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Film von Sean Baker (2024) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Anora ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Sean Baker aus dem Jahr 2024. Die romantische Dramedy mit Mikey Madison in der Hauptrolle wurde im Mai 2024 bei den 77. Internationalen Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt und gewann mit der Goldenen Palme den Hauptpreis des Festivals.
Film | |
Titel | Anora |
---|---|
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2024 |
Länge | 139 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Sean Baker |
Drehbuch | Sean Baker |
Produktion | Sean Baker, Alex Coco, Samantha Quan |
Musik | Matthew Hearon-Smith |
Kamera | Drew Daniels |
Schnitt | Sean Baker |
Besetzung | |
|
Anora lebt in Brooklyn und verdient ihren Lebensunterhalt als Sexarbeiterin. Als sie den Sohn eines russischen Oligarchen kennenlernt, heiratet sie ihn spontan. Als die Nachricht die Schwiegereltern in Russland erreicht, machen diese sich auf den Weg nach New York, um die Ehe annullieren zu lassen.[2]
Anora ist der achte Spielfilm des vielfach preisgekrönten US-amerikanischen Filmregisseurs, -produzenten und Drehbuchautors Sean Baker. Das Werk wird als „romantische Dramedy“ beschrieben[3] und handelt von einer Sexarbeiterin. Die Geschichte soll in einem gehobenen Teil von New York spielen.[4] Erneut arbeitete Baker mit den Filmproduzenten Alex Coco und Samantha Quan[3] sowie Kameramann Drew Daniels zusammen. Ursprünglich hatte er geplant, einen weitaus höher budgetierten Ensemblefilm über die Opioidkrise in den USA zu drehen.[5] Das Thema war zuvor von anderen Film- und Fernsehregisseuren aufgegriffen worden.
Die Dreharbeiten zu Anora fanden über gut zwei Monate in Las Vegas und New York statt und endeten im März 2023. Baker gab an, dass es sich um seine bisher größte Filmproduktion handle. Anora soll dabei etwas mehr als The Florida Project (2017) gekostet haben,[4] dessen Produktionskosten sich auf zwei Millionen US-Dollar beliefen.[6] Thematisch orientiere er sich dabei an seinen bisherigen Filmen, folge aber erstmals vermögenden Protagonisten. Im Mittelpunkt der Handlung soll eine Sexarbeiterin stehen. Die Hauptrolle übernahm die Schauspielerin Mikey Madison. Der Ton des Films sei laut Baker „eher komödiantisch“ gehalten. Kameramann Daniels habe sich bei den Aufnahmen an der klareren Kinoästhetik der 1970er-Jahre[4] und entsprechend alter Erotikfilme bedient[7] („Wir suchen nach einem verschwommeneren, verwascheneren Look für den neuen Film“[7]). Auch wurde Anora auf 35-mm-Material gefilmt.[8]
Ende Juni 2023 nahm Baker am Cinema Jove Festival in Valencia teil, wo er einen Preis für sein Gesamtwerk in Empfang nahm. Dabei berichtete er auch über Anora und, dass es das fünfte Mal sei, dass er sich auf die eine oder andere Weise mit dem Thema Sex auseinandersetzen werde. Baker kritisierte dabei im Zusammenhang, dass es „eine Art Doppelmoral“ bei dem Thema Sex gäbe. „Sex ist überall, schauen Sie sich nur das Phänomen Onlyfans an, aber das heutige Kino hat es als Handlung verworfen. Wir leben […] in einer exhibitionistischen Gesellschaft, die es vermeidet, über ihre Obsession zu sprechen“, so der Filmemacher. Baker zufolge sei „die Erforschung von Sex und Erotik […] etwas, vor dem wir zurückschrecken“ würden. Er vermutete, dass es „vielleicht […] mit dem Aufstieg des Puritanismus in den USA „und im Rest der Welt zu tun“ habe. „Wir haben einen seltsamen Punkt erreicht, an dem wir uns mit Gewalt wohler fühlen als mit Sexualität“, so Baker.[7]
Wie bei Bakers vorangegangenen Film Red Rocket (2021) liegen die weltweiten Verwertungsrechte bei FilmNation Entertainment.[8]
Die Uraufführung von Anora erfolgte am 21. Mai 2024 im Hauptwettbewerb des 77. Filmfestivals von Cannes.[9] Das Premieren-Publikum zollte Bakers Film zehnminütigen Applaus nach Ende der Vorstellung.[10] In den kommenden Monaten gelangte der Film ins Programm von mehr als einem Dutzend internationalen Filmfestivals, darunter Telluride (August), Toronto, Deauville, San Sebastián, Vancouver und New York (jeweils im September) sowie Mumbai, Hamburg, Zürich, Busan, London und São Paulo (jeweils im Oktober).[11]
Am 18. Oktober 2024 fand ein limitierter Kinostart in USA durch den Verleiher Neon statt.[3][11] Das Unternehmen hatte zuvor mit Parasite, Titane, Triangle of Sadness und Anatomie eines Falls auch die zwischen 2019 und 2023 mit der Goldenen Palme in Cannes preisgekrönten Filme in Nordamerika verliehen.[2] Am Eröffnungswochenende erzielte Anora ein geschätztes Einspielergebnis von 540.000 US-Dollar in sechs Kinos in Los Angeles und New York. Mit einem Umsatz von durchschnittlich 90.000 US-Dollar pro Kino war Bakers Film der bis dahin finanziell erfolgreichste des Kinojahres und löste damit Kinds of Kindness (cira 75.000 US-Dollar) von der Spitzenposition ab. Nur Asteroid City hatte 2023 in der Post-Covid-Ära ein höheres Einspielergebnis pro Kino erzielt.[12] Nach der Veröffentlichung in insgesamt 34 Kinos kam Anora auf einen eindrucksvollen Umsatz von 25.000 US-Dollar pro Kino und erklomm mit Einnahmen von 867.000 US-Dollar Platz 8 der US-amerikanischen Kinocharts.[13] Der Film erreichte bisher weltweit einen Box-Office-Gesamtumsatz von 2,28 Millionen US-Dollar. Davon entfielen 1,66 Millionen US-Dollar in den Vereinigten Staaten und Kanada sowie 626.009 US-Dollar im Rest der Welt.[14]
Die Unternehmen Focus Features und Universal Pictures International sicherten sich unter anderem die Verwertungsrechte für den deutschsprachigen Raum.[8] Ein regulärer Kinostart in Deutschland wurde auf den 31. Oktober 2024 festgesetzt.[11]
Im internationalen Kritikerspiegel des Branchenmagazins Screen International erhielt Bakers Regiearbeit 3,3 von 4 möglichen Sternen und belegte gemeinsam mit dem indischen Beitrag All We Imagine as Light den zweiten Platz unter allen gezeigten Wettbewerbsbeiträgen in Cannes, hinter dem iranischen Beitrag Die Saat des heiligen Feigenbaums.[15] Bereits Monate zuvor hatten die amerikanischen Branchendienste IndieWire und Variety den Film beziehungsweise die Schauspielleistung von Hauptdarstellerin Mikey Madison mit zu den am meisten erwarteten des Filmjahres 2024 gezählt.[16][17]
Auf der Website Metacritic erhielt Anora eine Bewertung von 91 von 100 möglichen Punkten, basierend auf mehr als 40 ausgewerteten englischsprachigen Kritiken. Dies entspricht einhelligem Beifall („universal acclaim“) und es wurde eine eindeutige Filmempfehlung („must-see“) ausgesprochen.[18] Auch die Website Rotten Tomatoes fasste den Konsens der englischsprachigen Filmkritik fast ausnahmslos positiv zusammen. Von den nach der Premiere aufgeführten über 170 Kritiken sind 99 Prozent positiv („fresh“) und führten zu einer Durchschnittswertung von 9,2 von 10 möglichen Punkten.[19] Der Konsens der Rezensenten befand, dass es sich bei Anora um ein „innovatives romantisches Drama“ und eine „weitere wunderbare Chronik“ des Autorenfilmers Baker handle, „die durch Mikey Madisons schrille Darbietung noch mehr Schwung“ erhalte.[20]
David Ehrlich (IndieWire) stimmte in das Lob mit ein. Er gab der „herzzerreißenden, aber urkomischen Klassenkomödie“ die Schulnote „A“ (deutsches Schulsystem: 1) und pries die Darstellung ihrer „überragenden“ Titelheldin Mikey Madison. Die Geschichte sei näher an Der schwarze Diamant von Benny und Josh Safdie angesiedelt, statt an Pretty Woman. Ehrlich lobte die „unvergessliche“ Schlussszene, in der die Realität den Film einhole.[21] Auch listete die IndieWire-Redaktion Anora auf den dritten Platz seiner möglichen Palmen-Anwärter, hinter dem am vorletzten Tag aufgeführten iranischen Beitrag Die Saat des heiligen Feigenbaums und All We Imagine as Light.[22]
Laut Greta Gerwig, Juryvorsitzende des Hauptwettbewerbs von Cannes, hatte Anora etwas, das die Jury „an einen Klassiker erinnerte“. Auch hob sie den Aufbau hervor, der zum Teil Werken von Ernst Lubitsch und Howard Hawks ähnle.[23]
Für Anora erhielt Sean Baker die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes zuerkannt.[24] Es war der erste Sieg eines US-amerikanischen Regisseurs seit 2011. Baker widmete die gewonnene Trophäe allen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sexarbeiterinnen.[25]
Gewonnene Preise und Nominierungen im Überblick:[26]
Festival / Filmpreis | Kategorie | Resultat | Preisträger / Nominierte |
---|---|---|---|
British Independent Film Awards 2024[27] | Bester internationaler Independentfilm | Ausstehend | Sean Baker |
Filmfestival von Cannes (2024) | Goldene Palme – Bester Film | Gewonnen | Sean Baker |
Critics Choice Awards Celebration of Cinema & Television (2024) | Produzenten-Preis – AAPI Cinema & Television | Gewonnen | Samantha Quan |
Gotham Awards (2024) | Bester Film | Nominiert | Sean Baker, Alex Coco, Samantha Quan |
Beste Regie | Nominiert | Sean Baker | |
Beste Hauptrolle | Nominiert | Mikey Madison | |
Beste Nebenrolle | Nominiert | Juri Borissow | |
Filmfestival von Mill Valley (2024) | Beste Nachwuchsdarstellerin | Gewonnen | Mikey Madison |
Filmfestival von Miskolc (2024) | Emeric-Pressburger-Preis – Bester Film | Nominiert | Sean Baker |
Filmfestival von Savannah (2024) | Beste Nachwuchsdarstellerin[28] | Gewonnen | Mikey Madison |
Filmfestival von Toronto (2024) | Publikumspreis – Bester Film[Anm 1] | Nominiert | Sean Baker |
Anm: |
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