Loading AI tools
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Aleja Ujazdowskie (deutsch: Ujazdów-Allee oder auch Ujazdowskie-Allee[1][2]) ist eine Straße in Warschau. Dieser Straßenzug ist Bestandteil des Warschauer Königsweges, einer der ältesten und wichtigsten Verkehrsachsen der Stadt. Die Allee verläuft im Innenstadtdistrikt etwa 300 Meter westlich und parallel zur Warschauer Weichselböschung (damit auch parallel zur Weichsel) über eine Länge von rund 1.600 Metern. Die Straße beginnt im Norden am Plac Trzech Krzyży und geht im Süden am Belweder-Palast in die Ulica Belwederska über. Die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Allee gehört zu den prächtigsten Straßenzügen Warschaus, da sich hier nicht nur bedeutende Parkanlagen, sondern auch viele ehemalige Residenzen sowie heutige Botschaften und Ministeriensitze befinden.
Aleja Ujazdowskie | |
---|---|
Straße in Warschau | |
Aleja Ujazdowski von Süden aus | |
Basisdaten | |
Ort | Warschau |
Ortsteil | Innenstadt |
Angelegt | 18. Jhd. |
Hist. Namen | Lindenallee, Siegesallee, Aleja Stalina |
Anschlussstraßen | Plac Trzech Krzyży, Ulica Belwederska |
Querstraßen | Ulica Wilcza, Ulica Jana Matejki, Ulica Piękna, Ulica Fryderyka Chopina, Aleja Róż, Plac na Rozdrożu (mit den Straßen Ulica Koszykowa und Aleja Wyzwolenia), Aleja Armii Ludowej, Aleja Jana Chrystiana Szucha, Ulica Agrykola, Ulica Bagatela |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Individualverkehr, ÖPNV |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 1,600 Meter |
In den Jahren 1724 bis 1731 wurde ein Teil der heutigen Aleje Ujazdowskie als ein Kreuzweg (genannt: Droga Kalwaryjska) unter August dem Starken trassiert und angelegt. Der Verlauf des Weges beruhte auf einem Entwurf von Joachim Daniel von Jauch und bestand aus 14 Kapellen mit den Leidensstationen Jesu Christi, auf der westlichen Seite gelegen. Etwa um 1770 wurde dieser Weg als Teil einer anzulegenden größeren Straße in die damalige barocke Raumplanung eingetragen; zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Kapellen abgetragen.
Ausgangspunkt der neuen Planung nach einem Entwurf von August Fryderyk Moszyński war das Schloss Ujazdów, von dem aus in den Jahren 1768 bis 1773 eine Allee bis zum heutigen Plac Na Rozdrożu errichtet wurde. Dieser Platz diente als Verteiler, von hier aus erstreckten sich sternförmig Straßen in alle Richtungen. Die Anlage dieses Platzes entsprach der damaligen französischen Städteplanung; an den abgehenden Straßen entstanden – ebenso nach französischem Vorbild – weitere runde Plätze (darunter die heutigen Verkehrskreisel Plac Zbawiciela, Plac Unii Lubelskiej und Plac Jedności Robotniczej). Den Namen Al. Ujazdowskie erhielt die neue Straße um 1784. In der Endphase des Königreiches Polen wurde der Abschnitt zwischen dem Plac Na Rozdrożu und der Ulica Piękna erheblich erweitert, so dass hier der Plac Ujazdowski (deutsch: Ujazdów-Platz) entstand, an dessen Stelle in den Jahren 1893 bis 1896 der noch heute existierende Ujazdów-Park angelegt wurde.
1766 führten die Allee bereits über den Plac Na Rozdrożu bis zum Belvedere-Palast. An der ostwärtigen Seite der Straße befand sich schon damals eine bedeutende Parkanlage Warschaus – der Łazienki-Park.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, an der Ujazdowski-Allee Stadtresidenzen und kleinere Palais zu bauen, die als Sitze Warschauer Aristokraten und Unternehmer dienten. Im Jahr 1818 wurde der Botanische Garten eingerichtet. Am 7. Oktober 1825 erwarb der wohlhabende polnische Offizier Stanisław Śleszyński vom Basilianer-Orden ein großes, bis dahin weitgehend unbebautes Terrain an der Westseite der Aleje. Hier richtete er einen Vergnügungspark ein, die nach nicht mehr vorhandenen Altanen im Schweizer Stil genannte Dolina Szwajcarska (deutsch: Schweizer Tal), der 1827 eröffnete. Auf einem kleinen Teil des Grundstückes ließ er ein Palais (Śleszyński-Palais) für sich errichten. Der heute an der Ulica Fryderyka Chopina gelegene Park existiert nur noch rudimentär.
Die Bautätigkeit an der Straße nahm in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu; es entstanden viele im eklektischen Baustil ausgeführte, repräsentative Gebäude – vor allem auf der Westseite der Straße. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die Aleje die eleganteste Promenade Warschaus.[3]
Im Jahr 1857 erhielt die Allee Gaslampen und 1879 wurde begonnen, Kanalisation entlang der Straße zu verlegen. In den 1890er Jahren wurde eine pferdegezogene Straßenbahn eingerichtet, die später elektrifiziert wurde. Die Schienen dieser Bahn verliefen nicht straßenmittig, sondern an den beiden Seiten der Aleje.
Eine etwa an der Einmündung der Ulica Bagatela stehende St.-Anna-Kirche wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. In ihr befand sich das Grabmal von Marcello Bacciarelli. Am 1. Mai 1890 war die Aleje der Schauplatz der ersten Massendemonstration in Warschau. Rund 10.000 Arbeiter protestierten hier. Die Kundgebung wurde von russischen Kosaken-Einheiten aufgelöst.
Zur Wende des 19. zum 20. Jahrhundert wurden auf dem Abschnitt zwischen dem Plac Trzech Krzyży und der Ulica Wilcza beidseitig grossbürgerliche Mietshäuser errichtet. Nach Entstehung der Zweiten Polnischen Republik wurden viele der älteren Residenzgebäude als Sitz von Gesandten und Botschaftern genutzt.
Während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg gehörten die Aleje zum sogenannten „deutschen“ Stadtviertel; die polnische Bevölkerung wurde ausgesiedelt. Die Straße erhielt den Namen Lindenallee (polnisch: Aleja Lipowa) später Siegesallee (polnisch: Aleja Zwycięstwa). Nach der geplanten Zerstörung großer Teile Warschaus sollten die Aleje gemäß dem Pabst-Plan Bestandteil der neu zu erbauenden Stadt werden.
Am 5. Oktober 1939 wurde in den Aleje eine Siegesparade deutscher Truppen veranstaltet, an der Adolf Hitler teilnahm. Seine Tribüne befand sich am Zaun zum Ujazdów-Park. Anlässlich der Parade entstanden einige der ältesten Farbfotos von Warschau.[4] Am 1. Februar 1944 wurde an der Aleje in Höhe der Hausnummer 23/25 ein tödliches Attentat auf den SS- und Polizeiführer von Warschau Franz Kutschera verübt.[3] Ein Gedenkstein am Straßenrand erinnert heute an die damalige Aktion der Szare Szeregi. Während der Kämpfe im Rahmen des Warschauer Aufstandes im Jahr 1944 wurden die Aleje sowie die Mehrzahl der Gebäude (zumeist durch Brände) zerstört.
Die Wiederaufbauarbeiten nach dem Krieg dauerten bis Mitte der 1950er Jahre. Nach dem Tode Stalins wurde die Straße 1953 in Aleja Stalina umbenannt[5]. Am 27. Oktober 1956 erhielt sie ihren historischen Namen zurück. Nach dem Krieg bezogen frühere wie weitere Botschaften Gebäude an der Aleje, unter anderem unterhielten und unterhalten hier die Schweiz, die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Neuseeland, Bulgarien und Litauen ihre Vertretungen. Im direkten Umfeld der Aleje (und des Sejms) befinden sich die Neubauten der französischen, der kanadischen und der deutschen Botschaft. Weitere Botschaften befinden sich in Querstraßen wie der Aleja Róż (Indien) oder der Ulica Fryderyka Chopina (Norwegen). Botschaftsabteilungen Japans und Belgiens (Flandern) befinden sich im Dom Dochodowy zu Beginn der Allee.
Nach dem Krieg wurde die bis dahin auf den Aleje verkehrende Straßenbahnlinie stillgelegt. Bis zum 5. März 1967 verkehrten an ihrer Stelle noch Oberleitungsbusse, seitdem nur noch normaler Linienbusverkehr. Von 1971 bis 1974 wurde eine Schnellstraße zwischen der Aleja Żwirki i Wigury und dem ostwärts der Weichsel liegenden Stadtteil Praga angelegt. Diese verkehrsreiche, Trasa Łazienkowska[6] genannte Stadtautobahn unterquert am Plac Na Rozdrożu die Aleje. Zur Aleje bzw. zum Plac Na Rozdrożu befinden sich Auf- und Abfahrten.
Im Jahr 2009 wurden die Bürgersteige der Aleje großzügig saniert. Dabei entstand auch ein Fahrradweg. Für rund 18 Millionen Złoty wurden 242 Bäume gepflanzt und 20.000 Quadratmeter Granitplatten verlegt.[7]
Am 15. August findet jährlich auf der Aleje anlässlich des Tages der Polnischen Armee (polnisch: Święto Wojska Polskiego)[8] eine Militärparade statt. Das Parkgitter zum Łazienki-Park wird regelmäßig zu Fotoausstellungen genutzt. Auch deshalb ist die Ostseite der Aleje vom Ujazdów-Park bis zum Palast Belweder eine besonders im Sommer sehr beliebte Flaniermeile der Warschauer Bevölkerung.
Trotz des hohen Zerstörungsgrades der Bebauung an der Aleje im Zweiten Weltkrieg sind durch umfangreiche Rekonstruktion der alten Bausubstanz in den 1950er Jahren heute rund 95 % der Vorkriegsgebäude erhalten. Neben der 1962 erbauten Botschaft der Vereinigten Staaten, einem 10-stöckigen Wohngebäude an der Ulica Jana Matejki (Aleje Ujazdowskie 34) und dem Gebäude des Justizministeriums an der Ulica Fryderyka Chopina wurden hier keine größeren Neubauten nach dem Krieg errichtet. In den 2000er Jahren entstanden behutsam integrierte Neu- und Anbauten[9] an verschiedenen historischen Gebäuden.
Einige Gebäude wurden – vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg – nicht wiederaufgebaut. Sie wurden durch Neubauten oder Freiflächen ersetzt.
Der polnische Schriftsteller Bolesław Prus verlegte in seinem in den Jahren 1887 bis 1889 geschaffenen, bedeutenden Roman „Lalka“ (Die Puppe) um die unglückliche Liebe zwischen einem bürgerlichen Kaufmann und einer Adligen das Haus der Familie Łęcki in die Aleje.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.