Abtei Remiremont
Kloster in Frankreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Abtei Saint-Pierre de Remiremont (dt. Abtei Reimersberg) war ein Kloster der Benediktinerinnen, später ein weltliches Damenstift in Remiremont in den Vogesen. Es wurde im 7. Jahrhundert gegründet und im Zuge der Französischen Revolution aufgelöst. Die Äbtissinnen von Remiremont waren Fürstinnen des Heiligen Römischen Reichs. Mittelalterliche deutsche Bezeichnungen für das Kloster sind „Rumberc“ (13. Jahrhundert), „Rombech“ (1410) und Reimersberg. Die Abteikirche hat seit dem 29. Dezember 1983 den Status eines Monument historique.[1]
Die Abtei wurde um 620 von Romarich (Remiré, * um 570 in Frankreich, † 8. Dezember um 653 in Remiremont), einem Adligen zur Zeit der merowingischen Könige Theudebert II. und Chlothar II. von Austrien, gegründet. Romarich trat im Jahr 600 in das Benediktiner-Kloster Luxeuil ein, wo er auch die Ordensgelübde ablegte. Von Chlothar II. erhielt er 620 die ursprünglich gallo-römische und jetzt fränkische Villa Habendum im heutigen Remiremont am Oberlauf der Mosel. Er gründete ein Petrus geweihtes Doppelkloster, erst das Frauenkloster auf einem Hügel, dann das Männerkloster im Tal, das er zusammen mit Amatus (Amé, * um 560 in Grenoble, † um 628 in Remiremont) und nach dessen Tod alleine leitete[2]. Romarichs Nachfolger wiederum wurde Adelphius († nach 669 in Luxeuil).
Wenige Jahre nach der Gründung, als der erwachsen werdende austrische König Dagobert I. 629 nach Neustrien zog, um die Herrschaft im gesamten Frankenreich anzutreten, zog sich sein bisheriger Erzieher, Bischof Arnulf von Metz, der Stammvater der Arnulfinger und Karolinger, nach Remiremont zurück, wo er vermutlich 640 oder 641 gestorben ist. Er fand im Kloster seine erste Ruhestätte, bis sein Nachfolger im Bischofsamt Goericus die Gebeine aus dem Kloster nach Metz überführen ließ.[3]
Um 818 wurde das Kloster durch einen befestigten Konvent am Zusammenfluss von Mosel und Moselotte ergänzt. Nach dem Tod des Königs Lothar II. 869 zog sich seine Geliebte Waldrada nach Remiremont zurück, sie starb hier am 9. April eines nicht bekannten Jahres.[4]
Im Jahr 910, in der Zeit der Ungarneinfälle, fanden die Nonnen Zuflucht im Tal, im 11. Jahrhundert ließen sie sich hier endgültig nieder. Vogt des Klosters war in dieser Zeit der Graf von Metz aus der Familie der Matfriede: Gerhard, * 925/935, 963 Graf von Metz; Richard, * um 950, † 986, 965-986 Graf von Metz, und Gerhard, † 1044/45, Graf von Metz. Im Jahr 1091 übertrug Remiremont einen Teil der Vogtei, den Schutz der Abtei („custodia“), dem Herzog von Lothringen in Person von Dietrich II., einem Enkel der jüngeren Grafen Gerhard, ausdrücklich aber nicht die juristische Seite („advocatio“) des Amtes.[5] Bereits wenige Jahre später, am 25. Januar 1114 (neuer Stil) nahm Kaiser Heinrich V. den Schutz des Klosters an sich.[6]
Am 28. September 1070 erhielt die Abtei von König Heinrich IV. die Reichsunmittelbarkeit, so dass die Herzöge von Lothringen dem späteren Kaiser auch als „Grafen von Remiremont“ huldigen mussten. Auf dieser Basis prägte Remiremont bis ins 13. Jahrhundert hinein eigene Münzen. Am 24. April 1088 unterstellte Papst Urban II. die Abtei unmittelbar dem Heiligen Stuhl, so dass die vom Kapitel gewählte Äbtissin immer von Rom bestätigt werden musste. Etwa zur gleichen Zeit, also Ende des 11. Jahrhunderts begann die Umwandlung des Klosters in ein säkulares Damenstift, die Reorganisation war im 12. Jahrhundert bereits abgeschlossen.
Im 12. und 13. Jahrhundert hatte das Kloster gegen die Ansprüche der Herzöge von Lothringen zu kämpfen, obwohl viele Äbtissinnen der herzoglichen Familie entstammten.
Am Beginn des 14. Jahrhunderts endete schließlich im Kloster die Dominanz der lothringischen Äbtissinnen, ihre Nachfolgerinnen kamen nun aus der Freigrafschaft Burgund, schließlich dann fast durchweg aus Frankreich. Die erste von ihnen, Clémence d’Oyselet, wurde 1307 von König Albrecht I zur Reichsfürstin ernannt[7]. Im Jahr 1415 erhielt die Äbtissin Henriette d’Amoncourt den Fürstentitel von König Sigismund, ihre Nachfolgerinnen trugen ihn dann ebenfalls, nun jedoch ohne Verleihung durch den Herrscher.
Erst 1566 gelang es Herzog Karl III. von Lothringen, die Reichsunmittelbarkeit der Abtei im Handstreich zu beenden, indem er einen Feldzug Kaiser Maximilians II. in Ungarn ausnutzte.
Ab 1751 wurde ein neues Palais für die Äbtissin im Stil eines Bischofspalastes gebaut, mit der Folge, dass über die Bauten aus der Zeit vor 1751 keine Informationen mehr vorliegen. Den Beginn der Französischen Revolution überstand die Abtei nicht lange: Am 7. Dezember 1790 wurde die Klosterkirche geschlossen.
Die Angehörigen der Abtei wurden unter denjenigen Interessentinnen ausgewählt, deren 64 Vorfahren sämtlich adlig waren – eine Probe, die eine Tochter des Königs Heinrich IV. nicht bestand, da ihre Mutter die aus nichtadliger Familie stammende Maria de’ Medici war.
Lediglich die Äbtissin legte im Stift noch die Gelübde ab, für die Kanonikerinnen galten sie lediglich zeitweise, auch trugen sie weltliche Kleidung in Form einer prunkvollen perlgrauen Tracht, die mit weißem Pelz besetzt war, dazu eine zierliche Haube.[8] Sie konnten sich immer gegen das Leben im Stift entscheiden, es zum Beispiel aufgeben, um zu heiraten, zudem lebten sie nicht mehr im Kloster, sondern in Privathäusern mit einer umfangreichen Dienerschaft. Die Stiftsdamen wählten zudem eine „Nichte“ genannte Person aus, die ihr zur gegebenen Zeit im Stift nachfolgen sollte. Die Zahl der Stiftsdamen überstieg niemals 72, bei der Auflösung waren es 32 Damen und 21 „Nichten“, die der Abtei angehörten.
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