7]
Die einzige Babysitterin, die Calvin bezwingen kann (und sich das fürstlich bezahlen lässt). Er fürchtet sie geradezu. In einigen Strips entwickelt sich andererseits auch gegenseitiger Respekt.
Schulschläger, der Calvin bei jedem Aufeinandertreffen bedroht und ihn oft genug auch verprügelt. Obwohl gleichaltrig, wirkt er deutlich älter als Calvin (Calvin bezeichnet ihn einmal als einen Sechsjährigen, der sich rasiert) und karikiert damit den „gemeinen großen Jungen“, der sich nur an Schwächere heranwagt. Calvin wird von ihm Twinky genannt, was sich etwa mit „Bürschchen“ übersetzen lässt und eine sexuelle Nebenbedeutung in Richtung von „Schwuchtel“ hat.
Zum ersten Mal erschien Calvin und Hobbes am 18. November 1985. Am 31. Dezember 1995 erschien der letzte Comic der Serie. Die Strips wurden zeitweise in über 2400 Zeitungen veröffentlicht, und es wurden bis 2010 fast 45 Millionen Calvin-and-Hobbes-Bücher verkauft.[8]
Um die Verwertungsrechte entwickelte sich während des zehnjährigen Bestehens der Serie ein bizarrer Streit zwischen Watterson und dem Syndication Network. Watterson bestand darauf, dass der Strip nur als Zeitungsstrip und in Buchform verwertet werden durfte, und legte sogar einen kurzfristigen Streik ein, um T-Shirts und ähnliche Merchandising-Produkte zu verhindern, weil in seinen Augen Calvin kein Kaffeetassenbewohner, sondern eine Comicfigur sei.
Im Herbst 2005 gab Andrews McMeel Publishing in den USA unter dem Titel The Complete Calvin and Hobbes eine Gesamtausgabe heraus.
Im Oktober 2013 erschien im Carlsen Verlag die deutschsprachige Gesamtausgabe mit dem Titel Die Calvin und Hobbes Gesamtausgabe.
Calvin und Hobbes erhielt u. a. 1990 den Max-und-Moritz-Preis (Bester internationaler Comicstrip) und 2007 den Sondermann-Preis 2007 (Bester Comic international 2007).
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