Die Ala I Hispanorum Aravacorum (deutsch1. Ala der Hispanier der Aravacer) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. In dem Militärdiplom von 61 wird sie als Ala I Hispanorum et Aravacorum bezeichnet, in den Diplomen von 80 bis 102 als Ala I Arvacorum, in den Diplomen von 113 und 161 sowie in den Inschriften als Ala I Aravacorum, in den Diplomen von 112 und 115 als Ala I Aravacorum et Hispanorum und in den Diplomen von 126 bis 163 z.T. als Ala I Hispanorum Arvacorum.
I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinischprima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
Hispanorum (et) Ar(a)vacorum: der Hispanier (und) der Aravacer. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Hispanier und insbesondere aus dem Volk der Aravacer auf dem Gebiet der römischen Provinz Hispania Tarraconensis rekrutiert.
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.
Der Zeitpunkt, zu dem die Einheit aufgestellt wurde, ist unsicher; möglicherweise erfolgte dies schon unter Augustus, spätestens aber unter Tiberius (14–37).[A 1] Vermutlich war sie zunächst in Hispanien stationiert.[4]
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit in die Provinz Illyricum verlegt. Der erste Nachweis der Einheit in Illyricum beruht auf einem Diplom, das auf 61 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren.
Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Pannonia beruht auf einem Diplom, das auf 80 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 84 bis 163 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 112 in Pannonia superior).
Aus den Diplomen von 150 bis 152 geht hervor, dass eine Vexillation der Ala vorübergehend nach Mauretania Caesariensis verlegt worden war, um an der Niederschlagung eines Aufstandes teilzunehmen.[4][5][6][7][A 2]
Der letzte Nachweis der Ala beruht auf einer Inschrift,[8] die bei der EDCS auf 183/185 datiert ist.
Standorte der Ala in Pannonia waren möglicherweise:
Margaret M. Roxan nimmt an, dass Tiberius Claudius Valerius, der Decurio in der Ala II Aravacorum war und der 30 Jahre gedient hatte, um 20/29 n.Chr. rekrutiert wurde; da die Ala II Aravacorum zu diesem Zeitpunkt existierte, sollte auch die Ala I Aravacorum zur gleichen Zeit bereits bestanden haben (S. 82).
Durch die Diplome von 150 (CIL16, 99) und 151 (RMM 32) ist belegt, dass die darin aufgeführten Statthalter von Mauretania Caesariensis, Porcius Vetustinus und sein Nachfolger, Titus Varius Clemens Soldaten von Einheiten aus dem Militärdienst entlassen haben, die für einige Zeit als Verstärkung aus anderen Provinzen nach Mauretania Caesariensis verlegt worden waren. Unter diesen ehrenvoll entlassenen Soldaten waren auch Victor und Octavius. In dem Diplom von 150 fehlt der Name des Kommandeurs der Ala, während er in dem Diplom von 151 aufgeführt ist; vermutlich war der Kommandeur 150 nicht vor Ort, sondern kam erst später nach Mauretania Caesariensis (Barbara Pferdehirt S. 96 Anm. 9).
Laut Franziska Beutler sind der als Empfänger des Diploms von 139 genannte []ius Ianuarius und der in der Inschrift (CIL3, 4373) genannte Ianuarius möglicherweise identisch.
Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 161–162 Tabellen 5–6 (PDF).
Barbara Pferdehirt: Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. (=Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2004, ISBN 3-88467-086-7 Band 1, S. 92–96.
Werner Eck, Andreas Pangerl, Paul Holder: Eine Konstitution aus dem Jahr 152 oder 153 für niedermösische und britannische Truppen, abgeordnet nach Mauretania Tingitana In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 199 (2016), S. 187–201, hier S. 190–191, 194, 196 (Online).
Werner Eck, Andreas Pangerl: Eine Konstitution für abgeordnete Truppen aus vier Provinzen aus dem Jahr 152 In ZPE, Band 208 (2018), S. 229–236, hier S. 230–231, 235
(Online).
Franziska Beutler: Ein oberpannonisches Militärdiplom aus Carnuntum und der Statthalter L. Sergius Paullus In: ZPE, Band 172 (2010), S. 271–276, hier S. 272–273 (Online).
Franziska Beutler: Ein oberpannonisches Militärdiplom und eine glückliche epigraphische Koinzidenz In: R. Breitwieser (Hrsg.), Calamus. Festschrift für Herbert Graßl zum 65. Geburtstag (Philippika. Marburgs altertumskundliche Abhandlungen 57), Wiesbaden, 2013, S. 43–49, hier S. 43–46 (Online).
Werner Eck, Andreas Pangerl: Inschriften auf metallenen militärischen Gebrauchsgegenständen In: Non solum … sed etiam. Fs. für Thomas Fischer zum 65. Geburtstag, hg. P. Henrich – Chr. Miks – J. Obmann – M. Wieland, Rahden 2015, S. 113–126, hier S. 114 (Online).
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