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Gemeinde im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bodenheim ist eine 7.931 Einwohner[1] zählende Ortsgemeinde im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Bodenheim an und ist deren Verwaltungssitz. Bodenheim ist gemäß Landesplanung als Grundzentrum ausgewiesen.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 56′ N, 8° 19′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Mainz-Bingen | |
Verbandsgemeinde: | Bodenheim | |
Höhe: | 100 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,43 km2 | |
Einwohner: | 7931 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 591 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 55294 | |
Vorwahl: | 06135 | |
Kfz-Kennzeichen: | MZ, BIN | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 39 006 | |
LOCODE: | DE ODM | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Am Dollesplatz 1 55294 Bodenheim | |
Website: | www.bodenheim.de | |
Ortsbürgermeister: | Jens Mutzke (SPD) | |
Lage der Ortsgemeinde Bodenheim im Landkreis Mainz-Bingen | ||
Bodenheim liegt in Rheinhessen etwa 8 Kilometer südlich von Mainz (Stadtmitte) am Rande des Rhein-Main-Gebiets. Die Gemeinde ist durch den Weinbau stark geprägt. Zahlreiche Weingüter und Straußwirtschaften laden zum Weingenuss ein.
Folgende Städte und Gemeinden (im Uhrzeigersinn genannt, im Norden beginnend) grenzen an Bodenheim: Die Landeshauptstadt Mainz mit ihren Stadtteilen Hechtsheim und Laubenheim, der Treburer Ortsteil Astheim am gegenüberliegenden hessischen Rheinufer, Nackenheim, Lörzweiler und Gau-Bischofsheim, alle zur Verbandsgemeinde Bodenheim gehörend.
Seine erste urkundliche Erwähnung findet das auf eine fränkische Gründung zurückgehende Dorf durch die Schenkung eines Weinbergs an das Kloster Fulda durch den Bodenheimer Rantulf im Jahr 754.[3] 23 Bodenheimer Schenkungen an das Kloster Lorsch belegen den großen Grundbesitz, den das Kloster dort hatte.[4] Die erste Erwähnung in dieser Schenkungsreihe beginnt mit Urkunde 1340 vom 11. März 767, als Helmerich eine Hofreite mit Bauerngut dem Abt Gundeland unter König Pippin dem Jüngeren schenkte.
Grundbesitz hatten daneben auch das Erzstift Mainz, das Mainzer Domkapitel, die Mainzer Stifte St. Alban, St. Johann und St. Stephan sowie das Kloster Dalheim.[5] St. Alban, das seit dem 8. Jahrhundert über Grundbesitz in der Bodenheimer Gemarkung verfügte, konnte sich schließlich gegenüber den anderen Grundbesitzern, vor allem durch das Erlangen der örtliche Gerichtsbarkeit, als Ortsherr durchsetzen.[6]
Eine enge Wechselbeziehung zwischen Bodenheim und Mainz lässt die Mainzer Mauerbauordnung aus dem 11. Jahrhundert erkennen. In jener Zeit zwischen 1000 und wohl schon seit der Karolingerzeit gehörte Bodenheim zu den Orten, aus denen die Leute Mauer und Stadtgraben der Stadt Mainz instand setzten und gründlich wehrhaft machen mussten. Ein geschlossenes Dorf war Bodenheim damals und noch jahrhundertelang nicht. Ansässig und begütert waren hier mehrere Familien- oder Sippenangehörige des weitverzweigten Geschlechtes des Wormsgaugrafen Cancor. Außerdem waren damals noch Angehörige einer zweiten, vielleicht dritten Grafenfamilie in Bodenheim ansässig.
Spätestens um die Mitte des 12. Jahrhunderts gehörten die beiden Fronhöfe dem Kloster und späteren Ritterstift St. Alban in Mainz. In jedem von ihnen lag eine Fronhofkirche. Die in Unterbodenheim wurde damals zur Pfarrkirche erhoben, die andere war eine Kapelle. Die letzte Nachfolgerin wurde 1889 erbaut; sie dient unter dem Namen „Maria-Oberndorf“ bis zur heutigen Zeit als Wallfahrtskapelle. Den ersten Beweis für das Vorhandensein von St. Albans Grundbesitz in Bodenheim bietet das Jahr 1130. Damals erwarb Propst Reginhard durch Kauf von St. Alban für sein Kloster drei kleine Freienhöfe. Mit dem Übergang der beiden Fronhöfe in den Besitz des Klosters erhielt St. Alban auch die Vogtei, das heißt die hohe und niedere Gerichtsbarkeit über das ganze Dorf.
Zwei Fronhöfe, die in einer Urkunde vom 21. August 1263 erwähnt werden, müssen um 500 entstanden sein. Bodenheim wurde berühmt, weil hier wie kaum in einem anderen Dorf die Freiheitsbewegung einer mittelalterlichen Landgemeinde zu beobachten ist. Zwischen 1277 und 1525 rangen die Bürger ihren Ortsherren wichtige Rechte ab, die man die „Bodenheimer Freiheit“ nennt. Sie wurden in einem Weistumsbuch festgehalten und regelten die Rechte und Pflichten der Bürger.[7]
1608 war das Gerichtsgebäude das heutige Rathaus mit seinem mehrfach erneuerten, kostbaren Fachwerk und holzgeschnitztem originalen Wappen im Erker. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Bodenheim zu einem Zentrum der europäischen Hexenverfolgung.[8] Nach böswilligen Diffamierungen, schrecklichen Haftbedingungen und grausamen Folterungen verloren mindestens 27 Bürger nach Hexenprozessen ihr Leben. Die Prozesse in Bodenheim begannen mit der Verhaftung der Witwe Merg Scholl am 8. Oktober 1612. Sie wurde verdächtigt, sie habe in der Backstube ein Kind so verzaubert, dass es verstorben sei. Im Frühjahr 1613 wurde Scholl verurteilt und mit zwei anderen Frauen verbrannt. Erst mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges konnte ein Schlussstrich unter dieses düstere Kapitel gezogen werden.[9] An die Ereignisse erinnerte 2014 das Benefiz-Theatermusical „Hexe! De Deibel soll se hole!“[10] Der Gemeinderat Bodenheim beschloss in seiner Sitzung vom 23. Februar 2021 die Rehabilitierung der während der Hexenverfolgung zu Unrecht gefolterten und getöteten Bodenheimer Bürgerinnen und Bürger.[11]
Im Zweiten Weltkrieg (Herbst 1939) wurden zahlreiche Männer aus Bodenheim zur Wehrmacht eingezogen. Bis zum Ende des Krieges verloren circa 200 Soldaten aus Bodenheim ihr Leben an der Front. Als der Krieg andauerte und sich die Luftangriffe häuften, verloren viele Menschen in den Städten am Rhein Besitz und Leben. Zudem wurden zahlreiche Bewohner aufs Land evakuiert. Bodenheim diente als Einquartierung und empfing viele Stadtkinder, die dort die Schule besuchen konnten. Der Ort Bodenheim selbst blieb unzerstört, nur die Bahnanlagen wurden im August 1944 wegen Tiefflieger-Angriffen gesperrt.[12]
Am 29. Juni 1988 kollidierten über der Nachbargemeinde Nackenheim zwei US-Kampfflugzeuge vom Typ F-16C und stürzten über unbewohntem Gebiet nahe Bodenheim ab. Einer der Piloten konnte sich mit dem Schleudersitz retten, während der Pilot Captain Mike Crandall ums Leben kam.[13]
Im Jahr 1750 hatte Bodenheim etwa 1200 Einwohner. Diese Zahl hatte sich rund 150 Jahre später mehr als verdoppelt. In den folgenden Jahrzehnten stieg die Bevölkerungszahl kontinuierlich auf heute über 7700 Einwohner.
Die weitere Entwicklung der Einwohnerzahl von Bodenheim, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
Jahr | Einwohner |
---|---|
1815 | 1.225 |
1835 | 2.068 |
1871 | 1.976 |
1905 | 2.791 |
1939 | 3.339 |
1950 | 3.970 |
Jahr | Einwohner |
---|---|
1961 | 3.910 |
1970 | 4.459 |
1987 | 5.877 |
1997 | 6.431 |
2005 | 6.975 |
2023 | 7.931[1] |
In Juni 2005 hatten 53,4 % der Einwohner die katholische und 22,2 % die evangelische Konfession. 24,4 % hatten keine oder eine sonstige Konfessionszugehörigkeit.[14] Ende März 2024 hatten 35,8 % der Einwohner die katholische und 18,4 % die evangelische Konfession. 46,8 % gehörten entweder einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder waren konfessionslos.[15] Beide Konfessionen verzeichneten demnach im beobachteten Zeitraum erhebliche Mitgliederverluste.
Der Gemeinderat in Bodenheim besteht aus 24 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem. Vor den Wahlen 2019 hatte der Gemeinderat 22 Sitze, die Erhöhung war nach rheinland-pfälzischem Wahlrecht durch die gestiegene Einwohnerzahl von Bodenheim erfolgt.
Die Sitzverteilung im Gemeinderat:
Jens Mutzke ist seit 2024 Ortsbürgermeister von Bodenheim. Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 war sein Vorgänger, Becker-Theilig, nicht erneut angetreten.[18] Der damalige 2. Beigeordnete Jens Mutzke (SPD) wurde mit einem Stimmenanteil von 51,9 % zu seinem Nachfolger gewählt.[19] Die Amtseinführung von Mutzke war am 8. Juli 2024.[20]
Folgende Personen übten dieses Amt seit der Befreiung Bodenheims von der Naziherrschaft 1945 aus.[21]
Zeitraum | Name | Partei | Bemerkung |
---|---|---|---|
1945 | Johann Jamin | durch die US-amerikanische Besatzung eingesetzt | |
1945–1946 | Gottfried Boxheimer | durch die US-amerikanische Besatzung eingesetzt | |
1946–1961 | Hermann Weber | CDU | |
1961–1973 | Heinz Schaub | CDU | |
1973–1984 | Horst Kasper | SPD | |
1984–2009 | Alfons Achatz | CDU | |
2009–2024 | Thomas Becker-Theilig | SPD | |
seit 2024 | Jens Mutzke | SPD |
Blasonierung: „Über schwarzem Schildfuß in Blau ein vor einem goldenen Trog stehender linksgewendeter silberner Esel, links eine goldene Henkelvase, aus der ein grüner Eichenzweig nach rechts geneigt wächst.“ | |
Wappenbegründung: Die Gemeinde führte dieses Wappen lange Zeit ohne Genehmigung, 1990 erfolgte diese durch die zuständige damalige Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz in Neustadt.
Der Sage nach forderte der Propst der Abtei St. Alban, zu der auch Bodenheim gehörte, vom Kaiser das Münzrecht, doch der Kaiser verspottete ihn: „Münzen will Er prägen? Einen alten Esel soll Er münzen!“ Voller Ironie wählte man den Esel später als Wappentier.[22] |
Im Bürgerhaus Dolles befindet sich das Bodenheimer Heimatmuseum, welches in wechselnden Ausstellungen die Bodenheimer Geschichte präsentiert. Auf dem Gelände der Firma Hilge befindet sich das Deutsche Pumpenmuseum.
Der Gesangverein Concordia 1872 Bodenheim wurde im Jahr 1872 als Männerchor gegründet.[23] Er hat sich der Pflege des internationalen Liedgutes verschrieben. Seit dem Jahr 2000 gibt es auch einen gemischten Chor mit dem Namen „Free Voices“, dessen Repertoire aus modernen Stücken (Pop- und Rockmusik) besteht. Daneben existieren weitere Gesangvereine und Chöre, z. B. die Chöre der beiden Bodenheimer Kirchengemeinden.
Der älteste Fastnachtsverein der Gemeinde ist der Bodenheimer Carneval-Verein 1935 e. V. Weitere Fastnachtsvereine sind die Närrische Bürgerinitiative Bodenheim 1986 e. V und die Bodenheimer Schoppengarde von 1987, deren Aktivitäten sich jedoch nicht auf die Fastnacht beschränken.[24]
In Bodenheim sind bzw. waren folgende Unternehmen ansässig:
Anzahl der sozialpflichtigten Arbeitsplätze 2437 (Stand: 30. Juni 2019)
In Bodenheim wird auf 426 Hektar Wein angebaut, die sich auf die Lagen Kapelle (22 ha)[25], Kreuzberg (148 ha)[26], Silberberg (24 ha)[27], Hoch (85 ha)[28], Leidhecke (63 ha)[29], Westrum (32 ha)[30], Heitersbrünnchen (76 ha)[31], Ebersberg (6 ha)[32], Burgweg (44 ha)[33], Mönchspfad (48 ha)[34] und Reichsritterstift (4 ha)[35] verteilen. Alle gehören zur Großlage Sankt Alban im Bereich Nierstein im Weinanbaugebiet Rheinhessen.[36] Insgesamt sind zurzeit (Stand: 2003) 79 Weinbaubetriebe mit einer Anbaufläche größer als 30 Ar tätig. Die Weinanbaufläche verteilt sich auf 315 Hektar Weißweinsorten und 112 Hektar Rotweinsorten. Von den Weißweinsorten werden auf 72 Hektar Silvaner und auf 71 Hektar Müller-Thurgau angebaut. Dornfelder stellt zurzeit mit 47 Hektar die am stärksten vertretene Rotweinsorte dar.
Der Bahnhof Bodenheim liegt linksrheinisch an der Bahnstrecke Mainz–Mannheim und wird halbstündlich von der S-Bahn-Linie S 6 der S-Bahn Rhein-Neckar bedient. Der Bahnhof Bodenheim wurde 1853 von der Hessischen Ludwigsbahn zusammen mit der Strecke eröffnet. 1899 wurde hier elektrischer, automatischer Streckenblock installiert.[37] Die Fahrzeit mit der S-Bahn beträgt nach Mainz ca. 10 Minuten, nach Mannheim etwa 1 Stunde und 10 Minuten.
Die zwischen Undenheim und Oppenheim verkehrende ORN-Buslinie 662 hält werktags vereinzelt am Bahnhof Bodenheim.[38] Seit dem 1. April 2022 besteht mit der Buslinie 69 der MVG eine regelmäßige Anbindung aus der Mainzer Innenstadt nach Bodenheim.[39]
Bodenheim ist über die Bundesstraße 9 sowie indirekt über die Bundesautobahn 60 an das Fernstraßennetz angebunden. Über Landstraßen ist Bodenheim mit Mainz-Laubenheim, Nackenheim und Gau-Bischofsheim verbunden.
Die Gemeinde Bodenheim ist zugleich Sitzgemeinde der Verbandsgemeinde Bodenheim
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