Aula der Georg-August-Universität
Universitätsgebäude in Göttingen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Aula der Georg-August-Universität wurde 1837 zur ersten Hundertjahrfeier der Universität Göttingen als Aula im klassizistischen Stil eingeweiht, im Auftrag von König Wilhelm IV. von Großbritannien und Hannover am damaligen Neuen Markt, heute Wilhelmsplatz.
Die Aula am heutigen Göttinger Wilhelmsplatz ist eines der wichtigsten Universitätsgebäude, das zeitlich zwischen der ersten Bauwelle nach der Gründung im 18. Jahrhundert und den Erweiterungsbauten durch die Preußische Kultusverwaltung nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866 entstand. Im Ergebnis längerer erfolgloser Suche nach einem geeigneten Bauplatz in der Nähe der damaligen Hauptgebäude der Universität rund um die Paulinerkirche entschied man sich für ein Grundstück an der Nordseite des Neuen Markts, dessen Platzränder seit 1822 nach Abbruch der Barfüßerklosters sukzessive neu bebaut und gestaltet wurden. Für das Universitätsgebäude wurde als Bauplatz das ehemalige Palais des verstorbenen Bürgermeisters Conrad Hieronymus Tuckermann erworben. Erste Planungen des Universitätsbaumeisters Otto Praël aus dem Jahr 1832 wurden nach Vorsprache von Göttinger Professoren unter der Führung des Philologen Karl Otfried Müller beim Hof in Hannover in Richtung auf mehr repräsentative Wirkung des Gebäudes überarbeitet. Müller verstand es später in besonderem Maße seine Vorstellungen bei Raumgestaltung und Ausstattung durchzusetzen, seine Position im Polychromiestreit schlug sich auch in der farblichen Ausgestaltung nieder. 1835 wurde mit dem Neubau begonnen, der junge Hermann Hunaeus assistierte Praël; die Bauausführung lag bei dem bekannten Göttinger Bauunternehmer Christian Friedrich Andreas Rohns.
Der zweigeschossige Baukörper hat durch seinen langgezogenen nördlichen Gartenflügel einen Grundriss in T-Form. Die spätklassizistische Fassade des zum Platz ausgerichteten, höheren Mittelrisalits mit Dreiecksgiebel zeigt eine reiche Bauplastik in Naturstein geschaffen von dem damals am hannoverschen Hof tätigen Bildhauer Ernst von Bandel, der auch das Denkmal mit der Statue von König Wilhelm IV. auf dem dann nach ihm benannten Wilhelmsplatz schuf. Bandel und Rohns waren miteinander befreundet. Die gesamte Architektur ist stark an Karl Friedrich Schinkels Architektursprache angelehnt, ohne dass eine direkte oder indirekte Einflussnahme von Schinkel auf Planung oder Ausführung bislang nachgewiesen werden konnte. Wenige Monate nach Fertigstellung der Aula und den Feierlichkeiten zum Universitätsjubiläum überschattete allerdings der Hannoversche Verfassungskonflikt die Freude über das neue Gebäude, und die Universität musste den Verlust der Göttinger Sieben verkraften.
Die Große Aula im Gartenflügel kann mit der davorliegenden Kleinen Aula zu einem Veranstaltungsraum verbunden werden, indem mehrere Flügeltüren in der Wand zwischen den hintereinanderliegenden Räumen geöffnet werden. Sie fasst dann bis zu 1400 Personen. Hinter dem Rednerpult der Großen Aula befindet sich die Königswand mit den Porträts aller britisch-hannoverschen Herrscher von der Gründung der Universität 1737 bis zur Annexion durch Preußen 1866. Diese hatten sich allesamt das Amt des Rektors vorbehalten, so dass der höchste Repräsentant der Universität vor Ort in Göttingen der Prorektor war. Hinzu kommen die Büsten der Professoren auf freistehenden Podesten an den weiteren Wänden, die sich im klassizistischen Stil in weißem Marmor in das von Müller vorgegebene Raumprogramm einfügen. Zwei von ihnen wurden am 18. Juni 2009 bei einem Übergriff im Zusammenhang mit Protesten gegen die Studienbedingungen schwer beschädigt: David Hilbert sowie irreparabel Christian Gottlob Heyne.[1]
Im östlichen Flügel des Vorderhauses finden sich die Empfangsräume, früher des Prorektors und heute des Rektors der Universität. Der westliche Flügel enthält zur Straßenseite den Sitzungssaal der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der für seine Ausgestaltung mit Wandmalereien, die Apollon und Musen der klassischen Mythologie zeigen, bekannt ist.
Der Karzer der Universität befindet sich auf zwei Etagen an der rückwärtigen Gartenseite des westlichen Flügels, also hinter dem Saal der Akademie. Im ersten und zweiten Stock sind hier je vier Zellen angeordnet, die farbenprächtig mit den naiven Malereien der einst einsitzenden Studenten versehen sind. Der obere Karzer kann als kleines Museum der Universitäts- und Studentengeschichte mit der Aula besichtigt werden.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein besaß die Universität die alleinige Gerichtsbarkeit über ihre Angehörigen. Für Göttinger Studenten war ein Aufenthalt von bis zu 14 Tagen Dauer möglich. Strafbare Vergehen waren unter anderem Beleidigung, öffentliche Trunksucht, nächtliches Lärmen, Faulheit und zu schnelles Reiten in der Stadt.[2]
Der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck verbrachte hier insgesamt 18 Tage. Zeitweise gehörte es für den Göttinger Studenten sogar zum guten Ton, eine Nacht im Karzer verbracht und sich auf den weiß gekalkten Wänden verewigt zu haben.
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