Botanischer Garten Palermo
Garten in Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Garten in Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Botanische Garten Palermo (italienisch: Orto Botanico di Palermo) ist eine Gartenanlage, die sowohl von der Universität Palermo als Lehr- und Forschungsanlage genutzt wird, als auch interessierten Besuchern offensteht.
Im Jahre 1779 gründete die Accademia dei Regi Studi (etwa: königliche Universität) den Lehrstuhl für Botanik und Medizin. Diesem Lehrstuhl wurde ein Stück Land zugewiesen, auf dem man Pflanzen kultivieren und auf eine mögliche Verwendung als Heilpflanzen hin untersuchen konnte. Da sich das zugewiesene Land jedoch bald als zu klein bemessen erwies, verlegte man die Anlage 1786 an ihren heutigen Standort neben der damals schon bestehenden Villa Giulia.
1789 begann der Bau des neoklassizistischen Verwaltungsgebäudes, des Gymnasiums, nach den Plänen des französischen Architekten Léon Dufourny. Zwei Nebengebäude, das Tepidarium und das Calidarium, wurden von Venanzio Marvuglia entworfen.
Dufourny entwarf auch den ältesten Teil des Gartens in der Nähe des Gymnasiums. Der Garten wurde 1795 eröffnet. In den folgenden Jahren wurde die Anlage um das Acquarium (1798), ein Becken mit Wasserpflanzen, und das Serra Maria Carolina (1823), ein Treibhaus, erweitert. Im Jahre 1845 wurde der Ficus macrophylla, heute Wahrzeichen des Gartens, von Norfolk Island (Australien) eingeführt. Die heutige Größe von etwa zehn Hektar wurde durch viele kleinere Erweiterungen im Jahre 1892 erreicht, 1913 wurde der Giardino coloniale („Kolonialgarten“) eröffnet, der jedoch heute nicht mehr existiert. Seit 1985 wird der Garten vom Dipartimento di Scienze Botaniche (Institut für Botanik) geleitet.
|
|
|
Das neoklassizistische Gymnasium liegt in der Nähe des Haupteingangs. Ursprünglich war es das Hauptgebäude der Schola Regia Botanice (Königlich-botanische Lehranstalt) mit Herbarium, Bibliothek und dem Büro des Direktors. Das Gymnasium ist ein Bau mit rechteckigem Grundriss und einem dorischen Portikus mit vier Säulen.
In zwei kleineren Gebäuden an den Seiten des Gymnasiums, dem Calidarium und dem Tepidarium befinden sich Pflanzen, die ein wärmeres Klima bevorzugten.
Diese sind der älteste Teil des Gartens. Es handelt sich um eine rechteckige Anlage, in der in vier Viertel unterteilt, die Pflanzen nach der Taxonomie von Carl von Linné kultiviert waren. Zwischen den Sektionen befinden sich Springbrunnen. Im Zentrum befindet sich die Kreuzung der Viale centrale, der Hauptachse des botanischen Gartens, und der Viale delle palme, einer Allee von Palmen.
Das Aquarium ist ein großes rundes Becken am Ende der Via centrale, das durch drei konzentrische Kreise mit jeweils 8 Abschnitten in 24 Sektionen unterteilt ist. Diese beherbergen jeweils vielfältige Wasserpflanzen.
Die „Lagune“ befindet sich wenige Meter vom Aquarium entfernt und zeigt ebenfalls eine Reihe von Wasserpflanzen.
Mit der Zeit wurden immer wieder Treibhäuser errichtet, die heute insgesamt eine Fläche von etwa 1.300 m2 erreichen.
Das älteste ist das Serra Maria Carolina (serra it. für Gewächshaus), ein Geschenk der Königin Maria Karolina von Österreich, auch bekannt als der Giardino d’Inverno (Wintergarten). Ursprünglich war dieser eine mit Öfen beheizte Holzkonstruktion, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde er jedoch durch eine gusseiserne Konstruktion ersetzt.
Weitere:
Ein Teil des botanischen Gartens wird nach wie vor zur wissenschaftlichen Arbeit genutzt. Der Bereich befindet sich im südwestlichen Teil der Anlage. Die Forschung bezieht sich auf Pflanzen, die der Gewinnung von Ölen, Fasern und Harzen dienen sollen, zurzeit vor allem Versuche mit Baumwolle, Gemüsesorten, Zuckerrohr und Sorghum.
Im südlichen Teil des Gartens sind die Pflanzen in Anlehnung an die Taxonomie Adolf Englers gepflanzt. Die Arten sind angeordnet nach Nacktsamern, Bedecktsamern, Magnoliopsida und Liliopsida.
Das moderne Herbarium mediterraneum hat eine Fläche von 6000 m² und ist teilweise überdacht.
Am größten sind das Erbario Siculo und das Erbario Generale des Instituts für Botanik, mit jeweils 50.000 bzw. 200.000 Exemplaren. Von letztgenanntem stammt etwa ein Viertel der Arten der mediterranen Vegetation, die meisten von der Insel Sizilien. Die nicht von Sizilien stammenden Arten sind aus Portugal, Spanien, Frankreich, Algerien, Ägypten, Griechenland, von Korsika, Sardinien, Kreta und Zypern. Ebenso finden sich dort etwa 2000 Arten von Algen, 1600 Flechtenarten, 4700 Moose und Pilzarten.
Die Genbank wurde 1993 begründet und ist Teil des RIBES (Rete Italiana Banche Germoplasma), das sich mit dem Sichern des genetischen Materials der Flora der Region beschäftigt. Dazu werden die Samen von gefährdeten auf Sizilien heimischen Pflanzen gesammelt und in Ampullen aufbewahrt und konserviert. Die Samen werden regelmäßigen Tests auf ihre Lebensfähigkeit unterworfen.
Die Gärten beherbergen zurzeit etwa 12.000 verschiedene Arten.
Entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, waren die Gärten Vorbild für eine ganze Reihe großer botanischer Gärten in Nordeuropa. Wegen des milden Klimas von Palermo war es möglich dort eine große Zahl bis dato in Europa seltenen oder unbekannten Pflanzen aus aller Welt zu kultivieren. Ebenso gab es durch Vermittlung von Adolf Engler einen regen Austausch mit dem Botanischen Garten Berlin. So war der Botanische Garten Palermo verantwortlich für Einführung der Mandarine (Citrus deliciosa) und der japanischen Wollmispel Eriobotrya japonica in Europa.
In den alten Gärten nach Linné wuchsen ursprünglich etwa 1580 verschiedene Arten, von denen 658 immer noch dort wachsen, darunter auch Exemplare des Ginkgo biloba.
Im Aquarium finden sich eine Anzahl von Seerosen (Nymphaea), darunter Nymphaea alba, Nymphaea tuberosa Hybride der Nymphaea × marliacea, und die vielfarbigen Nuphar lutea und Nelumbo nucifera. In einem sumpfartigen Teil des Gartens finden sich Alocasia, Colocasia und Zantedeschia, während in einer nahegelegenen „Lagune“ Echter Papyrus und andere Sauergräser, wie Scirpus lacustris, ein Schilf, und Zypergras wachsen.
Ebenso wachsen dort einige Bambusarten und auf einem kleinen künstlichen Hügel Drachenbäume. Der größte Baum des Gartens ist ein riesiger Feigenbaum, der im Jahre 1845 von Norfolk Island im pazifischen Ozean eingeführt wurde.
Im Garten der Sukkulenten findet man einige Aloen und verschiedene andere Pflanzen trockener Regionen, darunter Cereus, Crassula, Wolfsmilch und Opuntien. Eine große Zahlen von Ficusarten, die den Eindruck einer Dschungelvegetation vermitteln sollen.
Ein anderer Teil des Gartens ist den Palmbäumen gewidmet, wie dem japanischen Palmfarn, der dem Garten von Königin Maria Carolina 1793 gestiftet wurde und der erste seiner Art in Europa war. Ebenso wurden dort Palmfarne aus Mexiko und dem indischen Subkontinent angepflanzt. Im Jahre 1997 wurde die Sammlung um einige wertvolle Arten wie Dioon spinulosum, Encephalartos altensteinii, Encephalartos longifolius, Encephalartos villosus, Macrozamia moorei und Zamia furfuracea erweitert.
Zusammen mit Chamaerops humilis, der einzigen auf Sizilien heimischen Palmenart und weiteren Exoten findet man etwa 80 verschiedene Arten und 34 unterschiedliche Gattungen. Die Gattung Washingtonia wird durch die W. filifera repräsentiert.
Der Giardino d’Inverno (Wintergarten) beherbergt eine ganze Reihe von Arten, die sonst nur im warmen Klima Afrikas, Zentralamerikas, Südamerikas, Asiens und Australiens gedeihen. Darunter unter anderem: Kaffeepflanzen (Coffea arabica), Papaya (Carica papaya), eine Reihe von Bougainvillea, Zimtgewächsen (Cinnamomum ceylanicum) sowie Mimosen. In den Serra della Regione (etwa: Treibhaus der Region), finden sich einige Exemplare des Baums der Reisenden sowie von (the traveller’s palm) Flamingoblumen, Wolfsmilchgewächsen und Schraubenbäumen und andere Pflanzen aus der Äquatorregion. Zwei kleinere Treibhäuser zeigen Orchideen, fleischfressende Pflanzen und Kakteen.
In der Settore Sperimentale e delle Piante Utili (etwa: Experimenteller Bereich für praktische Anwendungen) finden sich Zuckerrohr, Sorghum, beide zur Produktion von Zucker, Bananengewächse, Pekannussbäume und einige lokale seltene Gemüsearten. Als Heilpflanzen werden dort Ginseng, Wermutkraut, Gemeiner Stechapfel, Schlafbeere, Kampherlorbeer und Schlafmohn angebaut.
|
|
|
|
Seit einigen Jahren lebt in dem Garten eine Kolonie Halsbandsittiche, die aus der nahegelegenen Villa Giulia geflohen waren und sich in ihrem neuen subtropischen Habitat sehr wohlfühlen.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.