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für den Großen Kurfürsten 1663 in den Niederlanden hergestellter Riesenatlas Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Atlas des Großen Kurfürsten bzw. Mauritius-Atlas ist einer der größten Weltatlanten neben dem Rostocker Großen Atlas und dem Klencke-Atlas in London und zudem eines der größten und schwersten Bücher der Welt überhaupt. Der Atlas wurde 1664 von Johann Moritz zusammengestellt und an den Großen Kurfürsten verschenkt und zeigt exemplarisch die Qualität der Wandkartenmanufaktur der Niederlande des 17. Jh. Er befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin.
Der Atlas wurde spätestens 1664 zusammengestellt von Johann Moritz, Fürst von Nassau-Siegen und trägt deshalb auch den Namen Mauritius-Atlas. Der Atlas wurde dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg als kostspieliges Geschenk übergeben zur Ausstellung in der Kurfürstlichen Bibliothek im ehemaligen Apothekerflügel des Berliner Schlosses. Bereits im Jahr 1661 gab Friedrich Wilhelm I. seine bislang private Büchersammlung eingeschränkt frei, so dass Gelehrte und Gäste die Bände besuchen konnten.[1] Ein Brief des Kurfürsten vom 2. August 1664 an Moritz, den Statthalter von Kleve, lautet: „bedancke mich zuforders wegen des grocsen Buches, welches sehr schön, undt meine Biblioteck sehr ziehret“.[2]
Der Atlas wurde ab 1782 in der neu errichteten Königlichen Bibliothek ausgestellt und 1884 in einen Prachtraum des benachbarten Niederländischen Palais verlegt. 1910 gelangte der Atlas an seinen endgültigen Standort im großen Neubau der Staatsbibliothek Unter den Linden.[3]
Der Atlas wurde 1893 auf der Weltausstellung in Chicago als größtes Buch der Welt präsentiert. Auf der Rückreise wurde der originale Einband beschädigt durch einen Bruch in den Eichenplatten. Zudem verursachte die Meeresluft eine Wellenbildung in den Karten. Erst 1931 wurde eine Restaurierung begonnen, dabei wurden die Karten hinterklebt, der Deckel aus Holz neu gefertigt und mit neuem Leder überzogen. Die ursprünglichen Beschläge und Schließen wurden weiter verwendet.
Der Atlas wurde im folgenden Zweiten Weltkrieg nicht zerstört oder als Kriegsbeute entwendet und ging an die Deutsche Staatsbibliothek in Ost-Berlin. Eine erneute Restaurierung wurde 1968 mit dem Ziel begonnen, die Karten zu reinigen und zu stabilisieren, nicht zeitgerechte Materialien zu entfernen und nicht zeitgerechte Restaurierungen zu beheben. Dazu wurde ein lohgares (pflanzlich gegerbtes) naturelles Rindleder in voller Materialstärke für den Einband verarbeitet. Um weitere Abnutzung zu verringern, wird der Atlas seitdem nur noch für wissenschaftliche Zwecke geöffnet.[4]
Im Jahr 1971 wurden 50 aufwendige Faksimile hergestellt, in Höhe und Breite jeweils halbiert auf ca. 79 × 50 cm (geschlossen), mit Ledereinband und Messingbeschlägen und -schließen. Zudem wurden weitere 700 Exemplare in äußerlich vereinfachter Form (nur das Wappen als Metallbeschlag) produziert. Dazu gab es einen wissenschaftlichen Kommentarband von Egon Klemp, dem damaligen Leiter der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin.[5]
Die Staatsbibliothek zu Berlin übernahm den Atlas als Nachfolgeinstitution und zeigt ihn öffentlich im Kartenlesesaal im Haus der Staatsbibliothek Unter den Linden (Stand August 2022).
Im Oktober 2010 veröffentlichte der Verleger Gordon Cheers mit dem Titel Earth (Erde) einen Atlas, der mit ca. 1,8 × 2,7 m aufgeschlagen und 200 kg Gewicht jetzt als größter Atlas der Welt gilt.[6]
Der Atlas ist 1,7 × 2,2 m groß (aufgeschlagen zweiseitig) und 125 kg schwer. Der Holzeinband aus Eiche ist mit Leder überzogen und trägt auf der Vorderseite das Wappen aus Messing von Johann Moritz unterlegt durch ein achtspitziges Johanniterkreuz. Der hängende Elefant weist auf seine Mitgliedschaft im dänischen Elefanten-Orden hin. In den Ecken und Kanten befinden sich aufwendig gestaltete Messingbeschläge und auf der zu öffnenden Seite drei starke Messingschließen.
Der Weltatlas beinhaltet Karten aller damals bekannten Erdteile und der europäischen Länder der Zeit und beginnt mit der zeitgenössischen Weltkarte von Frederik de Wit (1630–1706). Er umfasst insgesamt 53 Karten, davon 35 doppelseitige Wandkarten und 3 Tafeln mit 18 Seekarten. Bei den Karten handelt es sich um kolorierte Kupferstiche (mit Ausnahme zweier Handzeichnungen).
Die Karten, Wappen und Symbole sind aufwendig koloriert und geschmückt, da sie üblicherweise als Wandkarten für Repräsentationszwecke genutzt wurden. Chemische Farbanalysen wurden nicht gemacht, wahrscheinlich handelt es sich um Metalloxide, die zusammen mit Eiweiß oder Gummi arabicum verwendet wurden. Oft genutzte Farben sind Karminrot, Zinnoberrot, Chromgelb und ein Chromoxydgrün für größere Flächen, welche häufig mit breiten Pinseln aufgetragen wurden. Blautöne wurden dagegen kaum verwendet.[7]
Die Karten wurden von verschiedenen Amsterdamer Druckern hergestellt, vor allem Joan Blaeu. Zudem werden im Atlas explizit die Kupferstecher Hessel Gerritsz, Josua van den Ende und Gerard Coeck genannt.[8] Als Papier wurde niederländisches, feingeripptes Büttenpapier in der Bogengröße 45 × 29,3 cm verwendet.[9]
Die Abfolge der Wandkarten entspricht annähernd der Ordnung im modernen Atlanten beginnend mit einer Weltübersicht, gefolgt von Europa, Deutschland, Preußen, den anderen europäischen Ländern und den Kontinenten Asien, Afrika und Amerika. Der Atlas beginnt mit einem Titelblatt, gefolgt von einem großformatigen Wappen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. und einem Inhaltsverzeichnis. Die Wandkarten entsprechen dem Wissen ihrer Zeit und basieren häufig auf vorherigen Werken.[10]
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