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Unternehmen für Blutplasma-Arzneimittel aus Dreieich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Biotest Aktiengesellschaft mit Sitz in Dreieich ist ein international führender Anbieter von Plasmaproteinprodukten, die speziell zur Behandlung von Blut- und Immunerkrankungen eingesetzt werden. Biotest fokussiert sich auf die Forschung und Entwicklung in den Bereichen klinischen Immunologie, Hämatologie sowie der Intensiv- und Notfallmedizin. Das Unternehmen deckt dabei die gesamte Wertschöpfungskette ab, von der präklinischen und klinischen Forschung über die Produktion bis hin zur weltweiten Vermarktung seiner lebensrettenden Therapien. Biotest ist mit über 2.600 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen (Stand September 2024) ein maßgeblicher Akteur in der globalen Pharmaindustrie. Die Stamm- und Vorzugsaktien der Biotest AG sind im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet. Seit Mai 2022 ist Biotest Teil der Grifols Gruppe in Barcelona, Spanien.
Biotest Aktiengesellschaft | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0005227201 (Stammaktien), DE0005227235 (Vorzugsaktien) |
Gründung | 1946 |
Sitz | Dreieich, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | mehr als 2.600 (2024) |
Umsatz | 516,1 Mio. Euro (2022)[1] |
Branche | Pharmazeutische Industrie |
Website | www.biotest.de |
Stand: 31. Dezember 2022 |
Das Unternehmen wurde 1946 als Biotest Serum-Institut GmbH in Frankfurt von Carl Adolf Schleussner[2] und seinem Sohn Hans Schleussner gegründet. Basierend auf den Erkenntnissen von Karl Landsteiner lag der Forschungsschwerpunkt in erster Linie im Bereich der Blutgruppenserologie. Das erste Produkt war das Testserum Anti-D (zur Bestimmung des Rhesusfaktors). Bluttransfusionen mit inkompatiblem Blut konnten nun vermieden werden. Produkte für den therapeutischen Bereich kamen ab dem Jahr 1949 hinzu. Als erstes wurde das Plasmaproteinpräparat „Biseko“ auf den Markt gebracht, das bis heute vermarktet wird. 1986 kam es zur Umwandlung der Biotest Serum-Institut GmbH in die Biotest AG. 1987 ging der Konzern mit seinen Stamm- und Vorzugsaktien an die Frankfurter Wertpapierbörse. Von 2007 bis September 2018 waren die Vorzugsaktien im Auswahlindex SDAX der Deutschen Börse enthalten.[3][4] Die Aktien des Unternehmens sind im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet. Die Mehrheit der Stammaktien liegt bei der Ogel GmbH, die von der Familie Schleussner kontrolliert wird.
Biotest hat den strategischen Fokus darauf gelegt, sich auf das Kerngeschäft mit Plasmaproteinen und Biotherapeutika zu konzentrieren und hier die Position durch Internationalisierung sowie Forschung und Entwicklung auszubauen.
Im Januar 2010 veräußerte Biotest das Geschäft mit Reagenzien und Geräten (etwa dem von Biotest entwickelten Bluttransfusionsgerät Ivautrans 40[5]) zur Transfusions- und Transplantationsdiagnostik an die ebenfalls in Dreieich ansässige Bio-Rad Laboratories, Inc.[6] Im März 2011 vereinbarte das Unternehmen den Verkauf des Segments Mikrobiologisches Monitoring an die Merck KGaA aus Darmstadt, welcher im August 2011 wirksam wurde. Ende des Jahres 2012 erhielt Biotest die Zulassung für das erste Immunglobulinpärapat (Bivigam (R)) für den amerikanischen Markt. Zu Beginn des Jahres 2013 wurde dieses in den Markt eingeführt. Im Jahr 2013 wurde mit der Merz Pharma GmbH & Co. KGaA, Frankfurt, ein Vertriebsabkommen für den russischen Markt getroffen sowie für das Griechenlandgeschäft mit Vianex s. a. Zur Finanzierung des Produktionskapazitätenverdopplungs-Projektes Biotest Next Level am Standort in Dreieich wurde im Juni 2013 eine Kapitalerhöhung durchgeführt mit einem Emissionsvolumen von 76 Mio. € und der Platzierung neuer Vorzugsaktien im Markt. Im Herbst 2013 wurde darüber hinaus ein Schuldscheindarlehen von über 210 Mio. € platziert. Ebenso wurde im Jahr 2013 eine klinische Phase III Studie gestartet mit Civacir (R), einem Präparat zur Reinfektionsprophylaxe gegen Hepatitis C nach Lebertransplantation. Im Jahr 2014 wurde eine klinische Studie mit dem monoklonalen Antikörper Indatuximab Ravtansine (BT-062) zur Behandlung von Patienten mit soliden Tumore gestartet.
Die Bauarbeiten zum Kapazitätsausbau in Dreieich, die der Kapazitätsverdopplung und Portfolioerweiterung dienen, begannen im Jahr 2014. Insgesamt plant Biotest, bis 2020/21 rund 300 Millionen Euro am Standort Dreieich zu investieren und 300 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Mit dem Investitionsprogramm „Biotest Next Level“ wird Biotest die gesamte Produktionskapazität der Biotestgruppe mehr als verdoppeln.[7] Schwerpunkt der Forschungs- und Entwicklungsprojekte sind Plasmaproteine. Biotest verfolgt zudem aktiv Möglichkeiten, im Bereich der monoklonalen Antikörper Produkte gemeinsam mit Partnern zu entwickeln.[8]
Im Januar 2018 wurde Biotest vom chinesischen Investor Creat Group bei einem Firmenwert von 1,3 Milliarden Euro inklusive Schulden übernommen. Um die staatlichen Genehmigungen zu erhalten, verkaufte Biotest seine US-amerikanischen Geschäfte an den spanischen Pharmakonzern Grifols. Im Frühjahr 2021 stellte Creat Biotest zum Verkauf. Im September 2021 zeichnete sich ab, dass das Unternehmen an Grifols verkauft wird. Im November 2021 empfahlen Vorstand und Aufsichtsrat die Annahme des Übernahmeangebots von Grifols. Im Jahr 2023 übernahm Grifols S.A. die Stimmrechtsmehrheit an der Biotest AG, nachdem alle notwendigen Bedingungen erfüllt wurden. Im Zuge der neuen Partnerschaft verkaufte Biotest mehrere Vertriebsgesellschaften in verschiedenen Ländern an Grifols, um die Marktposition zu stärken. Biotest erhielt im selben Jahr die Zulassung für ein neues Immunglobulinpräparat. In Zusammenarbeit mit einem Partnerunternehmen sicherte sich Biotest zudem den Zugang zum US-amerikanischen Markt, einem der weltweit wichtigsten Märkte für Immunglobuline.
Biotest hat sich auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von biologischen Arzneimitteln spezialisiert, die aus menschlichem Plasma gewonnen werden. Die Produkte finden Anwendung in den Bereichen Hämatologie, klinische Immunologie und Intensivmedizin. Insbesondere die Immunglobuline von Biotest stellen einen wesentlichen Faktor in der Behandlung von Patienten mit Immundefekten sowie Autoimmunerkrankungen dar. Des Weiteren produziert Biotest Gerinnungsfaktoren, welche zur Behandlung von Hämophilie (Bluterkrankheit) zum Einsatz kommen. Ein weiterer Bestandteil des Produktportfolios sind Albuminpräparate, welche zur Volumenexpansion bei schwerwiegenden Verbrennungen, Lebererkrankungen oder anderen kritischen Zuständen zum Einsatz gelangen, um das Blutvolumen zu stabilisieren.
Neben den therapeutischen Produkten ist Biotest auch im Bereich Plasmagewinnung tätig. Biotest gewinnt diesen Ausgangsstoff für die eigene Produktion mittels Plasmapherese in eigenen Spenderzentren. Bei diesem Verfahren wird das Plasma von der Vollblutspende abgetrennt und die übrigen Bestandteile des Blutes werden dem Spender direkt wieder zugeführt. Um die höchstmögliche Sicherheit für die Patienten gewährleisten zu können, wird ausschließlich Plasma qualifizierter Spender verwendet, die kontinuierlich auf ihre Gesundheit untersucht werden. Vor der Verarbeitung werden die Spenden zudem mehrfach auf mögliche Verunreinigungen mit Viren etc. mit modernsten Testverfahren getestet.
Hierunter fallen die strategischen Therapiegebiete Hämatologie, Klinische Immunologie und Intensivmedizin.
Plasmaproteine werden aus menschlichem Blutplasma gewonnen (Plasmafraktionierung). Die Produktionsstätten liegen in Europa. Das bei Biotest verarbeitete Plasma stammt zum Großteil aus Plasmapherese. Biotest betreibt rund 20 eigene Sammelstationen in Europa.
Die Plasmaproteine können in die Hauptgruppen Immunglobuline, Gerinnungsfaktoren und Albumine unterteilt werden. Immunglobuline kommen bei angeborenen oder erworbenen Erkrankungen des Immunsystems sowie bei schwerwiegenden Infektionen zum Einsatz, Gerinnungsfaktoren bei Blutgerinnungsstörungen (Hämophilie A und B), Albumine in der Notfallmedizin, beispielsweise zur Stabilisierung des Blutkreislaufs bei Verbrennungen und schweren Verletzungen.
Eine besondere Kompetenz hat das Unternehmen bei Hyperimmunglobulinen, die in der Prophylaxe und der Therapie von spezifischen Infektionserkrankungen zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel in der Immunprophylaxe von Hepatitis B. Neben Immunglobulinen (polyspezifische IVIG-Präparate) zählen Albumin und Faktor VIII-Präparate zu den wichtigsten Produktgruppen von Biotest.[9]
Kernmärkte sind Deutschland sowie die weiteren Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Darüber hinaus ist das Unternehmen in asiatischen Märkten.
Das für Biotest erforderliche Blutplasma wird mittels Plasmapherese in zahlreichen eigenen Sammelstationen[10] in Europa gewonnen sowie von ausgewählten Lieferanten bezogen.
Die Herstellung (Fraktionierung) der Plasmaproteine erfolgt im Hauptwerk in Dreieich.
Die Prinzipien der Nachhaltigkeit sind ein fundamentaler Bestandteil der Unternehmensphilosophie von Biotest. Das Unternehmen verfolgt eine konsequente Strategie, welche die ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung miteinander verbindet. Bereits seit 2018 publizierte Biotest regelmäßig Berichte gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und verpflichtete sich zur Einhaltung hoher ethischer Standards in sämtlichen Geschäftsbereichen. Ab dem Berichtsjahr 2024 ist die Biotest AG verpflichtet, den noch höheren Standard der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu erfüllen und die wesentlichen Nachhaltigkeitskennzahlen im Konzernlagebericht zu veröffentlichen. Ein zentrales Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie ist die Reduktion der CO₂-Emissionen sowie die Erreichung vollständiger Klimaneutralität. Von essentieller Bedeutung ist dabei die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen sowie die Optimierung der Produktionsprozesse zur Schonung natürlicher Ressourcen.
Im Hinblick auf die Ressource menschliches Blutplasma verfolgt Biotest das Ziel, diese so effizient wie möglich zu nutzen. Im Rahmen des Projekts „Biotest Next Level“ hat das Unternehmen seine Produktionskapazitäten erweitert, wobei gleichzeitig der Energieverbrauch gesenkt wurde. Während aller Produktionsphasen wird auf maximale Transparenz sowie auf hohe Sicherheitsstandards geachtet, um den Schutz der Spenderinnen und Spender sowie der Patientinnen und Patienten sicherzustellen. Darüber hinaus legt das Unternehmen besonderen Wert auf die Einhaltung von Standards in den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheitsmanagement und Chancengleichheit.
Nach eigenen Angaben bestehen für im Unternehmen durchgeführte Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten Kooperationen mit Universitäten und Hochschulen in Deutschland (beispielsweise in Frankfurt, Darmstadt, Mainz, Gießen und Wismar). Ferner gibt Biotest an, durch Spenden wissenschaftliche Aktivitäten in der studentischen Ausbildung beispielsweise die Frankfurter Pharmazieschule e. V. und verschiedene Patientenorganisationen zu unterstützen.[11]
Darüber hinaus legt Biotest Wert auf die Ausbildung des eigenen Nachwuchspersonals und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Oktober 2014 erhielt Biotest das „Zertifikat für Nachwuchsförderung“ der Agentur für Arbeit für das vorbildliche Engagement in der Ausbildung.[12] Im Sommer 2015 wurde die unternehmenseigene Kindertagesstätte am Standort Dreieich für bis zu 80 Kinder eröffnet.[13]
Das Unternehmen wurde im Jahr 1986 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt; seit 1987 werden die Aktien (Stamm- und Vorzugsaktien) an der Börse im Prime Standard der Deutschen Börse gehandelt. Von 2007 bis September 2018 waren die Vorzugsaktien im Auswahlindex SDAX enthalten.[16]
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