Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 24 bis maximal 50 Millimetern. Ihre Vorderflügel sind kompakt und nur 1,4 bis 1,9 mal länger, als sie breit sind. Die Flügeloberseiten sind überwiegend dunkelbraun, kupferfarben, blau oder violett gefärbt. Bei manchen Arten weisen die Flügeloberseiten einen metallischen Schimmer auf. Auf der Unterseite tragen viele Arten ein Muster aus dunklen, zum Teil hell umrandeten Flecken. An diesen sind die sehr schwer zu unterscheidenden Arten bei genauer Betrachtung gut zu bestimmen. Manche Arten haben Augenflecke und fühlerähnliche Schwänzchen am Hinterflügelrand, mit denen sie Fressfeinde überlisten, indem sie ihre Sitzposition umgekehrt einnehmen und dadurch sich vermeintlich von hinten anschleichende Angreifer früh erkennen können.
Die Vorderflügel haben 10 oder 11 Flügeladern, bei denen die siebte Ader fehlt bzw. zusätzlich die achte und neunte verwachsen sind. Sie haben nur eine Analader (1b). Die Hinterflügel haben neun Adern und zwei Analadern (1a und 1b). Die Adern 3 und 4 sind verwachsen. Ihre am Ende gekeulten Fühler sind kurz bis mittellang und meistens ungefähr halb so lang wie die Vorderflügellänge. Die Falter haben neben ihren Facettenaugen keine Punktaugen (Ocelli). Sie haben keine Kiefertaster (Maxillarpalpen), und ihre dreisegmentigen Lippentaster (Labialpalpen) sind nach oben gerichtet. Sie haben einen voll entwickelten, nicht geschuppten Saugrüssel. Alle ihre sechs Beine sind gut entwickelt, aber die Vorderbeine der Männchen oft verkürzt und nicht zum Laufen verwendbar.
Die Tiere weisen oft einen Sexualdichroismus auf. Die Weibchen sind, vor allem auf den Flügeloberseiten, anders gefärbt als die Männchen.
Frisch in einem Ameisennest geschlüpfte myrmecophile Bläulinge wie Ameisenbläulinge können entkommen, da sie bewachste Schuppen tragen, welche die sie verfolgenden Knotenameisen irritieren und eine Weile behindern, den jungen Schmetterling zu überwältigen.[3][4]
Merkmale der Raupen
Die Raupen haben einen kompakten, plumpen und meist abgeflachten Körperbau. Die europäischen Arten sind in ihrer Grundfärbung überwiegend grün. Ihre Behaarung ist meist kurz und dicht. Wenige Arten sind länger behaart oder kahl.
Die tagaktiven Falter klappen ihre Flügel in der Ruheposition meist zusammen und öffnen diese selten.
Die Raupen von über 75 % der weltweit vorkommenden Arten leben myrmekophil. Das heißt, dass sie von oder mit Ameisen leben. Es gibt unter ihnen parasitisch, trophobiotisch oder räuberisch lebende Arten. Sie leben gemeinsam mit Ameisen in deren Bau und ernähren sich entweder von deren Larven oder werden von den Ameisen gefüttert wie die Raupen des Lungenenzian-Ameisenbläulings (Maculinea alcon). Manche pflanzenfressenden Arten locken Ameisen durch ihre süßen Ausscheidungen, sodass die Ameisen sie auf ihren Pflanzen bewachen. Die meisten haben sich im Laufe der Zeit an das Leben mit Ameisen angepasst und besitzen neben speziellen Drüsen, die Honigtau aussondern, zum Beispiel den gleichen Geruch wie die Ameisenlarven, damit sie nicht als Eindringlinge im Ameisenbau behandelt werden. Auch können manche Arten Vibrationen und Geräusche erzeugen, mit denen sie Ameisen anlocken. Einige Arten haben zum Schutz vor Ameisenbissen eine oder mehrere der folgenden Anpassungen entwickelt: eine verdickte Cuticula und eine asselförmige Gestalt, einen unter den Prothorakalschild zurückziehbaren Kopf und eine kräftige Behaarung.
Die Eier sind meist etwas abgeflacht, oder kugelig. Die Raupen verpuppen sich überwiegend in einer auf der Futterpflanze befestigten Gürtelpuppe, oder aber – z. T. ohne Gürtelfaden – am Boden oder unter der Erde. Bei Berührung sind die Puppen in der Lage zu stridulieren, was Angreifer abschrecken soll.
Da so viele Arten hoch spezialisiert sind, sind sie durch Eingriffe in ihre Lebensräume sehr verwundbar. Mittlerweile sind zum Beispiel nahezu alle Arten Mitteleuropas als gefährdet zu betrachten und weltweit gehören 30 % der als gefährdet eingestuften Tagfalter den Bläulingen an. Besonders empfindlich sind Arten wie zum Beispiel der Lungenenzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon), dessen Raupen sich phytophag ernähren und später von Ameisen in deren Nest getragen werden. Sie sind abhängig vom Standort der Futterpflanzen sowie vom dortigen Vorhandensein ebenfalls gefährdeter Ameisenarten. Bereits für sechs Jahre in Folge als ausgestorben galt der Miami-Bläuling, Hemiargus thomasi (englisch Miami Blue).[5]
Die Einteilung der Familie in Unterfamilien ist unklar und wird wissenschaftlich kontrovers diskutiert. Grundlage der Einteilung war lange eine Einteilung nach J.N.Eliot[6], der acht Unterfamilien unterschied. Später unterschied derselbe Autor nur noch drei, extrem weit gefasste Unterfamilien, von denen nur die Lycaeninae in Mitteleuropa vorkommen würden. Dieser Auffassung sind allerdings die meisten Taxonomen nicht gefolgt. Verbreitet werden heute sieben Unterfamilien anerkannt[7], viele Bearbeiter vereinen allerdings alternativ die Polyommatinae und die Theclinae in einer weit gefasten Unterfamilie Lycaeninae[8], so dass nach deren Auffassung nur vier Unterfamilien Bestand hätten.
- Curetinae. einzige Gattung Curetis. tropisches Südost-Asien.
- Poritiinae. 54 Gattungen, mehr als 580 Arten. Afrika und tropisches Ostasien.
- Miletinae. 15 Gattungen, 150 Arten, bei vielen davon die Raupen räuberisch oder parasitisch. Vor allem in den Tropen der Alten Welt, wenige Arten holarktisch.
- Aphnaeinae. 17 Gattungen, 278 Arten. Afrika (eine Gattung, Cigaritis auch in Asien, östlich bis Japan)[9]
- Lycaeninae
- Polyommatinae
- Theclinae
Mitteleuropäische Arten
Von diesen Unterfamilien kommen in Europa drei – Lycaeninae, Polyommatinae, Theclinae – mit 140 Arten und Unterarten vor. Die nachstehende Auflistung beinhaltet alle mitteleuropäischen Arten.
Unterfamilie Polyommatinae
- Großer Wanderbläuling (Lampides boeticus) (Linnaeus, 1767); nicht bodenständig, nur als Wanderfalter
- Pelargonien-Bläuling (Cacyreus marshalli) Butler, 1898; aus Südafrika eingeschleppt
- Kleiner Wanderbläuling (Leptotes pirithous) (Linnaeus, 1767); nicht bodenständig, nur als Wanderfalter
- Zwerg-Bläuling (Cupido minimus) (Fussely, 1775)
- Kleiner Alpen-Bläuling (Cupido osiris) (Meigen, 1829)
- Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades) (Pallas, 1771)
- Östlicher Kurzschwänziger Bläuling (Cupido decolorata) (Staudinger, 1886)
- Südlicher Kurzgeschwänzter Bläuling (Cupido alcetas) (Hoffmannsegg, 1804)
- Faulbaum-Bläuling (Celastrina argiolus) (Linnaeus, 1758)
- Graublauer Bläuling oder Westlicher Quendelbläuling (Pseudophilotes baton) (Bergsträsser, 1779)
- Östlicher Quendelbläuling (Pseudophilotes vicrama) (Moore, 1865)
- Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) (Pallas, 1771)
- Alexis-Bläuling (Glaucopsyche alexis) (Poda, 1761)
- Blasenstrauch-Bläuling (Iolana iolas) (Ochsenheimer, 1816)
- Quendel-Ameisenbläuling (Phengaris arion) (Linnaeus, 1758)
- Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius) (Bergsträsser, 1779)
- Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous) (Bergsträsser, 1779)
- Lungenenzian-Ameisenbläuling (Phengaris alcon) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris rebeli) (Hirschke, 1904)
- Geißklee-Bläuling oder Argus-Bläuling (Plebejus argus) (Linnaeus, 1758)
- Idas-Bläuling oder Ginster-Bläuling (Plebejus idas) (Linnaeus, 1761)
- Kronwicken-Bläuling (Plebejus argyrognomon) (Bergsträsser, 1779)
- Kleiner Tragant-Bläuling (Kretania trappi (Verity, 1927))
- Kleiner Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Großer Sonnenröschen-Bläuling (Aricia ataxerxes) (Fabricius, 1793)
- Nicias-Bläuling (Aricia nicias) (Meigen, 1830)
- Storchschnabel-Bläuling (Aricia eumedon) (Esper, 1780)
- Rotklee-Bläuling oder Violetter Wald-Bläuling (Cyaniris semiargus) (Rottemburg, 1775)
- Hochmoor-Bläuling (Agriades optilete) (Knoch, 1781)
- Dunkler Alpenbläuling (Agriades glandon) (Prunner, 1798)
- Heller Alpenbläuling (Agriades orbitulus) (Prunner, 1798)
- Himmelblauer Bläuling (Lysandra bellargus) (Rottemburg, 1775)
- Silbergrüner Bläuling (Lysandra coridon) (Poda, 1761)
- Escher-Bläuling (Polyommatus escheri) (Hübner, 1823)
- Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Vogelwicken-Bläuling oder Prächtiger Bläuling (Polyommatus amandus) (Schneider, 1792)
- Kleiner Esparsetten-Bläuling (Polyommatus thersites) (Cantener, 1835)
- Hauhechel-Bläuling oder Gemeiner Bläuling (Polyommatus icarus) (Rottemburg, 1775)
- Eros-Bläuling (Polyommatus eros) (Ochsenheimer, 1808)
- Zahnflügel-Bläuling (Polyommatus daphnis) (Denis & Schiffermüller, 1775)
- Östlicher Esparsetten-Bläuling (Polyommatus admetus) (Esper, 1783)
- Weißdolch-Bläuling oder Großer Esparsetten-Bläuling (Polyommatus damon) (Denis & Schiffermüller, 1775)
Weitere Arten
Europa / Afrika
- Satyrium esculi (Hübner, 1804) – Nordafrika, Iberische Halbinsel, Südfrankreich
- Tomares ballus (Fabricius, 1787) – Spanien, Portugal, Frankreich und Nordafrika
- Deloneura immaculata (Trimen, 1868) – Südafrika, als ausgestorben vermutet
- Lepidochrysops hypopolia (Trimen & Bowker, 1887) – in Südafrika, als ausgestorben vermutet
- Tarucus balkanica (Freyer, 1844) – westliches Mittelmeer bis Indien
- Iolaus (Hübner, 1819) – in Afrika lebende Gattung der Theclinae
Amerika
- Euphilotes (Mattoni, 1978) – im westlichen Nordamerika lebende Gattung der Polyommatinae
- Cupido (Schrank, 1801) – Gattung der Polyommatinae
- Plebejus acmon (Westwood, 1851) – im westlichen Nordamerika
- Euphilotes battoides (Behr, 1867) – im westlichen Nordamerika
- Euphilotes battoides allyni (Shields, 1975) – im westlichen Nordamerika
- Lycaena mariposa (Reakirt, 1866) – im nordwestlichen Nordamerika
- Lycaena hermes (Edwards, 1870) – im südlichen Kalifornien bis Mexiko
- Callophrys henrici (Grote & Robinson, 1819) – im östlichen Nordamerika
- Callophrys mcfarlandi (Clench & Ehrlich, 1960) – in Mittel- und Nordamerika
- Calycopis cecrops (Fabricius, 1793) – im Osten und Südosten Nordamerikas
- Calycopis isobeon (Butler & H. Druce, 1872) – in Mittel- und Nordamerika
- Atlides halesus (Cramer, 1777) – in Mittel- und Nordamerika
- Lycaena helloides (Boisduval, 1852) – in weiten Teile Nordamerikas
- Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7.
- Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag, Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X.
- Tagfalter. In: Günter Ebert, Erwin Rennwald (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. 1. Auflage. Band 2: Spezieller Teil: Satyridae, Libytheidae, Lycaenidae, Hesperiidae. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1991, ISBN 3-8001-3459-4.
- Heiko Bellmann: Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer, Schmetterlinge, Raupen und Futterpflanzen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09330-1.
- Klaus Dumpert: Das Sozialleben der Ameisen. Parey, Berlin/Hamburg 1994, ISBN 3-489-63636-8.
- Felix Riedel: Bestimmungsschlüssel für Bläulinge (Lycaenidae). Naturkundlicher Beitrag des DJN Nr. 34,
Erik J. van Nieukerken, Lauri Kaila, Ian J. Kitching, Niels P. Kristensen, David C. Lees, Joël Minet, Charles Mitter, Marko Mutanen, Jerome C. Regier, Thomas J. Simonsen, Niklas Wahlberg, Shen-Horn Yen, Reza Zahiri, David Adamski, Joaquin Baixeras, Daniel Bartsch, Bengt Å. Bengtsson, John W. Brown, Sibyl Rae Bucheli, Donald R. Davis, Jurate De Prins, Willy De Prins, Marc E. Epstein, Patricia Gentili-Poole, Cees Gielis, Peter Hättenschwiler, Axel Hausmann, Jeremy D. Holloway, Axel Kallies, Ole Karsholt, Akito Y. Kawahara, Sjaak (J.C.) Koster, Mikhail V. Kozlov, J. Donald Lafontaine, Gerardo Lamas, Jean-François Landry, Sangmi Lee, Matthias Nuss, Kyu-Tek Park, Carla Penz, Jadranka Rota, Alexander Schintlmeister, B. Christian Schmidt, Jae-Cheon Sohn, M. Alma Solis, Gerhard M. Tarmann, Andrew D. Warren, Susan Weller, Roman V. Yakovlev, Vadim V. Zolotuhin, Andreas Zwick: Order Lepidoptera Linnaeus, 1758. In: Z.-Q. Zhang: (Hrsg.): Animal biodiversity: An outline of higher-level classification and survey of taxonomic richness. (=Zootaxa, 3148). 2011, S. 212–221.
Der wissenschaftliche Name leitet sich möglicherweise von einem Beinamen der Venus ab, der seinerseits mit dem Lykaion zusammenhängt, einem Gebirge in Arkadien, das mit dem griechischen Namen für den Wolf zu tun hat und wohl auch ein Venus-(= Aphrodite)-Heiligtum besaß. Vergleiche: Hans-Arnold Hürter: Die wissenschaftlichen Schmetterlingsnamen. Herleitung und Deutung. Verlag Peter Pomp. Bottrop. 1998, S. 31–35
M. J. Scoble: The Lepidoptera: Form, Function, and Diversity. 2005, S. 63. Accessed through Google books on 21 Aug 2009
Saving South Florida's Butterflies: Miami Blue Fund. North American Butterfly Association, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2006; abgerufen am 28. Februar 2011. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naba.org
John Nevill Eliot (1973): The higher classification of the Lycaenidae (Lepidoptera): a tentative arrangement. Bulletin of the British Museum (Natural History) (Entomological series) 28 (6)
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