Burg Forchtenstein
Burg in Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Burg Forchtenstein (ung. Fraknó vára) ist in ihrem Ursprung eine spätmittelalterliche Burg in der gleichnamigen Gemeinde Forchtenstein im nördlichen Burgenland in Österreich.
Burg Forchtenstein | ||
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Westansicht der Burg Forchtenstein | ||
Staat | Österreich | |
Ort | Forchtenstein | |
Entstehungszeit | ab 14. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Geographische Lage | 47° 43′ N, 16° 20′ O | |
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Lage
Die Burg steht südwestlich von Mattersburg über dem Wulkatal.
Geschichte
Der erste Teil der Burg mit dem 50 m hohen Bergfried wurde am Beginn des 14. Jahrhunderts von den Herren von Mattersdorf, die sich später Herren von Forchtenstein nannten, erbaut.
Um 1450 starben die Herren von Forchtenstein in der männlichen Hauptlinie aus und die Burg kam in den Besitz der niederösterreichischen Kammergutsadministration, die sie 170 Jahre verwaltete und unter anderem an die Grafen von Weißbriach und Hardegg verpfändete. Die Feste geriet damals an Erzherzog Albrecht VI. und wurde damit für kurze Zeit zum wichtigen Teil eines kleinen habsburgischen Fürstentums.[1]
In dieser Zeitspanne änderte sich nicht viel an der Burg. Im Jahr 1622 erhielt Nikolaus Esterházy, Stammherr der Forchtensteiner Linie der Esterházy, im Tausch die Burg von Kaiser Ferdinand II., und die Esterházy erhielten den Grafentitel. Nikolaus begann mit dem Ausbau der inzwischen baufälligen Burg zu einer Festung. Er schloss in den Jahren 1630 bis 1634 mit dem Wiener Baumeister Simone Retacco und ab 1643 mit dem Polier Domenico Carlone Arbeitskontrakte über den Neubau der Burg ab. Die Baufachleute waren alle Italiener. Es war ein Großauftrag für drei Kaisersteinbrucher Meister, Ambrosius Petruzzy, Pietro Maino Maderno und Mathias Lorentisch. Kaiserstein wurde für Hauptportale, Brunnen, Kanonenkugeln usw. verwendet.
Sein Sohn Paul baute die Burg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach den Plänen des Architekten Domenico Carlone weiter aus, wobei auch auf künstlerische Ausgestaltung Wert gelegt wurde. Aufgrund der vielen Umbauten ist die Burg in ihrem heutigen Umfang eigentlich eine Barockburg. Nach dem Tod Pauls änderte sich der Zweck der Burg. Sie beherbergte die militärische Ausrüstung der Esterházy-Truppen, Beutestücke aus drei Jahrhunderten und eine umfangreiche Porträtsammlung. Vor allem aber galt die Burg als Tresor, da bereits Fürst Paul I. in seiner sogenannten Schatzkammer Kostbarkeiten und Raritäten wie u. a. Uhren, Steinschnittpokale oder Goldschmiedearbeiten gesammelt hatte. Die Räume der Schatzkammer waren nur über einen geheimen und gesicherten Zugang erreichbar und durch an verschiedene Personen ausgehändigte Schlüssel vor unerwünschtem Zutritt geschützt. Selbst in der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die Räume unversehrt erhalten. Neben der eigentlichen Sammlung sind auch die Schränke mit den im Original erhaltenen Glasscheiben von Bedeutung (siehe Abbildung). In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Burg von Baumeister Johann Ferdinand Mödlhammer geringfügig erweitert. Dabei wurden der Dachstuhl gehoben und die Innenräume saniert.
In der Zeit der ungarischen Räterepublik, 1919, wurden von Staatsbeamten rund 280 Objekte aus der Esterházy-Schatzkammer Forchtenstein konfisziert und nach Budapest gebracht, wo sie sich bis heute befinden. Nach dem Ende der Räterepublik wurde vom ungarischen Staat mit Esterházy ein Leihvertrag über diese Objekte geschlossen; da dieser 2019 nach Auffassung der Esterházy-Privatstiftung von Ungarn nicht mehr vollumfänglich eingehalten wird, bemüht sich die Stiftung um die Rückgabe ihrer Objekte.[2]
Die Burg ist im Besitz der Esterházy-Privatstiftung und zeigt neben dem Schloss Esterházy in Eisenstadt die Geschichte und die Schätze des alten Adelsgeschlechtes. Nachdem im Jahr 1921 die Güter der Esterházy in einen ungarischen und einen österreichischen Teil getrennt worden waren, verblieb ein Teil des Archivmaterials in der Burg Forchtenstein und in Eisenstadt, während der andere Teil über Ödenburg und Eszterháza ins Ungarischen Staatsarchiv in Budapest gelangte.
Im Jahr 2005 wurde die bis dato exklusive Esterházy-Schatzkammer erstmals regulär für Besucher geöffnet und kann heute im Zuge von Führungen besichtigt werden.[3]
Die Burgspiele Forchtenstein fanden von 1954 bis 1983 jährlich auf der Burg Forchtenstein statt.
- Ansicht von Südost
- Ansicht von Süden aus der Luft
- Fernansicht von der Rosalia
- Hauptgebäude
- Innenhof mit Fresken
- Schatz- und Wunderkammer
- Brunnen, vermutlich aus hartem Kaiserstein gefertigt
Siehe auch
Literatur
- Adelheid Schmeller-Kitt: Schloss Forchtenstein – Baugeschichte und Waffensammlung. In: Kurt Rossacher (Hrsg.), Wilhelm Mrazek (Red.): Alte und Moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur. XII. Jahrgang, Nr. 91, Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1967, ZDB-ID 214656-3, OBV, S. 9–21 (Online bei MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst).
- Forchtenstein – Burgenland. In: Gerhard Stenzel: Von Burg zu Burg in Österreich. 2. Auflage, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1973, ISBN 3-218-00278-8, S. 72–75.
- Jakob Michael Perschy (Red.): Bollwerk Forchtenstein. Burg Forchtenstein, 15. Mai–31. Oktober 1993. Katalog der Burgenländischen Landesausstellung 1993. Burgenländische Forschungen, Sonderband 11, ZDB-ID 1448585-0. Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. XII/2 (Hrsg.), Eisenstadt 1993, OBV.
- Josef Pratl, Heribert Scheck: Esterházysche Musik-Dokumente. Die Musikdokumente in den esterházyschen Archiven und Sammlungen in Forchtenstein und Budapest (= Eisenstädter Haydn-Berichte 10). Hollitzer, Wien 2017, ISBN 978-3-99012-347-8.
- Edeltraut Mitterhuber: Leben und Werk von Pietro Maino Maderno. In: Kultur und Bildung, Zeitschrift des Burgenländischen Volksbildungswerkes, 4. Teil Burg Forchtenstein, 02/2018, S. 20ff.
Weblinks
Commons: Burg Forchtenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur zu Burg Forchtenstein im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes.
- Burg Forchtenstein – Offizielle Homepage
- Luftaufnahmen vom Schloss
- Forchtenstein. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl
Einzelnachweise
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