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Nachfolgegesellschaft der österreichischen staatlichen Tabakregie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Austria Tabak GmbH ist Rechtsnachfolger der vormals börsennotierten Austria Tabak AG, deren Ursprünge als Aktiengesellschaft im Jahr 1939 liegen (Austria Tabakwerke AG) bzw. auf die vormals die unter Joseph II. eingerichtete Österreichische Tabakregie zurückgehen.
Austria Tabak | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | Tabakregie 1784 (Rechtsform 2006)[1] |
Sitz | Wien 16, Österreich |
Leitung | Libikas Linas, Marco Bordignon, Tobias Christian (2020)[1] |
Branche | Tabakwaren |
Website | www.austriatabak.at |
Austria Tabak war bis zum EU-Beitritt Österreichs 1994 Inhaber des inländischen Monopols auf Anbau, Verarbeitung, Import und Vertrieb von Tabak und Tabakwaren. Nach der Börsennotierung ab 1997 wurde Austria Tabak im Jahr 2001 zu 100 % privatisiert und von der staatlichen Industrieholding ÖIAG an die britische Gallaher Group verkauft, damals weltweit fünftgrößter Tabakkonzern. Seit dem 18. April 2007 gehört Austria Tabak zu JT International (JTI), welche das Unternehmen Gallaher übernahm. JTI ist eine Tochtergesellschaft von Japan Tobacco Inc., dem weltweit drittgrößten internationalen Hersteller von Tabakprodukten.
Die Firmenzentrale befindet sich in Wien-Ottakring.
Seit 1570 sind Tabakpflanzen in Österreich nachgewiesen. Der Import und der Anbau von Tabak wurden nach 1658 mit Zöllen und Steuern belegt. Eine Tendenz zur Monopolisierung gab es im Habsburgerreich bereits im frühen 18. Jahrhundert. Um 1700 wurde daher der Tabakanbau außerhalb von Hausgärten verboten, ab 1723 waren Anbaulizenzen erforderlich und der freie Verkauf wurde untersagt, die Kontrolle in den einzelnen Kronländern Administratoren der Steuerverwaltung unterstellt. 1764 erließ Kaiserin Maria Theresia ein Monopol für Österreich (d. h. Ober- und Niederösterreich, siehe: Innerösterreich, aber auch für Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien), welches sie in Folge jeweils einer privaten Gesellschaft verpachtete.[2]
Im Jahr 1784 wurde die Österreichische Tabakregie unter Kaiser Joseph II. als sogenanntes Vollmonopol für alle österreichischen Länder gegründet. Dieses war unter anderem zur Versorgung von Kriegsinvaliden gedacht, die bei der Zuteilung der Verschleißstellen bevorzugt wurden (Trafik für einfache Soldaten, Großhandel für Offiziere). Daneben wurden auch schuldlos verarmte Beamte auf diese Weise versorgt. Dieses Monopol schwächte einerseits die Lage der Tabakbauern, andererseits gab es ihnen in Krisenzeiten Sicherheit.
Der private Anbau wurde im 19. Jahrhundert weitgehend zurückgedrängt. Es wurde nur noch in begrenzten Mengen der Anbau von Bauerntabak akzeptiert, der durch seine schlechtere Qualität keine Bedrohung für das Monopol war. Dokumentiert ist eine derartige förmliche Erlaubnis für die Bauern des oberen Inntales in den Jahren 1848–1860.
Weitere Entwicklungsschritte waren:
In der unmittelbaren Nachkriegszeit blühte aufgrund der allgemeinen Armut und des Devisenmangels wieder der Eigenanbau; es wurde der Anbau von 25 Stauden Bauerntabak pro Person geduldet.
Josef „Beppo“ Mauhart war von 1976 bis 1995 Mitglied des Vorstands. Heute (Stand 2013) besteht der Vorstand aus Hagen von Wedel, Wolfgang Louzek und Richard Wilcock.
Mit dem EU-Beitritt (1995) erfolgten starke Einschnitte in das Monopol:
Im Jahre 1997 übertrug die Republik Österreich sämtliche Anteile an die Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG). Am 5. November 1997 verkaufte die ÖIAG 49,5 % der Anteile an institutionelle und private Aktionäre. Am 25. März 1999 wurden weitere 9,4 % an institutionelle Anleger verkauft. Die Vollprivatisierung folgte 2001. Nach einer öffentlichen Ausschreibung im März 2001 kaufte der britische Tabakkonzern Gallaher Group die verbliebenen 41,1 % für rund 770 Millionen €. Den übrigen Aktionären wurde ein Angebot über denselben Preis pro Aktie (85 €) unterbreitet, welches zu fast 100 % angenommen wurde. Der Rechnungshof übte später in einem Bericht vom Oktober 2007 herbe Kritik an der Privatisierung. So sei die Beauftragung der Investmentbank Credit Suisse First Boston im Dezember 2000 durch die ÖIAG lediglich mündlich erfolgt und erst im Februar 2001 schriftlich festgehalten worden. Zudem verrechnete die Bank mit 8,16 Millionen Euro sowie 220.000 Euro Spesen letztlich ein höheres Honorar als die zweitgereihte Bank.[5] Laut Prüfer habe es der Eigentümer zudem verabsäumt, vor dem Verkauf ein Bewertungsgutachten einzuholen. Ein späterer Verkauf wäre womöglich sinnvoller gewesen. Weiters wurde kritisiert, dass der Aufsichtsrat nicht nur nicht ausreichend vorinformiert, sondern sogar über die tatsächliche Lage getäuscht worden sei. Auch sei verabsäumt worden, dem Käufer weitergehende Standortgarantien abzuringen.[6] Eine Aufarbeitung der Privatisierung sei laut Presseberichten allerdings schwierig, da die ÖIAG im Zuge einer Übersiedlung einige Unterlagen „aus Platzgründen entsorgt“ habe.[5]
Im Laufe des Jahres 2005 wurde die Zigarettenfabrik in Schwaz geschlossen und die Produktion nach Linz und Hainburg an der Donau verlagert. Ebenfalls geschlossen wurde die 1796 gegründete und zum damaligen Zeitpunkt älteste Zigarrenfabrik der Welt in Fürstenfeld.[7] Die Zigarrenproduktion wurde nach Wales verlagert. Die verbliebenen Werke in Linz und Hainburg wurden modernisiert. Die Zigarettenproduktion stieg von 25,4 Milliarden Stück im Jahre 2000 auf 36,4 Milliarden Stück im Jahr 2005. In Hainburg produzierte die Österreichische Zigarettenfilter GmbH Filter für Österreich und den Export. Der zwischen 1928 und 1935 errichtete und teilweise denkmalgeschützte Gebäudekomplex der Linzer Tabakfabrik wurde an die Stadt Linz verkauft.
Mit Ende 2011 wurde schließlich auch die letzte österreichische Zigarettenproduktion, die 40 % für den heimischen Markt produzierte, in Hainburg geschlossen. Und das, obwohl man sich noch 2007 „klar zur Produktion in Österreich“ bekannte und rund 40 Millionen Euro in das Werk investiert wurden.[8] 240 Mitarbeiter in Hainburg verloren ihren Job, ebenso wie 80 Mitarbeiter der Zentrale in Wien, welche die Produktion unterstützten.[9]
Der Sitz der Gesellschaft befindet sich heute in Wien (XVI., Koppstraße 116), wo auch die Vertriebstochter Tobaccoland und die Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft Ökolab angesiedelt sind. Derzeit sind am Standort Österreich rund 500 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.
In Deutschland ist man mit der JTI Deutschland GmbH (vormals Gallaher Deutschland bzw. Austria Tabak GmbH) vertreten. Die 1923 gegründete deutsche Niederlassung in München wurde zum 31. Dezember 2007 als Folge der Übernahme der Gallaher Group durch Japan Tobacco geschlossen und an den Standort von JTI in Köln verlegt.
An der Lekkerland SE & Co. KG – Lebensmittel und Tabakwaren für Tankstellen-Shops – wurde ein 25,1-prozentiger Anteil gehalten. Im Zuge der Übernahme von Lekkerland durch REWE im Oktober 2019 wurde dieser Anteil an REWE verkauft. Bei der Tobaccoland Automatengesellschaft mbH & Co. KG ist man Mehrheitseigentümer und Marktführer am deutschen Zigarettenautomatenmarkt.
Die Tabakregie stellte im Lauf ihres Bestehens eine kaum überschaubare Anzahl Sorten von Tabak, Zigarren, Zigarillos und Zigaretten her, welche mitunter unter wechselnden Namen angeboten wurden. So wurden beispielsweise um 1910 Zigarren unter der Sorten Selectos, Ideales, Britannica, Graciosas, Trabuco, Regalia Media und Virginier angeboten. Bei den Zigaretten gab es Coronas, Dames, Egyptische III. Sorte, Memphis, Nil, Kaiser, Sport und Princesas.[10]
Immer wieder bediente sich die Tabakregie bei den Namen ihrer Produkte an Musik und Theater, so gab es unter anderem Zigaretten der Marken Rosenkavalier und Heliane. Im Jahr 1928 brachte die Regie in Anlehnung an Ernst Kreneks Opernerfolg Jonny spielt auf die Zigaretten der Marke Jonny auf den Markt. Das bewusst moderne Design der Schachtel wurde von Oswald Haerdtl gestaltet.[11]
Zu den bekanntesten Produkten der Tabakregie zählten die "kaiserlichen" Virginierzigarren, die Regalia Media sowie die Zigarettenmarken Memphis, Nil, Hobby, Austria 3, Milde Sorte und Smart Export.
Außerhalb des heutigen Österreichs unter anderem:
In den 1990er Jahren ließ sich der Vorstand um Vorstandsvorsitzenden Beppo Mauhart auf den Kauf der HTM-Gruppe (Head mit Tyrolia, Mares) ein, von der man sich aber bald wieder trennen musste.
In der Folge "Nachttankstelle" der satirischen Fernsehserie Kottan ermittelt wirbt Otto Schenk im Fernsehen für die "flotte milde Schönbrunn-Zigarette" (eine Anspielung auf die Marken Belvedere und Gloriette) und kommt vor lauter Husten nicht mehr zum Sprechen seines Textes.[21]
In mehreren Episoden des Kaisermühlen Blues, deren Hauptfigur Gitti Schimek eine Trafikantin ist, wird die damalige Hauptverwaltung der Austria Tabak respektive des Monopols mit einem Augenzwinkern gezeigt: sämtliche Mitarbeiter bis hin zum Hofrat scheinen ständig zu rauchen.
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