Theologe und deutscher Reformator Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel befasst sich mit dem Theologen und Reformator Andreas Osiander (1498–1552). Für den Theologen und Kirchenlieddichter siehe Andreas Osiander der Jüngere (1562–1617).
Auch in der Oberpfalz kam Osiander bei der kirchlichen Erneuerung eine maßgebliche Rolle zu. So lieferte er die Vorlage für das Edikt des LandesherrnOtto Heinrich und erarbeitete eine neue Kirchenordnung. Osiander stand auch hinter der Abberufung des evangelisch gesinnten Rektors der Sebaldusschule Hans Denck, welcher sich später den reformatorischen Täufern anschloss.
1549 wurde Osiander von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach als Theologieprofessor an die noch junge, 1544 gegründete Albertus-Universität Königsberg berufen. Dort geriet er in heftigen Streit mit den Anhängern Philipp Melanchthons, dem engen Weggefährten Luthers. In der Auseinandersetzung ging es um die Rechtfertigungslehre, eine der Kernaussagen reformatorischer Theologie. Für Melanchthon blieb ein Sünder auch nach der Rechtfertigung vor Christus zutiefst ein Sünder, Osiander war dagegen– ähnlich der Position der Ostkirchen– der Meinung, dass die Gerechtigkeit Christi durch den Glauben dem Menschen eingepflanzt und somit ein Wesensbestandteil des Glaubenden wird.
Dieser sogenannte Osiandrische Streit erregte den Protestantismus über viele Jahre und entzweite ihn. Letzten Endes gingen Osiander und seine Anhänger in dieser für die Reformation wichtigen theologischen Frage zeit ihres Lebens eigene Wege.[3]
Osiander galt als Kenner der hebräischen Sprache und der jüdischen Mystik. Er suchte anders als Luther einen echten Dialog mit den Juden, setzte sich energisch für ihre Rechte ein und lehnte jede Form des Antijudaismus ab. 1540 erschien (anonym) seine Schrift „Ob es wahr und glaublich sey, daß die Juden der christen kinder heymlich erwürgen und ir Blut gebrauchen“, in der er die Ritualmordbeschuldigung und andere Beschuldigungen der Juden widerlegte.[4]
Osiander war es auch, der Nikolaus Kopernikus’ Werk De revolutionibus orbium coelestium vor seiner Erscheinung 1543 in Nürnberg ein Vorwort beifügt, welches Kopernikus’ Theorie als bloßes Rechenmodell ohne Anspruch auf Übereinstimmung mit der Realität darstellte. Dabei unterließ er es deutlich zu machen, dass diese Sätze seiner Feder und nicht aus jener des Kopernikus entstammten. Noch lange Zeit herrschte die Meinung, Kopernikus habe nicht wirklich an sein Modell geglaubt. Auch nahm er an dem Werk einige weitere Änderungen vor, die nicht durch Kopernikus autorisiert waren: so strich er wichtige Passagen und fügte Sätze ein.[5]
Andreas Osiander war dreimal verheiratet.
1. Ehe mit Catherine Preu (* 1508 in Weißenburg; † 14. Juli 1537 in Nürnberg)
2. Ehe 1538 mit Helene Künhofer (auch Helena Kunhoffer; * 1519 in Nürnberg; † Mai 1545 in Nürnberg), zum Zeitpunkt der Heirat wohlhabende Witwe, 2 Töchter
3. Ehe 1546 mit Helene Magenbuch (* 14. März 1523 in Nürnberg; † 8. September 1597 in Hohenacker), der Tochter des Nürnberger Arztes Johann Magenbuch (* 1487 in Blaubeuren; † 14. Oktober 1546 in Kassel, begraben in Nürnberg). Nach dem Tod Osianders heiratete sie den Pfarrer Johannes Ruckher und wurde herzoglich württembergische Hofapothekerin.
Claus Bachmann: Die Selbstherrlichkeit Gottes. Studien zur Theologie des Nürnberger Reformators Andreas Osiander; Neukirchner Verlag, Neukirchen-Vluyn 1996. ISBN 3-7887-1589-8.
Claus Bachmann: Das Kreuz mit der Alleinwirksamkeit Gottes. Die Theologie des Nürnberger Reformators und protestantischen Erzketzers Andreas Osiander im Horizont der Theosis-Diskussion, in: Kerygma und Dogma 49 (2003), S.247–275.
Claus Bachmann: Osiander,Andreas d. Ä. (1496-1552), in: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde ELThG (Neuausgabe) Bd. 3, Holzgerlingen 2024, Sp. 1172–1175. ISBN 978-3-417-26803-4.
Jörg Rainer Fligge: Herzog Albrecht von Preußen und der Osiandrismus 1522–1568. Diss. phil. Bonn 1972. (Rotaprintdruck der Universität.) 1078 S., 57 Abb., Index.
Emanuel Hirsch: Die Theologie des Andreas Osiander und ihre geschichtlichen Voraussetzungen; Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1919.
Andreas Osiander: Ob es wahr und glaublich sei ... Eine Widerlegung der judenfeindlichen Ritualmordbeschuldigung Hrsg. von Matthias Morgenstern und Annie Noblesse-Rocher; Studien zu Kirche und Israel. Kleine Reihe 2; Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018; ISBN 978-3-374-05661-3.
Wolfgang Osiander: Die Reformation in Franken: Andreas Osiander und die fränkischen Reformatoren; Schrenk, Gunzenhausen 2008; ISBN 978-3-924270-55-1.
Alfred Raddatz: Johann Ecks Widerlegung der Schrift Osianders gegen die Blutbeschuldigung der Juden. In: Siegfried Kreuzer und Kurt Lüthi (Hrsg.): Zur Aktualität des Alten Testaments, Festschrift für Georg Sauer; Peter Lang, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-631-44045-6, S.177–186.
Walther Hubatsch: Albrecht von Brandenburg-Ansbach. Deutschordens-Hochmeister und Herzog in Preußen 1490-1568. Köln, Berlin: Grote; Heidelberg: Quelle & Meyer, 1960. – Jörg Rainer Fligge: Herzog Albrecht von Preußen und der Osiandrismus 1522-1568. Diss. phil. Bonn 1972. (Rotaprintdruck der Universität) 1078 S., 57 Abb., Index.
Freudenhammer studierte 1545 an der Universität Wittenberg; er wurde 1552 Diakon an der altstädtischen Kirche in Königsberg, 1556 Pfarrer zu Schippenbeil, 156S Prediger zu St. Barbara in Breslau, 1571 Diakonus zu St. Maria Magdalena, 1572 Diakonus zu St. Elisabeth. Er starb am 5. Juni 1572. Er war ein Schwiegersohn des Andreas Osiander. (Pantke V, 15f; Arnoldt I, 37, II 265.)