Das Angeldänische (dänischAngeldansk oder Angel(bo)mål) war eine in Angeln (dän.: Angel) und Schwansen (dänisch Svans) verbreitete Varietät des Südjütländischen (Sønderjysk)[1].
Mit dem Sprachwechsel ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Angeldänische zunehmend vom Hoch- und Niederdeutschen als Umgangssprache abgelöst. In Schwansen hatte sich das Niederdeutsche bereits seit dem ausgehenden Mittelalter neben dem Dänischen verbreitet[2], das Angeldänische wurde jedoch in den Schleidörfern noch bis in das 19. Jahrhundert gesprochen. So wurde nach Angabe des Karbyer Pastors Leifhold dort 1798 noch ein „verdorbenes anglisches Dänisch“ gesprochen. Der Philologe Peter Treschow Hanson beschrieb den Sprachwechsel vom Angeldänischen zum Niederdeutschen in Schwansen in einer Reisebeschreibung von 1813.[3] Zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Angeldänische bereits in Schwansen und großen Teilen Angelns verschwunden.[4] In den 1930er Jahren wurden im nördlichen Angeln noch Aufzeichnungen des Dialektes gemacht, die in das 1995 herausgekommene Wörterbuch über das Angeldänische (Ordbog over den danske dialekt i Angel) hineinflossen.
Literarisch hat das Angeldänische nur wenige Spuren hinterlassen, da es niemals als offizielle Schul- oder Kirchensprache verwendet wurde.[5][6] Schulsprache war zumeist Hochdeutsch, Mitte des 19. Jahrhunderts auch Hochdänisch. Es gibt jedoch einzelne Überlieferungen wie Gedichte und Reime, z. B. einen Bauernreim aus Kleinwolstrup. Spuren des Angeldänischen finden sich heute noch als Substrat z. B. in Form von Danismen im angeliter Plattdeutsch.
Zu beachten ist, dass das heute in der Region verbreitete Südschleswigdänisch eine Variante des Hochdänischen und nicht wie Angeldänisch eine Variante des südjütländischen Dialektes darstellt.
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Charakteristisch für das Angeldänische waren unter anderem der musikalische tonale Akzent (wie er heute noch in den dänischen Dialekten in Sundeved, auf Als und Langeland sowie im Schwedischen und Norwegischen anzutreffen ist) und der Reibelaut für das harte G (/g/ zu /ch/, was sich heute noch im Angeliter Plattdeutsch findet). Es fanden sich auch Hebungen von /o/ zu /u/. Statt kone (dä. Ehefrau) oder honning (dä. Honig) hieß es im Angeldänischen kuhn und hunne (vgl. isl.hunang). /ig/ im Auslaut wurde /e/ ausgesprochen. Statt farlig und billig hieß es entsprechend falle und bille. Das Wort æ stand wie im übrigen Sønderjysk heute noch für das erste Personalpronomenich. Es fanden sich zum Teil auch noch ältere nordische Formen wie hvénner (dt. wann, dän. hvornår, vgl. altn.hvenær), mjølk (dt. Milch, dän. mælk, vgl. altn. mjólk) oder gut (dt. Junge, dän. dreng, vgl. norw.gutt). Es fanden sich aber auch sprachliche Übernahmen aus dem Deutschen wie teller (dän. tallerken) oder hunger (dän. sult).[7]
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Harald Wolbersen: Der Sprachwechsel in Angeln im 19. Jahrhundert – Eine kulturhistorische Untersuchung zum Verlust der dänischen Varietät „Sønderjysk“ im Transformationsprozess zur Moderne. Hamburg 2016, ISBN 978-3-8300-9212-4.
Harald Wolbersen: Die dänische Sprache in der Region Angeln. in: Nordeuropa-Forum, Berlin 2015.
Georg Saß: Angeldänische Sprachdokumente. in: Jahrbuch des Heimatvereins Angeln, Kappeln 2005.
Bent Jul Nielsen, Magda Nyberg: Ordbog over den danske dialekt i Angel. Kopenhagen/København 1995.
Johannes Kok: Det Danske Folkesprog i Sønderjylland. Kopenhagen/København 1863–70 (1. Bd. 1863 (GB), 2. Bd. 1867 (GB)).
Eiler Henning Hagerup: Om det danske Sprog i Angel, Kopenhagen/København 1854 (GB).
Om det danske Sprog i Angel. Af E. Hagerup. Anden forgøgede Udgave, efter Forfatterens Død besörget af K. J. Lyngby. Ordbog. Sproglære. Sprogprøver. Kopenhagen/København 1867 (GB).
Vgl. die Aussage des Justiziars des Gutes Rundhof Jaspersen aus dem Jahr 1811: "Auf dem Gute ist wie in ganz Angeln die eigentliche uralte Volkssprache die dänische. Diese Sprache sprechen die Erwachsenen immer unter sich, wenn nicht ein Deutscher, der die dänische Sprache nicht versteht, unter Ihnen ist.", zitiert nach M. Mørk Hansen: Kirkelig Statistik over Slesvig Stift: Med historiske og topografiske bemærkninger, Bd. 2, Kopenhagen 1864, Seite 312.
So heißt es in Danckwerths Landesbeschreibung von 1652, zitiert nach: C. F. Allen: Geschichte der dänischen Sprache und Nationalität im Herzogthum Schleswig oder Südjütland. Erster Theil, Schleswig 1857, S. 128 (GB), und nach: Hans Nicolai Andreas Jensen: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, 4. Lieferung Flensburg 1842, S. 1384 (GB): „die Einwohner [Schwansens] gebrauchen sich Sächsischer und Dänischer Sprache“.
„Die Landschaft auf der südlichen Seite der Schley heißt Schwansen [...] Die Einwohner sind hier ebenfalls ächte Dänen, wenn auch ihre Mundart von einem Kopenhagener oder Norweger nicht leicht verstanden wird. [...] Jetzt hört die Dänische Sprache auch beym Landvolke auf und die Plattdeutsche tritt ausschließlich an deren Stelle.“ Aus: Peter Treschow Hanson: Reise durch einen Theil von Sachsen und Dänemark in den letztverflossenen Jahren, Altona 1813, S. 299 u. 300 (GB).
Fundstellen über das Angeldänische gibt es u. a. in einer Mitteilung aus dem Jahr 1880 aus Taarstedt: "Die hässliche singende Redeform aus alter Zeit ist verschwunden. Nur bei zwei alten Frauen hiesiger Gemeinde hört man ihn noch", In: Georg Saß: Angeldänische Sprachdokumente, In: Jahrbuch des Heimatvereins Angeln, Kappeln 2005, Seite 72.
So gibt es folgende schriftliche Überlieferung von Johann Christoph Ordoph, der zwischen 1728 und 1757 in Grundhof Pastor gewesen ist: "Anglisch kann weder geschrieben noch gedruckt, somit zum öffentlichen Gottesdienst nicht gebraucht werden". In: Georg Saß: Angeldänische Sprachdokumente, In: Jahrbuch des Heimatvereins Angeln, Kappeln 2005, Seite 72.
Ein in Hürup in Angeln eingesetzter aus Deutschland stammender Pastor beschwerte sich 1730 über seine Gemeindeglieder mit folgenden Worten: "Habe ich euch Teufelsgemeinde und Höllenbrände nicht Deutsch reden lehren wollen? Was hilft es aber, dieses Teufelsgesinde bleibt immer bey ihrer tollen dänischen Sprache, im Hause, unter sich, und allenthalben." In: Karl Nielsen Bock: Niederdeutsch auf dänischem Substrat, Kopenhagen 1933, Seite 262.