Bürgerhaushalt
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Der Bürgerhaushalt, auch partizipativer Haushalt oder Beteiligungshaushalt genannt, ist eine in den 1980er Jahren entwickelte, direkte Art von (kommunaler) Bürgerbeteiligung. Die Verwaltung einer Stadt, einer Gemeinde oder einer anderen Verwaltungseinheit bemüht sich dabei um mehr Haushaltstransparenz und lässt die Bürger mindestens über Teile der frei verwendbaren Haushaltsmittel mitbestimmen und entscheiden. Über die Verwendung der zur Verfügung stehenden Mittel verständigen sich die Bürger dabei in einem deliberativen Prozess selbstständig, den die Verwaltung vorwiegend moderierend und beratend begleitet.
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Bürgerhaushalt
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Ziel / Funktion | Beratung von Entscheidern, Konsultation, bürgerschaftliche Entscheidung |
typische Themen | Kommunalfinanzen (komplett oder teilweise) |
Kontext | Fragen auf lokaler Ebene |
typische Auftraggeber | Kommunalpolitik, Kommunalverwaltungen |
Dauer | 1 Tag bis mehrere Jahre |
Teilnehmer (Anzahl und Auswahl) | 1100–20.000 Personen; Selbstselektion |
geographische Verbreitung | weltweit, v. a. Südamerika und Europa |
Quelle: Nanz/Fritsche, 2012, S. 86–87[1] |
Der erste Bürgerhaushalt (Orçamento participativo) wurde 1989 in Porto Alegre (Brasilien) durchgeführt. Inzwischen gibt es in Brasilien fast 200 solcher Kommunen, in ganz Lateinamerika über 1000[2]. Die Transparenz des Gemeindebudgets erweist sich auch als wirksames Mittel gegen Korruption. Die Idee wurde von dort in viele Teile der Welt „exportiert“, u. a. im Rahmen der Lokalen Agenda 21 gab es Initiativen in diese Richtung. 2015 benannte der Statusbericht des Portals Buergerhaushalt.org 71 Bürgerhaushalte die in Deutschland eingeführt oder fortgeführt wurden. Weitere 128 Kommunen diskutierten die Einführung eines Bürgerhaushaltes.[3]